Immer größere Windkraftwerke

Der Vogelsberg versorgt Haushalte und Unternehmen im weiten Umkreis mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Immer modernere Windenergieanlagen ersetzen die Altgeräte, die vor 20 Jahren auf Kuppen der Region gestellt wurden.
Der Vogelsberg ist bekannt für seine vielen Windräder, die sich auf den Höhen drehen. Doch die Optik ändert sich. Die alten Windkraftwerke werden durch Großgeräte der neuesten Generation ersetzt. Sie haben riesige Rotorblätter, weshalb die Stromausbeute deutlich steigt. Elf neue Windenergieanlagen sind im Vorjahr vom Regierungspräsidium genehmigt worden, die nun errichtet werden.
So entstehen drei Anlagen im Windpark Eckmannshain zwischen Ulrichstein und Stumpertenrod. Die Windparke Romrod und Fleschenbach (Freiensteinau) werden um jeweils ein Gerät ergänzt. Gleich sechs Windenergieanlagen werden bei Brauerschwend nahe der Deponie Bastwald und Reuters/Maar installiert.
Welche Dimensionen die Anlagen haben, wird in Romrod deutlich. Dort wird der Windpark an der Autobahn bei Zell um ein Gerät von Enercon ergänzt. Die Nabenhöhe liegt bei 160 Meter, der Rotor hat einen Durchmesser von stattlichen 138 Metern, was zu einer Gesamthöhe von 229 Metern führt. Die Leistung beträgt 4,2 Megawatt (MW) Strom.
Zufrieden mit der Genehmigung des Windpark Eckmannhains bei Stumpertenrod ist Feldatals Bürgermeister Leopold Bach. Nun wolle die Projektiererfirma an der Ausschreibung für Einspeisevergütungen teilnehmen. Die Rodungsarbeiten oberhalb des Zeltlagers Eckmannshain sollen im Herbst anlaufen. Danach kann der Bau beginnen. Die Inbetriebnahme ist für 2023 geplant.
Kürzlich genehmigt wurden zwei Windenergieanlagen bei Homberg-Erbenhausen. Die 240 Meter hohen Geräte leisten je 5,5 Megawatt. Sie ersetzen sechs Rotoren, die nach 20 Jahren abgebaut werden. Dadurch verdoppelt sich fast die Leistung des Windparks von bislang 6 MW auf 11 MW.
Ebenfalls genehmigt sind drei WEAs am Standort »Vockenrod« in Antrifttal. Bei einer Höhe von 239 Metern leisten sie je 4,5 MW.
Laufende Verfahren
In diesem Jahr können Genehmigungsverfahren für weitere Rotoren abgeschlossen werden. So sind in Ulrichstein Anlagen bei Helpershain und Wohnfeld beantragt. Sie sollen kleine Geräte ersetzen. Die Verfahren sind für die Stadt wichtig, weil der Betrieb gute Einnahmen bringen soll.
In der Pipeline sind noch Windenergieanlagen in Homberg, wie das RP erläutert. Genehmigungsverfahren für Geräte bei Homberg-Bleidenrod und bei Höingen für den »Windpark Amöneburg III« sind noch nicht abgeschlossen. Dabei laufen die Genehmigungsverfahren über Jahre hinweg. Der Windpark »Feldatal-Markhohl« ist seit 2013 in Planung, nun will die Projektiererfirma WPD den Antrag für drei Anlagen »im zweiten Quartal diesen Jahres« erneut einreichen, wie Projektleiter Johannes Weisensee sagt.
Der lange Vorlauf bis zum Antrag resultiert aus der notwendigen Abstimmung mit vielen Behörden und Institutionen, um Probleme bei Denkmalschutz, Wasserhaushalt, Flugsicherung und mehr abzuklären. Besonders aufwändig fallen die Arbeiten zum Naturschutz aus, da sich Sachverhalte im Laufe der Zeit ändern und um gravierende Schäden an der Natur zu verhindern.
Die Anlagen werden im Wald oder auf Wiesen errichtet, die Lebensraum von Pflanzen und Tieren sind. Im Bereich Markhohl leben geschützte Rotmilane.
Deshalb werden nun drei Anlagen im Wald zwischen Groß-Felda und der B 49 beantragt. Sie sollen 241 Meter hoch werden und je 4,2 MW leisten, sagt Weisensee. Der Bau könnte 2024 erfolgen, »das ist die grobe Planung«. Im Offenland ist es schwieriger, weil dort Rotmilane ihre Beute suchen, wie eine Untersuchung ergab. Deshalb ruhen die Planungen. Doch 2021 ist eine Verwaltungsvorschrift Naturschutz/Windenergie des hessischen Umweltministeriums erschienen.
Auch soll im Sommer ein Sommerpaket für Ausbau der Windenergie an Land von der Bundesregierung vorgestellt werden. Dadurch erhofft sich Weisensee neue Perspektiven für Anlagen im Offenland. Dort könnten bis zu vier WEA in Kooperation mit Projektierer Renertec entstehen.
Zu der Hoffnung auf neue Möglichkeiten tragen Ergebnisse eines europäischen Forschungsvorhabens bei, von dem Weisensee berichtet. Dafür wurden mehr als 1000 Rotmilane mit Peilsendern ausgestattet und ihre Wege verfolgt. Ein Ergebnis ist, dass Windkraftanlagen bei Todesursachen nur auf Platz 7 rangieren.
Ob die Anlagen im Offenland möglich werden, »wissen wir erst im Herbst«. Dann ist mit einer Vorplanungsphase von zwei bis drei Jahren zu rechnen. Allein eine Artenschutzkartierung erfordert ein ganzes Jahr, um alle Vegetationsperioden abzudecken. Immerhin ist nun klar, dass Feldatal und Romrod an Erlösen nach dem neuen Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) beteiligt werden. Weisensee beziffert das auf rund 30 000 Euro pro Anlage jährlich, die anteilig an die Kommunen im Radius von 2,5 Kilometern um den Standort gehen.
