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»Rückblickend würde ich es jederzeit wieder machen«: Profi Drummer kommt aus dem Vogelsberg

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Von: Sophie Röder

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»Das zu haben, ist ein absoluter Lebenstraum«, sagt Drummer Daniel Schild über sein eigenes Studio in Ober-Ofleiden. © Sophie Mahr

Von Ober-Ofleiden bis Dubai. Seine Schlagzeugmusik ist weltweit zu hören. Dank vielfältiger Standbeine hat der Drummer die Corona-Krise überstanden und ist wieder auf Tour mit Pietro Lombardi. Doch die Pandemie hat seinen Alltag nachhaltig verändert.

Zweiundfünfzig Alben, weltweite Tourneen und ein eigenes Studio. Der Ober-Ofleidener Profi-Drummer Daniel Schild ist nicht nur national, sondern auch international eine Größe. Angefangen hat alles mit einem Schnupperkurs: »Ich wollte schon als Kind Schlagzeug spielen, aber meine Eltern haben gesagt, ›nur mit einem Lehrer‹ «, erzählt Schild. Daher habe er mit seinem besten Freund Akkordeonunterricht genommen.

Drummer aus dem Vogelsberg: Daniel Schild hat Hobby zum Beruf gemacht

Im Alter von zehn Jahren gab es »endlich« eine Schlagzeuglehrerin in Alsfeld: Elke Saller. Schild besuchte bei ihr besagten Schnupperkurs. Danach war klar: »Mama, du kannst mich beim Akkordeon ab- und hier anmelden. Und das war eine gute Entscheidung.«

Einmal die Drumsticks in die Hand genommen, hat der heute 42-Jährige sie nicht mehr abgelegt. Und das Hobby zum Beruf gemacht. Für ein Genre spezialisiert hat er sich aber nicht. »Das wäre mir zu riskant gewesen.« So habe Schild seine Chance erhöht, von der Musik auch wirklich leben zu können. »Und so macht es auch einfach Spaß«, sagt Schild und lächelt.

Vogelsbergkreis: »Ein absoluter Lebenstraum«, sagt Daniel Schild über sein eigenes Studio die Ponybox

Im Laufe der Jahre hat er neben seinen Soloauftritten auch für viele Bands gespielt. In den 00er Jahren ist er beispielsweise des Öfteren mit Afshin in Dubai aufgetreten. Heute spielt er unter anderem regelmäßig mit Jonas Monar, Pietro Lombardi oder Cynthia Nickschas. Neben seiner Tätigkeit als Profi-Drummer doziert Schild an der Rock-Pop-Jazz-Academie in Gießen sowie an der Frankfurter Musikwerkstatt.

In seinem »Ponybox«-Studio gibt er zusätzlich Workshops. Der Name »Ponybox« ist auf die Entstehung des Studios zurückzuführen. »Vorher war das ein Stall für Ponys«, erklärt Schild. Die Umbauarbeiten haben knapp zwei Jahre gedauert. »Das zu haben, ist ein absoluter Lebenstraum«, sagt der Drummer. Es sei toll, in einem ebenerdigen lichtgefluteten Raum spielen zu können. »Normalerweise will niemand einem Schlagzeuger beim Proben zuhören. Es ist einfach saulaut.«

Zeitgleich ist das Studio Schilds Büro. Termine für Konzerte, Festivals oder Unterricht wollen geplant werden. »Das Bild des ›typischen Musikers‹, der lange schläft, viel Alkohol trinkt und chaotisch ist, trifft auf mich nicht zu«, verrät der Drummer. Vielmehr sei er ein Frühaufsteher, der wenig Alkohol trinkt, gerne Sport macht und einen ziemlich geregelten Arbeitsalltag habe.

Drummer aus dem Vogelsberg hat eigene Kolumne bei »drums&percussion«

Zudem ist Schild seit mehreren Jahren journalistisch tätig - selbstverständlich im musikalischen Bereich. So hat er im Magazin »drums&percussion« eine eigene Kolumne. Ab und an berichtet er auch von Konzerten oder Festivals, auf denen er als Drummer vor Ort ist. Für die Kolumne dreht Schild mit seinem Freund Benjamin Kurz, Inhaber der Basicmotion Filmproduktion aus Alsfeld, auch Videobeiträge in der »Ponybox«.

So gern der Musiker seine Zeit dort verbringt, in den vergangenen zwei Jahren, ist ihm auch die Decke auf den Kopf gefallen. Mit einem Schlag war der gut gefüllte Kalender leer. Der Grund wie bei so vielen: die Pandemie.

»Das war stellenweise eine sehr schwere Zeit« - Drummer aus dem Vogelsberg über Corona-Pandemie

Vor Corona war Schild zwischen 200 und 250 Tage im Jahr unterwegs. Sein Zuhause war der Ruhepol. Doch plötzlich nur noch zu Hause zu sein, mit der Ungewissheit nicht nur wann, sondern ob es überhaupt weitergeht, das war ihm dann doch zu ruhig. »Das war stellenweise eine sehr schwere Zeit.« So habe es Tage gegeben, an denen ihn eine Lethargie überkam. Mit der Frage, »wofür mache ich das eigentlich?«

Doch es hat auch gute Tage gegeben, an denen er auf dem Schlagzeug neue Sachen ausprobieren konnte. Und für die Familie - denn Schild ist auch Vater - sei auch mehr Zeit gewesen. Zudem habe er ein musikalisches Herzensprojekt verwirklichen können. Und die »Boogaloo Barbecue« ins Leben gerufen.

Trotz einiger Verschiebungen konnte die Tour mit Pietro Lombardi dieses Jahr nachgeholt werden. Wenn auch mit einem anderen Feeling als vor Corona. »Früher hat es sich ein bisschen wir eine Klassenfahrt angefühlt, dieses Mal war die Stimmung abseits der Bühne eher gedrückt.« Denn die Sorge, dass man erneut verschieben müsse, sei im Hinterkopf immer präsent gewesen. Insgesamt bezeichnet Schild die vergangenen Monate als eine emotionale Achterbahnfahrt.

Vogelsbergkreis: Drummer Daniel Schild 2023 wieder auf Tour mit Pietro Lombardi

Im Dezember erscheint das neue Album mit Nickschas und auch mit Lombardi sei für 2023 wieder eine Tour in Planung. Gleichzeitig werde der Kalender wieder leerer. Denn die Energiekrise macht auch vor der Eventbranche keinen Halt. »Gerade die kleineren Clubs haben es zurzeit schwer und kämpfen um ihr Überleben.« Als Musiker habe er schon immer spontan sein müssen, doch das habe sich weiter verschärft. »Anstatt von Jahr zu Jahr schaut man nun von Monat zu Monat.«

Die verschiedenen Standbeine seien ein gutes Fundament und Drummer sein, sei noch immer sein Traumberuf. Doch Schild sagt auch: »Rückblickend würde ich es jederzeit wieder machen. Aber ich würde es keinem empfehlen. Sein Hobby zum Beruf zu machen, ist Fluch und Segen in einem.«

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