Wilde Affenhorde und Eierautomat

Homberg (nr). »Schlange, Affe, Fledermaus, alle rein ins Irrenhaus - Hakuna Matata am Schächerbach«, unter diesem Motto hätte der Homberger Stiefelclub gerne 2021 und 2022 Fasching gefeiert, was pandemiebedingt nicht möglich war. Dieses Jahr hätte beinahe die Energiekrise erneut den Fasching in der Stadthalle zum Kippen gebracht und erst in letzter Minute konnte das Ruder herumgerissen werden.
Umso strahlender fiel das Lächeln der Vorsitzenden Maja Metz und Yvonne Fina bei der Begrüßung in der ausverkauften und bis ins Detail im Safari-Style geschmückten Stadtnarrhalla aus.
»Wie in einem Traum« haben sie sich gefühlt, dass es mit Unterstützung von Bürgermeisterin und Magistrat doch noch klappte, die Sitzung, den Strammen Max und Kinderfasching feiern zu können.
Stadtleben auf die Schippe genommen
Simke Ried und die Stadträte in der ersten Reihe freuten sich über die Dankesworte. Mit dem tierischen Elferrat führt Präsident Andreas Sinke durch die Sitzung und gab die Bühne für die Garde frei. Laura Schepp amüsierte mit der ersten Büttenrede, bevor Dr. Dagmar (Dagmar Bisanz) Details über die trinkfreudigen Rüsseltiere, die Elefanten brachte. Die HSC-Minis machten tierisch ernst und wirbelten als wilde Raubtiere.
Auch nicht gerade zahm war die Zunge der safarireisenden Damen Frau Hom (Silke Kraft) und Frau Berg (Astrid Weixler), deren Abenteuer sich zwischen Wappenstein, Eierautomat und Weihnachtsbeleuchtung abspielte. Gewohnt scharfzüngig nahmen sie das Stadtleben auf die Schippe und wurden musikalisch von Frank Deeg unterstützt. Doktor Dagmar beschrieb das Eheleben der Raubkatzen, bis die Teeniegarde in großer Besetzung zum Marsch auftrat. Hier werden bald einige Tänzerinnen in die Garde aufrücken, denn beinahe wäre ihnen die Bühne zu eng geworden.
Marktschreier (Thomas »Aut« Kraft) verlieh seinen Worten mit der Glocke Nachdruck. Er verstand es bestens, schwierige Themen der Stadt- und Weltpolitik in Reimform gekonnt darzubieten. Mika Metz als Tanzmariechen ließ die Zuschauer kurz den Atem anhalten mit ihren akrobatischen Einlagen und erntete großen Applaus. Solche Verrenkungen können die Offlärere Woase (Brigitte Reichhardt und Nina Mergner) nicht mehr darbieten, aber für ein bißchen Yoga und viel Neues über die Vorteile von Beerdigungen statt Hochzeiten gab es in Mundart zu hören. Auch die Überleitung zum Arbeitsschutz Team der HSC-Allstars und was das alles mit der Dickwurzmühle zu tun hat, gelang prächtig. In bester »Hänsel und Gretel«-Manier wie einst Otto Waalkes bekam der Refrain über die Rübenmühle stets andere bekannte Melodien. Andreas Sinke in der Glanzrolle als Holländer berichtete mit Frank Deeg musikalisch vom steinigen Weg zum Fasching 2023. »Tausendmal helau«, schallte es durch die Halle, ehe es politisch wurde. Zur Kommunalwahl hat der HSC bereits auf YouTube das Triell der Kandidaten mit Handpuppen dargestellt. Nach Einstimmungsvideo mit Vorstellung der Beteiligten wie Zimke Speed, Ararara, Frutta Dumpf, Schreckhard Schisserich und Stüller Tossten durch Moderator-Frosch Frank Stahlstift ging es in die Vollen. Die kommunalpolitischen Schwierigkeiten wurden auf den Punkt verkörpert und durch den Kakao gezogen.
Da hatte die Schlange in Dr. Dagmars Tierlexikon leichtes Spiel, das Publikum wieder in seichtere Gewässer zu führen. Ins Dschungelcamp führte der aufregende Ausflug der HSC-Showtanzgruppe. Ob die Handynummern auf den Shirts jedoch wirklich zu den Tänzerinnen führten, blieb ihr Geheimnis.
Schön ist, dass der HSC keine Nachwuchssorgen hat. Die All Stars der nächsten Generationen brachten das Publikum mit Mallorca- und Apres-Ski Hits in Laune, um als Höhepunkt das HSC Männerballett zu empfangen. Die wilde Affenhorde tobte auf der Suche nach der Kokosnuss herum und konnte nicht verhindern, dass das Menschenmädchen Mogli zum Äppler trinken verführte und entkleidete sich bis auf ein paar knallrote Hüpfanzüge mit etwas Schischi.
Im finalen Jubel und Konfettiregen war allen Beteiligten klar: Fasching kann man nicht absagen, Fasching ist ein Gefühl. Am Rosenmontag war die Stadthalle zum Kinderfasching voll bis auf den letzten Platz, weil auch die kleinsten Sehnsucht nach Kostümen, Party und Kamelle hatten.


