Fenster auf Reisen

Homberg (pm). Als europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung versammelt die »denkmal« die nationale und internationale Fachwelt in Leipzig. Es präsentieren sich Marktführer, namhafte Unternehmen mit Spezialprodukten, Fachbetriebe, Handwerker, Restauratoren, Architekten und Institutionen; insgesamt 473 Aussteller aus 17 Ländern waren es im Spätherbst 2022 - mit dabei auch die Schlosspatrioten.
Ein Fokus der Präsentationen liegt auf traditionellen, seltenen Handwerks- und Restaurierungstechniken, die man in den »Lebenden Werkstätten« hautnah erleben kann. »Die diesjährige Auflage der ›denkmal‹ war in jeglicher Hinsicht ein voller Erfolg«, so Prof. Dr. Markus Harzenetter, Vorsitzender der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern. »Sie hat gezeigt, dass das Erfolgsrezept aus familiärem Charakter, attraktiven Ständen und einem reichhaltigen Programm nach wie vor aufgeht. Besonders freut mich, dass auffallend viele junge Menschen die Messe besucht haben und somit diese Themen in die nächste Generation tragen. Mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit liegt die ›denkmal‹ am Puls der Zeit. Im bewussten Umgang mit Ressourcen übernimmt die Denkmalpflege eine Advokatenrolle und Vorbildfunktion.«
So wurde auch die Präsentation des Projektes »Bürgerschloss« der Schlosspatrioten Homberg auf der »denkmal 2022« in Leipzig auf dem hessischen Gemeinschaftsstand vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege ermöglicht. Durch die verschiedenen Auszeichnungen fühlen sich die Schlosspatrioten besonders der Denkmal-Pflege verpflichtet. Das haben sie interessierten Messebesuchern vermittelt. Gemeinsam mit drei kompletten Fenstern - insgesamt zwölf Fensterflügeln - im Gepäck gingen zwei Schlosspatriotinnen als Messebeauftragte auf Reisen.
Sechs Jahre zuvor waren die Fenster grundlegend repariert und restauriert sowie anschließend nachhaltig mit Leinölfarbe ohne Lösemittel auf die leicht-pflegbare Oberfläche des einstigen Vorzustandes umgestellt worden. Historische Fenstersubstanz und erster Leinölfarbanstrich waren dabei weitestgehend als »Biografie der Fenster« erhalten geblieben.
Nun galt es den Messebesuchern zu erläutern, welcher Wartungspflege diese über 150 Jahre alten Fenster bedürfen. Denn sie können so bei guter Pflege locker weitere 150 Jahre und mehr überdauern.
Die Besucher waren erstaunt, zu erfahren, dass die Fenster diese Wartungspflege selbst einfordern - je nach Ausrichtung des Fensters zur Wetter- und Sonnenseite und daher in unterschiedlichen Intervallen, je nach Wetterbelastung.
Nachölen statt Anschleifen
Bei Anstrichen mit Leinölfarbe ist statt Anschleifen nur Nachölen erforderlich, weil hier nichts abblättert. Im Gegenteil: Auf diese Weise geschützte Holzuntergründe haben die Eigenschaft, ihren Pflegebedarf durch das »Mattwerden« des Anstriches selbst anzuzeigen. Dies ist der Moment, wo mit Leinöl die Farbpigmente wieder regeneriert und aufgefrischt werden. Weil das Leinöl extrem dünn aufgetragen wird, ist lediglich eine relativ kurze Trocknungsphase einzuhalten. Fertig.
Den zwölf Fensterflügeln ließ man - eins ums andere - während der drei Tage »denkmal« diese Pflege zukommen wie in einer lebendigen Werkstatt. Besucher legten gerne selbst Hand an, um die einfache Pflegemaßnahme zu erspüren. Jeder war von dieser unkomplizierten und nachhaltigen Wartungspflege überzeugt. Eben »enkeltauglich«.