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Immer mehr Kita-Plätze, aber...

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Von: Joachim Legatis

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Spielzeug liegt in einer Kindertagesstätte auf dem Boden. Nach der Bedarfsplanung des Jugendamts fehlen im Kreis immer noch einige Betreuungsplätze für Vorschulkinder. © DPA Deutsche Presseagentur

Eine gute Kinderbetreuung ist für Familien ein wichtiges Argument, wenn sie in den Vogelsberg ziehen möchten. Doch die Lage in den Kommunen ist sehr unterschiedlich, wie sich jetzt im Jugendhilfeausschuss zeigte. Laut Bedarfsplanung hat Mücke 45 Kita-Plätze zu wenig, in Homberg sind es 40. Demgegenüber stehen in Feldatal mehr Plätze bereit, als aktuell benötigt werden.

Immer mehr Vogelsberger - statt des noch vor Jahren vorhergesagten Schrumpfkurses hat der Kreis zuletzt eine sehr positive Entwicklung genommen. Das zeigt sich gerade bei der Zahl der Kinder, überfüllte Einrichtungen für sie sind nicht ausgeschlossen. Im Jugendhilfeausschuss des Kreises legte nun Helmut Benner vom Jugendamt eine Statistik vor, wie sich das Angebot der Kinderbetreuung in diesem Jahr entwickelt. Es fehlen 24 Betreuungsplätze, den größten Bedarf gibt es in Homberg, Alsfeld, Schotten und Mücke. Dort fehlen 192 Plätze für die lieben Kleinen. Dem gegenüber hat Feldatal 43 freie Betreuungsplätze.

Dabei betont Benner, dass der Gesetzanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz gegenüber dem Vogelsberkreis besteht, aber die Einrichtungen von den Kommunen betrieben werden. Der Kreis ist lediglich in der Qualifizierung von Tagesmüttern und in der Kita-Aufsicht aktiv. Benner stellte klar, dass das Jugendamt als öffentlicher Jugendhilfeträger in der rechtlichen Gesamtverantwortung steht.

Auf Nachfrage der Ausschussvorsitzenden Gerhild Hoos-Jacob, was gegen den Mangel an Kita-Plätzen getan werden kann, meinte Jugenddezernent Dr. Jens Mischak: »Wir können nur an die Kommunen appellieren, ähnlich wie bei der medizinischen Versorgung.« Eine Anweisung zum Bau von Kitas sei nicht möglich.

Die sind aber nicht untätig: In Mücke werden derzeit zwei Kindertagesstätten erweitert. Denn die Kommune benötigt durch starken Zuzug einfach mehr Betreuungsplätze. Deshalb werden dort die Kosten in Kauf genommen.

Benner verwies darauf, dass die bisherige Bedarfsplanung von anderen Voraussetzungen ausgegangen ist. So waren »die Bevölkerungsprognosen der vergangenen Jahre sehr düster«, die Bevölkerungszahl habe sich aber positiver entwickelt. Anfang 2019 lebten 105 926 Menschen im Kreis, im Januar 2022 waren es bereits 107 475. Entsprechend entwickelten sich die Kinderzahlen von 5484 am 1. Januar 2020 auf 5905 zu Beginn dieses Jahres. Die Zahl umfasst Kleinkinder von null bis sechseinhalb Jahren, wenn sie das Grundschulalter erreichen.

Bei der Bedarfsplanung für die Kindertagesbetreuung sind zunächst die Zahlen der Plätze in den Kitas und der Tagespflege erhoben worden. Zum Beispiel hat Homberg 213 Plätze für Kinder von drei bis sechs Jahren, 68 für unter Dreijährige sowie zehn in der Tagespflege. In Mücke sind es 258 Plätze für Ü3, 159 Plätze für U3 und 37 in der Tagespflege.

Dem stellen die Mitarbeiter des Jugendamts den Platzbedarf in den Vogelsberger Kommunen gegenüber. Daraus ergibt sich ein Platzbedarf bei den Null- bis Sechseinhalbjährigen in Homberg von 331, mithin gibt es 40 Plätze zu wenig. In Alsfeld stehen 661 Plätze bereit, dort fehlen 65 Plätze. In Mücke sind 45 Plätze zu wenig vorhanden, in Kirtorf 11. In Ulrichstein wird der Bedarf rechnerisch befriedigt, in Gemünden hat man sechs Plätze über dem Bedarf und in Feldatal 43. Dem Jugendhilfeausschuss des Kreises gehören Vertreterinnen von Jugendeinrichtungen und Kreisparlamentarier an. Deshalb gab es gleich eine Nachfrage, wie Integrationsmaßnahmen in den Kitas berechnet werden.

Benner räumte ein, dass durch die Betreuung von Kindern mit einer Behinderung die Gruppengröße von 25 auf 20 Plätze verringert wird. Ein Problem bei der Sicherung von Betreuung ist auch, dass Eltern zugemutet werden kann, ihren Nachwuchs über eine gewisse Distanz zu transportieren, wenn im eigenen Wohnort kein Platz frei ist.

Benner und Mischak betonten, dass es für Kommunen wichtig ist, eine gute Kinderbetreuung zu sichern. Es sei gerade für Familien mit kleinen Kindern wichtig, auch in dieser Hinsicht gut versorgt zu sein, wenn sie sich ansiedeln wollen. »Es ist ein Aushängeschild für Kommunen, wenn die Kindertagesbetreuung ausgebaut wird«, sagte Benner. Mischak erinnerte daran, dass der Bau von Kitas eine teure Angelegenheit ist. Die Förderprogramme des Landes reichen bei weitem nicht aus.

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