Neues Leben für alten Spielplatz
Basti, Kevin und Fabi haben sich auf der Betonmauer verewigt. Aber Marie oder Ben klettern hier schon lange nicht mehr. Die Eltern in Nieder-Ofleiden wollen handeln.
Auf der einen Seite stehen graue Betonwände aus den 1970er Jahren als Abgrenzung der Bushaltestelle. Auf der anderen Seite sieht es auch nicht viel besser aus. Die Spielgeräte haben schon mal bessere Zeiten gesehen haben. Die Rutsche kann von den kleinsten Kindern gar nicht genutzt werden, weil die Sprossen zu weit auseinander liegen, um sie mit kurzen Beinchen erklimmen zu können.
Auf dem Spielplatz Hochrainstraße in Nieder-Ofleiden herrscht also trotz der Ferien gähnende Leere statt Hochbetrieb. Der Platz wird leider kaum genutzt, weil er zu trist und unansehnlich ist. Eltern packen ihre Kinder lieber ins Auto und fahren zu Spielplätzen in die Umgebung, etwa nach Schweinsberg. Das muss anders werden, haben sich einige Eltern gedacht. Sie wollen etwas ändern und aus dem vorhandenen Spielplatz wieder einen schönen Aufenthaltsort für Kinder und Erwachsene machen. Die sogenannte Spielplatz-Initiative eines Limonadenherstellers kommt ihnen da gerade recht. Hier hofft man auf ein Startkapital, um erste Arbeiten in Angriff nehmen zu können. Denn bis Platz 150 bekommen die Teilnehmer noch 1000 Euro,. Dafür könnte auf dem dem Gelände schon einiges bewegt werden, sagt Janina Klein stellvertretend für andere Eltern.
Die Spielgeräte wurden vor vielen Jahren angeschafft worden und wurden nicht mehr erneuert. Denn die Stadt wollte eigentlich am Neubaugebiet Breithecker Feld einen neuen Spielplatz anlegen. Die Eltern halten den alten Standort mitten im Dorf aber für viel besser. Dann müsste man nicht den teilweise über einen Kilometer langen Marsch bis zum Dorfrand auf sich nehmen.
Der Bedarf ist auf jeden Fall da, erzählt Janina Klein, die aus dem Dorf kommt, den alten Spielplatz als Kind früher selbst besucht hat und die jetzt mit ihrer Familie und zwei Kindern wieder in der Heimat wohnt. »Das sind 15 bis 20 Kinder, die dort spielen könnten.« Die Bushaltestelle mit den Betonwänden könnte man verschönern, wenn der Beton weg- und vielleicht ein Fußballfeld hinkommt, stellen sich die Eltern vor.
Sogar der etwas schwierigen Hanglage können die Eltern einiges abgewinnen. Die könnte man prima integrieren und dadurch ein abwechslungsreiches Abenteuergelände schaffen, etwa für die Seilbahn. Die ist sein Herzenswunsch der Kinder, den sie bei einer Befragung im Kindergarten lauthals geäußert haben, was sie sich denn am allerliebsten als Spielgerät wünschen. »Die ist echt der Renner,« bestätigt Janina Klein. Für die Anlage der Seilbahn muss aber einiges an Erde bewegt werden. Ein Angebot von einer Kasseler Firma wurde bereits eingeholt.
Klappt es mit dem Geld aus der Spielplatz-Offensive, dann könnte man schon in diesem Jahr loslegen, die vorbereitenden Arbeiten machen und die Seilbahn aufstellen. Im nächsten Jahr könnten weitere Geräte dazu kommen. Ein weiterer Wunsch wäre ein bodengleiches Trampolin. Dann noch eine bis zwei Picknick-Ecken für die Eltern, wo man sich mit seiner Kühltasche im Sommer hinsetzen kann – und der Platz wäre perfekt.
Die Eltern wollen jedenfalls in Eigenleistung ordentlich mit anpacken und die Kinder helfen mit. Janina Klein: »Wir wollen gegenüber der Stadt guten Willen zeigen und dass wir gar keinen neuen Platz brauchen.«
Falls es mit dem erhofften Startkapital nichts wird, dann haben die Eltern noch einen »Plan B« in der Tasche. Sie haben bei der Stadt darum gebeten, im kommenden Jahr Geld im Haushalt für den Spielplatz vorzusehen. Und es könnten vielleicht Firmen mit einer Spende helfen, hoffen die Eltern. »Das könnte zum Beispiel auch eine bank oder Tisch sein.«
Weitere Ideen: »Wir könnten einen Holzzaun aufstellen und jedes Kind eine Lamelle anmalen«. Idee gibt es also genug. Die Stadt hat bereits zugesichert, dass sie Erde und Sand bereitstellt. Damit kann das Gelände für die Seilbahn vorbereitet und weitere Flächen modelliert werden, »dass man sich verstecken kann«.
Wenn es mit einem Gewinn bei der Spielplatz-Initiative klappt, »wäre das super,« sagt Janina Klein. Aber auch ohne scheinen die Eltern genug Power zu haben, um ihre Ideen umzusetzen.