Lebenstraum vom eigenen Buchladen erfüllen

Seifen und Zahnpasta waren lange die berufliche Welt von Elisa Kertzscher. Nun erfüllt sich die 25-jährige Filialleiterin einer Drogerie einen Lebenstraum und übernimmt die Homberger Buchhandlung.
Vom Drogeriemarkt in die Buchhandlung - ein Schritt, der Elisa Kertzscher aus Buseck-Trohe nicht schwer gefallen ist. Die junge Frau ist zielstrebig - und was vielleicht noch wichtiger ist - sie ist schon von klein auf eine ganz große Bücherfreundin. »Am liebsten Thriller und Liebesromane, so ganz arge Schnulzen,« verrät die junge Frau im Gespräch. Im kommenden Jahr wird sie von Ulrike Sowa »Die Buchhandlung« übernehmen, die über die Grenzen der Ohmstadt hinaus einen Namen hat, was unter anderem auch an den Lesungen liegt, welche die Inhaberin regelmäßig mit interessanten Autoren veranstaltet und die oft noch mit einem passenden Menü begleitet werden. In dieser Woche hat sie gleich zweimal Astrid Ruppert zu Gast, die praktischerweise gleich nebenan in Ober-Ofleiden wohnt und immer wieder gern aus ihren Büchern liest. »Das Neueste steht jetzt auf Platz 15 der Spiegel-Bestsellerliste,« fügt Ulrike Sowa an.
Elisa Kertzscher muss also nicht bange sein, die »Buchhandlung« ist eine Marke und kann auf eine treue Stammkundschaft zurückgreifen. Und nicht nur das. Während der Corona-Pandemie kamen plötzlich vermehrt junge Leute in den Laden, die offenkundig den Slogan »Kauf lieber regional« beherzigen und nicht mehr per Mausklick bestellen wollen. »Die wundern sich dann, dass wir schneller als Amazon sind,« meint Ulrike Sowa schmunzelnd. Sie vergisst nicht zu erwähnen, dass man sich diese treue Kundenbindung durchaus erarbeiten muss.
Sie will sich mit 64 Jahren zurückziehen und sieht das Geschäft bei ihrer Nachfolgerin in guten Händen. Schlielich war es deren großer Traum, »mal in einer Buchhandlung zu stehen.« Zunächst führte der Weg aber über die Ausbildung als Einzelhandelskauffrau zu einer großen Drogeriemarktkette, wo sie schon nach wenigen Jahren erst die Stellvertretung und dann die Leitung übernahm. Als ihre Schwester ihr dann eine Nachricht weiterleitete, dass die Homberger Buchhandlung eine Nachfolge sucht, da musste sie nicht lange überlegen. Freunde, Verwandte und Bekannte haben ihr den Rücken gestärkt bei der Entscheidung, sich in die unternehmerische Selbstständigkeit zu stürzen.
Man traf sich, redete und stellte schnell fest: »Es passt.« Buchhändlerin Ulrike Sowa merkte gleich, dass »Elisa mit ihrer offenen und freundlichen Art bei den Kunden sher gut ankommt.«
Nach einer Einarbeitungsphase wird Sowa die Buchhandlung im kommenden Frühjahr ganz an ihre Nachfolgerin übergeben. Zusammen mit Mitarbeiterin Kerstin Stille wird sie dann den Laden bald betreiben. Verändern will Kertzscher nichts, »der vorhandene Charme macht doch den Laden aus.« Sie freut sich jedenfalls sehr darüber, »dass die Homberger so lesebegeistert sind.«
Und was ihr ebenfalls gut gefüllt, ist »dass man Zeit für die Kunden und ein Gespräch hat, ich unterhalte mich einfach auch gern«. Das sei ein schönes Gefühl.
Was ist beliebt bei den Kunden und Kundinnen? Gern gelesen werden zurzeit Familiengeschichten. Was früher sehr beliebt war und gar nicht mehr nachgefragt, sind dagegen historische Romane.
Auch der schier unermessliche Markt der Ratgeberliteratur steht hoch im Kurs, »das hat in der Pandemie noch einmal ziemlich angezogen,« erklärt Sowa. Das erstaune fast ein bisschen, »aber scheinbar beantwortet das Internet doch nicht jede Frage.«
Elisa Kertzscher fällt noch ein beliebtes Genre ein, das in der Pandemie Hochkonjunktur hat, die »Ausfüllbücher«. Was man früher dem Tagebuch anvertraute, das vermerkt man jetzt in den eigens dafür gestalteten Büchlein. Deko- und Geschenkartikel gehen in der Vorweihnachtszeit ebenfalls gut.