»Stadtflucht wird weitergehen«

Homberg (ks). Auf dem Land tut sich was. Seit der Corona-Pandemie zieht es immer mehr Menschen aus den Städten hinaus in ländliche Gebiete. Der neue Entwurf des regionalen Raumordungsplans trägt dem aber nicht Rechnung. Er geht von einem hohen Bevölkerungsrückgang aus. Etliche Vogelsberger Kommunen nennen das einen Fehler und beklagen, dass sie zu wenig Entwicklungsspielraum haben.
Das wird auch in Homberg so gesehen, deshalb hat man auch hier Einwendungen gegen den Regionalplan formuliert. Stadtplaner Mathias Wolf vom Planungsbüro Fischer stellte jetzt im Bau- und Umweltausschuss die Änderungsanträge vor, die vorgebracht werden sollen.
Wolf sieht Annahmen des Regionalplans kritisch, so den für den Vogelsberg vorhergesagten Bevölkerungsrückgang von zehn Prozent. »Meine Erfahrung ist eine andere. Wir kriegen in der Zukunft eine weitere Stadtflucht. Durch Digitalisierung können immer mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten, dort vielleicht noch die Eltern betreuen.« Die Nachfrage nach Bauplätzen und Häusern sei in der Gegend momentan hoch, so Wolf. Es müsse allerdings auch darum gehen, die »ländliche Struktur zu bewahren«. Für Homberg, aber auch umliegende Gemeinden sieht er »eine moderate gute Entwicklung in den nächsten Jahren«.
In Homberg möchte man beim Regionalplan bei den Siedlungsflächen und beim Gewerbe eine Ausweitung der bisher vorgesehenen Flächen. Bisher sind sechs Hektar an Siedlungsfläche im Regionalplan bis 2035 vorgesehen. Zu wenig, meinen die Homberger, zumal wegen noch nicht umgesetzter Bebauungspläne noch einiges abgezogen werden könnte. Das gilt auch, wenn vorhandene Baulücken nicht aktiviert werden können. »Sechs Hektar sind für die nächsten 14 Jahre eindeutig zu wenig«, meint auch Planer Wolf. Deshalb solle man 14 Hektar fordern.
Bei den Gewerbeflächen könnten sich die bestehenden Betriebe nach bisherigem Stand kaum noch erweitern, weil der Regionalplan fast alle Flächen nur für das neue Industriegebiet vorsieht.
Mehr Möglichkeiten für Betriebe
Deshalb solle die bisher für Gewerbeflächen vorgesehene Fläche von 25 auf 33 Hektar erhöht werden. Dann könnten sich auch vorhandene Betriebe erweitern und müssten nicht in das neue Industriegebiet umziehen.
Gewünscht wird auch, dass die landwirtschaftliche Vorrangfläche rund um ein Dorf um 100 Meter zurückgesetzt wird. Das lässt es dann laut Planer Wolf zu, dass beispielsweise in Höingen oder in Maulbach über eine Abrundungssatzung weitere Bauplätze entstehen könnten. Zudem soll über die Flächennutzungspläne die Möglichkeit bestehen, rund 30 Prozent in einem Ort als mögliches Baugebiet auszuweisen. Das heißt nicht, dass diese Fläche bebaut werden darf, das lässt der Regionalplan nicht zu. Aber die Stadt wäre flexibler, hätte Alternativen, falls aus einem Gebiet nichts wird, und könnte Bodenspekulation entgegenwirken, so Wolf. Was mögliche interkommunale Gewerbegebiete angeht, so wünscht man sich auch hier mehr Spielraum. Zudem verlangt die Stadt, dass der Wanderweg Geotour nicht durch Lagerstätten des MHI-Steinbruchs beeinträchtigt wird. Elke Müller (Grüne) wandte ein, ihr komme insgesamt »der Naturschutz in Homberg zu kurz«.
Der Ausschuss empfiehlt den Stadtverordneten, die heute Abend entscheiden, die Stellungnahme zum Regionalplan einstimmig anzunehmen. Die Anträge gehen dann ans Regierungspräsidium.