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Neue Debatte um Projekt auf der alten Bahntrasse

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Von: Kerstin Schneider

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Um den seit langem geplanten Radweg auf der alten Bahntrasse in Homberg gibt es neue Diskussionen. Manchen Kommunalpolitikern ist er zu teuer.

Leidenschaftlich diskutierten die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses in ihrer jüngsten Sitzung in Dannenrod über eine Jahrzehnt-Projekt: den geplanten Bau eines Radwegs auf der ehemaligen Bahntrasse. Es geht um eine Änderung des Flächennutzungsplans und das Aufstellen eines Bebauungsplan. Immo Zillinger (Gießen) stellte den geplanten Verlauf der rund sieben Kilometer langen Trasse vor.

Vor allem wies er darauf hin, dass vor dem Bau Biotope für die Schlingnatter und die Zauneidechse errichtet werden müssen. Die Schlingnattern werden vor Beginn der Arbeiten mit Eimern, Reptilienblechen oder mit der Hand gefangen und dann umgesiedelt. Anschließend muss ein Zaun errichtet werden, damit sie nicht zurücklaufen. Bereits 2012 wurden die Tiere bei einer Begehung gesichtet. Zillinger: »Ob sie noch da ist, wissen wir nicht. Aber wenn ihr schönes Biotop fertig ist, dann werden sie bestimmt kommen.«

Steile Hänge und verkehrsberuhigte Zonen Vom alten Gleisbett der Ohmtalbahn ist nicht mehr viel zu sehen, sagt er. Vor einiger Zeit war die Trasse bereits in etlichen Bereichen freigeschnitten worden. Da es teilweise relativ steil wird, müsse man in manchen Bereichen Absturzsicherungen vorsehen, etwa im Bereich der Hainmühle. Weil die Radfahrer auf dem Weg bei der Firma Kamax wieder auf die normale Straßen kommen, müsse man in diesem Bereich über verkehrsberuhigende Maßnahmen nachdenken. Besonders stellte Zillinger das alte Eisenbahnviadukt nahe der Hainmühle heraus, dass einmalige Blicke in die Umgebung eröffnet. »Die Menschen werden gern auf diesem Weg fahren.« Entlang der Strecke sollen auch Rastplätze vorgesehen werden, »zwei bis drei davon wären auf einer so langen Strecke sinnvoll,« sagte der Planer. Hohe Kosten

Sabine Dörr (Bündnis 90/Die Grünen) meinte, man müsse sich klar darüber sein, »dass der Weg ein reines Imageprojekt für die Stadt ist, das keine nennenswerten Einnahmen bringt.«

Und angesichts der hohen Kosten von rund 6,8 Millionen Euro müsse man bei der Planung besondere Sorgfalt walten lassen. Dörr: »Es treibt mich um, wenn hier einfach so Millionen ausgegeben werden sollen.« Sie sei von Bürgern angesprochen worden, die kein Verständnis dafür hätten. Zudem sei nicht klar, was die Sanierung des alten Viadukts kosten wird. Sie könne keine Empfehlung geben, bevor nicht genauere Zahlen zu Kosten vorliegen.

Bürgermeisterin Claudia Blum sagte, die Brücke sei von der Stadt vor Jahren gekauft worden, insofern müsse man sie sowieso unterhalten. Sie plädierte für den Radwegebau, ähnlich wie beim Vulkanradweg in Lauterbach »werden am Ende alle zufrieden sein.« Man werde auch versuchen, eine Förderung von 85 Prozent zu erreichen. Bisher sind 65 Prozent sicher zugesagt. Kluft bei CDU-Vertretern Norbert Reinhardt (CDU) verwies darauf, dass man seit 2000 über diesen Radweg spricht. Damit man weiterkomme, müsse nun endlich ein Beschluss her. Eckhard Hisserich (CDU) verwies darauf, dass auch nach Abzug einer hohen Förderung noch rund 2,3 Millionen Euro von der Stadt zu finanzieren sind. Dieses Geld sei im Investitionsplan für die nächsten Jahr nicht enthalten. Möglicherweise hätte die kommunale Finanzaufsicht gar keine Haushaltsgenehmigung ausgesprochen, hätte sie davon gewusst. Jutta Stumpf (CDU-Fraktion) kritisierte, es gebe bis heute keinen Grundsatzbeschluss, dass der Radweg über die Bahntrasse gehen oder dass es ihn überhaupt geben soll. Zudem würden hohe jährliche Unterhaltungskosten anfallen. Das brachte ihren Fraktionskollegen Norbert Reinhardt dann etwas in Rage und er äußerte folgendes: »Das, was Frau Stumpf jetzt gerade zum Besten gegeben hat, ist nicht die Meinung der CDU-Fraktion und so nicht abgesprochen. Mit dieser Meinung steht sie isoliert da.« Darauf sah man einige verdutzte Gesichter in der Runde und es gab den Appell an die Vertreter der CDU-Fraktion, »das doch in einem anderen Rahmen als hier auszutragen.«

Ein neue Grundsatzdiskussion zum Radweg sei abwegig, sagte Reinhardt. Zumal das Stück nach Ober-Ofleiden mit dem Haushalt beschlossen wurde. Michael Krebühl (Freie Wähler) äußerte, wenn die Zuschüsse in der erhofften Höhe nicht kommen, dann könne man immer noch entscheiden, den Weg nicht zu bauen. Einen Aufstellungsbeschluss für einen n Bebauungsplan zu fassen, »das tut uns nicht weh.« Knappe Empfehlung

Ausschusvorsitzender Benjamin Wolf versuchte die Wogen zu glätten und er äußerte: »Wir geben hier heute nur eine Empfehlung ab. Der Bau kommt erst dann, wenn der Satzungsbeschluss erfolgt ist.« Gegen die Stimmen von Jutta Stumpf und Sabine Dörr wurde mit fünf Ja-Stimmen die Empfehlung gegeben, den Flächenutzungsplan zu ändern und einen Bebauungsplan »Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse« von Ober-Ofleiden bis zur Gemarkungsgrenze Homberg/Gemünden aufzustellen.

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