Keine Massenunterkunft

Homberg (pm/ks). Der Vogelsbergkreis wird vorläufig keine Gemeinschaftsunterkunft (GU) für geflüchtete Menschen in dem Gebäudekomplex in der Frankfurter Straße in Homberg einrichten. Im Gegenzug suchen die Stadt Homberg und die kürzlich gegründete Bürgerinitiative (die Alsfelder Allgemeine Zeitung berichtete) nach alternativen Objekten.
Auf diese Vorgehensweise verständigten sich Landrat Manfred Görig, Bürgermeisterin Simke Ried, Erster Stadtrat Michael Rotter und Sprecher der kürzlich gegründeten Bürgerinitiative Homberg in einem gemeinsamen Gespräch in Homberg.
»Im Oktober vergangenen Jahres war die Zuweisung so hoch, dass wir ein Container-Dorf in Alsfeld errichten mussten«, schilderte Landrat Görig noch einmal die Ausgangslage. »Uns war klar, dass wir weitere Unterkünfte brauchten, sollte die Zuweisung weiterhin auf hohem Niveau bleiben.«
Die Suche nach Unterkünften gestaltete sich schwierig. »Dort, wo wir wollten, haben wir keine Gemeinschaftsunterkünfte bekommen«, so Görig zur Problemlage. Planungen ließen sich demnach nicht realisieren. In einem Fall wollte der Eigentümer dann doch nicht mehr verkaufen, ein anderes Objekt wurde plötzlich zu einem um 100 000 Euro höheren Preis angeboten.
»Wir sind auf null«, beschrieb der Landrat die momentane Situation, in der auch das Ankunftszentrum in Alsfeld an der Hessenhalle bereits zur Hälfte belegt ist. »Wir können daher auf nichts verzichten, deshalb hatten wir den Gebäudekomplex in der Frankfurter Straße in Homberg ins Auge gefasst.« Aber, so Görig weiter: »Ich sehe auch die Schwierigkeiten, wenn 115 Personen in der Ortsmitte untergebracht werden sollen.«
Die Argumente der Bürgerinitiative (BI) seien »einleuchtend« und vom Kreis aufgenommen worden, so der Landrat. »Deshalb würde ich vorläufig auf dieses Objekt in der Frankfurter Straße verzichten, wenn mir Homberg im Gegenzug bis Ende Juli 60 Plätze für geflüchtete Menschen meldet. Und ich sage bewusst ›vorläufig‹, denn wir wissen nicht, wie sich die Zuweisungszahlen entwickeln werden. In dem Moment, in dem die Zahlen wieder nach oben gehen, wird der Druck größer.«
Ein anderes Objekt in der Kernstadt sei dem Kreis bereits angeboten worden, dort würden fürs Erste schon einmal 24 Plätze zur Verfügung stehen.
Der Landrat machte in diesem Gespräch auch deutlich, dass es nicht ausreiche, leere Immobilien zu melden. »Wir brauchen auch einen Betreiber für die Gemeinschaftsunterkunft.«
Im Prinzip gehe es darum, dass die Stadt den Kontakt zum Eigentümer herstelle, der Kreis prüfe dann die Immobilie und wenn sie infrage komme, dann schließe der Kreis den entsprechenden Vertrag mit dem Eigentümer ab.
Alternativen finden
»Ich bin froh, dass wir noch einmal einen Aufschub bekommen haben«, betonte Bürgermeisterin Simke Ried, die einhellig mit dem Magistrat der Stadt eine solch dezentrale Lösung deutlich favorisiert. »Wir werden jetzt noch einmal einen Aufruf starten, zudem sind die Ortsvorsteher bereits informiert und sensibilisiert, uns freien Wohnraum zu melden.«
Die Bürgermeisterin machte weiter deutlich: »Wir müssen jetzt alle zusammen daran arbeiten und Alternativen finden.« Erster Stadtrat Michael Rotter ergänzte: »Wir sind jetzt alle gefragt. Alle, die gegen die Unterkunft in der Frankfurter Straße waren, sind jetzt gefordert.« Auch die Sprecher der Bürgerinitiative stimmten hier zu: »Die Lösung, die wir jetzt gefunden haben, ist ein gangbarer Weg.«
Die Bürgerinitiative hatte dieser Tage unter anderem darauf verwiesen, dass die Lage der engen Innenstadt keine entsprechenden Außenbereiche mit Aufenthaltsqualität für Neuankömmlinge bieten würde. Zudem liefen aktuell Umgestaltungsprogramme für den innerstädtischen Bereich.