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Kauf mit Spenden und Kredit

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Von: red Redaktion

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Das ehemalige Gasthaus Jakob in Dannenrod wird Ende dieses Jahres vom Verein »Gäst_innenhaus Jakob « gekauft und soll dann langfristig als Projekthaus dienen. © pv

Homberg-Dannenrod (pm). Zwei Jahre nach Beginn der Rodung viele Bäume im Dannenröder Forst steht das ehemalige Gasthaus Jakob kurz davor, ein langfristiger Projektort für die Klima-Aktivisten zu werden. Als »Gäst_innenhaus« existiert die Einrichtung seit Anfang 2021: Seminare, Festivals, Rückzugsort, Arbeitsräume, Ausstellungsort, offene Küche für alle - ein lebendiges Projekt ist entstanden.

Als das letzte besetzte Baumhaus im »Danni« am 8. Dezember 2020 geräumt war, habe eine »Phase der Ohnmacht begonnen«, schreiben die Bewohner in einer Pressemitteilung. Der Witterung und sich selbst ausgeliefert, hätten die Menschen, die noch in Dannenrod geblieben waren, zwischen Gasthaus Jakob und dem Protestcamp am Sportplatz weitergemacht: Materialien gesammelt, gesäubert und »gesichert für nächste Aktionen«.

Der Kampf solle ja weitergehen, heißt es. Es seien einige Wochen vergangen, »in denen Aktivisten bei Minusgraden und Schnee das Leben nach der Besetzung zwischen Selbsterhalt und Selbstzerfall ausgehalten haben«.

Ein Abend im Februar habe dabei hervorgestochen. Einige Aktivisten trafen sich in der Scheune des Gasthauses am Dorfrand. Eingehüllt in warme Schlafsäcke, umgeben von Zahlen und Fakten zum Haus, entschieden sie sich, die Zelte abzureißen und ins Gasthaus einzuziehen. Die Entscheidung, es kaufen zu wollen und ein langfristiges Projekt der Bewegung zu gründen, folgte wenige Tage später.

Ein Ort für langfristig gelebten Klima-Aktivismus, Strukturen für Vernetzung, Gemeinschaft und Bildung: Was der »Danni« an Utopien hervorgebracht habe und was hier immer noch nachklinge, bekam klarere Konturen.

Von da aus wurde es über eineinhalb Jahre immer konkreter. Plan war (und ist): Der im Haus ansässige Verein kauft das Gasthaus mit den zwei zugehörigen Flächen »und ermöglicht langfristig Vernetzung, Regeneration, Bildung und Kultur«.

Akzeptanz ist Betreibern ein wichtiger Punkt

Im Mai 2021 startete dafür die Spendenkampagne. Menschen können aber auch per direktem Darlehen das Projekt unterstützen. Bis zur Jahresmitte 2022 sind etwas über 100 000 Euro zusammengekommen - für die Verstetigung eines Projekts, »das langfristig Alternativen zum wachstumsorientierten Kapitalismus angehen und umsetzen möchte«. Geld werde dabei »als Mittler angenommen«. Das müsse sich ja nicht ausschließen, wenn mit Geld und Ressourcen solidarisch umgegangen werde, heißt es.

Unabhängig von den Zuwendungen für den Kauf des Hauses könnte durch Vermietung, Förderbeiträge und die alltäglich notwendige Kümmer- und Hausarbeit der Menschen vor Ort das »Gäst_innenhaus« gemeinsam gestemmt werden, ist man sich sicher.

Auch nach zwei Jahren sind einige Bewohner weiterhin hier aktiv, einige seien dazugekommen, einiges habe sich gewandelt. Jetzt ist bald wieder Winter und dass das Gasthaus Ende des Jahres an den Verein übergehen soll, sei beschlossene Sache. Der Kauf soll mithilfe eines Kredits abgeschlossen werden.

Das Projekt weiterzutreiben, werde dann aufgrund der Kreditrückzahlungen finanziell zwar schwieriger, aber es gehe beim Hauskauf auch um Akzeptanz innerhalb des Dorfes und der den Ort umgebenden Institutionen - »für einen insgesamt besseren Zugang zu den Wirkungsfeldern gesellschaftlichen Wandels«. Und es gehe darum, sich wohl dabei zu fühlen, »das ganze Haus endlich neu streichen zu können«.

Die Finanzierung und damit langfristige Absicherung »im Angesicht stetiger Veränderung und Katastrophen in der Welt, die passieren und passieren werden«, sei auf der einen Seite eine organisatorische Herausforderung, auf der anderen Seite auch eine menschliche, heißt es seitens der Aktivisten. Auch in Dannenrod stünden konkrete Gesichter und Werte hinter dem Projekt, die bleiben und das Vorhaben weiterentwickeln wollen.

Damit das auch funktioniere, sei das nun essenziell: Wie gut steht das »Gäst_innenhaus« in den Kreditverhandlungen, und damit auch langfristig, da? Klar sei: Jede Spende und jede Unterstützung sei jetzt hilfreich, um die Kosten der nächsten Monate und Jahre zu reduzieren. Das schaffe Raum, um anderen Projekten die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

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