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Ein Schritt hin zur Ohmtalbahn

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Von: Joachim Legatis

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Blick vom zugewucherten Bahndamm der Ohmtalbahn in Richtung der früheren Station Neuhaus, der Bahnübergang ist zurückgebaut. © Joachim Legatis

Homberg (jol). Nach langer Debatte war das Ergebnis eindeutig: Der Bauausschuss der Stadtverordnetenversammlung spricht sich einstimmig für eine Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Vogelsbergbahn mit Reaktivierung der Bahnstrecke Kirchhain-Gemünden aus. Bis die ersten Züge durch die Ohmstadt rollen, ist aber noch einiges zu klären. So ist die Eisenbahnbrücke an der Sandmühle sanierungsreif, ein Teilstück ist an die Firma Kamax verkauft und im Naturschutzgebiet steht die Forderung nach einem Sicherheitsstreifen im Raum.

Nicht zuletzt muss noch geklärt werden, ob es sich lohnt, bis zum Bau der Bahnstrecke einen Radweg auf der alten Bahntrasse anzulegen.

So drehte sich die Diskussion im Ausschuss unter Leitung von Bernd Reiß gleich um beide Themen. Stefan Klöppel vom Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe ZOV, der Nahverkehrsgesellschaft von OVAG und Vogelsbergkreis, erläuterte den Stand der Planungen. Wenn alle Anliegerkommunen einwilligen, soll eine Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Vogelsbergbahn erstellt werden. Dabei geht es um die Prüfung, ob vier neue Bahnhöfe im Bereich Gießen und neue Stationen bei Fulda errichtet werden, es geht um neue Signaltechnik, damit Züge schneller fahren und um die Anbindung der Ohmtalbahn. Denn ein Ergebnis der Voruntersuchung ist, dass sich die Reaktivierung der Strecke von Gemünden nach Kirchhain nur dann lohnt, wenn eine schnelle Ost-Westverbindung von Fulda bis Marburg entsteht. Etwa 90 Prozent der Kosten werden über ein Ausbauprogramm des Bundes erwartet, beim Rest sind in erster Linie das Land und der Kreis gefragt, wie Klöppel schätzt.

Die Machbarkeitsstudie kann noch dieses Jahr in Auftrag gegeben werden, wie Klöppel erläuterte. Danach könne eine vertiefende Planung erfolgen, »bis Ende 2023 sind Ergebnisse möglich.« Für Frank Heller (SPD) stellte sich die Frage, ob bei einem Bau auch an einen Bahnübergang für die Südumgehung zum Gewerbegebiet in Nieder-Ofleiden gedacht wird. Klöppel meinte, dass der Ausbau der Strecke umfassend sein muss, um schnelle Züge zu eröglichen. Dann müssten die Bahnübergänge mit Warnleuchten und Halbschranken ausgestattet werden. Karl Heinrich Linker (DB) fragte nach der Schaffung weiterer Haltestellen, so in Ober-Ofleiden. Laut Klöppel ist für die Geschwindigkeit der Verbindung die Zahl der Haltepunkte wichtig. Schon in der Voruntersuchung seien neue Stationen in Ober-Ofleiden und der Kernstadt angeregt worden. Ob die Haltestelle Neuhaus wieder geöffnet wird, sei zu prüfen. Im Ausschuss wurde auf die Pendler zum Kamax-Werk verwiesen.

Radwegepläne mit Hindernissen

Bernd Reiß (CDU) brachte in Erinnerung, dass die Planungen für den Radweg von Ober-Ofleiden nach Gemünden auf der Trasse einbezogen werden müssen. Dazu erläuterte Planer Immo Zillinger, dass es sinnvoll ist, den vorbereiteten Bebauungsplan zu verabschieden. Dadurch lege man sich nicht auf den Bau fest, halte sich aber die Option offen.

Immerhin sei mit dem Bau der Ohmtalbahn erst in etwa zehn Jahren zu rechnen, so lange könnte der Radweg eine sinnvolle Sache sein. Aktuell gibt es dabei drei Problembereiche. So hat ein Anlieger von Eidechsen auf der Strecke berichtet, die bei den naturschutzfachlichen Untersuchungen nicht gesichtet wurden. Die Forstbehörde hat zudem Zweifel geäußert, dass die alte Trasse noch erkennbar ist. Es werde ein Seitenstreifen von 30 Meter gefordert. Das lehnt Zillinger ab, auch an Waldwegen stehen Bäume, das müsse dann auch für einen Radweg gelten .

Auf die Frage Linkers, wie hoch die Sanierungskosten für die Brücke an der Sandmühle ausfallen, verwies Zillinger auf Unterlagen eines anderen Büros. Michael Fina (SPD) betonte, wie wichtig der Radweg für die Entwicklung der Stadt sei. Es sei auch eine Alternativstrecke ohne Nutzung der Brücke möglich. Zillinger gab zu bedenken, dass die Fördermittel nur fließen, wenn keine starken Steigungen vorhanden sind. Die Brückensanierung werde gefördert. Er verwies darauf, dass ein Teil der Trasse an die Kamax verkauft wurde. Es sei aber bereits geklärt, dass das Unternehmen diesen Abschnitt nicht überbaut.

Eckhard Hisserich (DB) hält Gespräche mit der Kamax für »zwingend erforderlich«. Er betonte, ohne die Fördermittel des Landes lässt sich der Radweg nicht bauen. Deshalb schlug Fina vor, die Bedingungen zu prüfen und erst dann über den Bebauungsplan zu entscheiden. Das Thema wird in einer Folgesitzung behandelt, wie vereinbart wurde.

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Die alte Bahnbrücke in Homberg ist sanierungsreif. © Joachim Legatis

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