Ein ganz besonderer Kino-Genuss

Homberg (bul). Mit »Einfahrt verboten« wiesen am Samstag aufgestellte Warn- und Sperrbaken samt Verkehrsschildern zur abendlichen Ausgehzeit am Beginn der Homberger Marktstraße auf eine außerordentliche Absperrung der Durchgangsstraße zwischen Schlossauffahrt und Stadtkirche hin. Der Grund dafür war zugleich hör- und gut sichtbar: Zwischen dem historischen Fachwerkensemble unterhalb des Rathauses und dem gegenüberliegenden Sparkassengebäude versperrte eine etwa 30 Quadratmeter große »Air-Screen«-Leinwand die Durchfahrt.
Im Rahmen der Homberger Kunst- und Kulturreihe »Ohm Sweet Ohm« kamen mehr als 170 Damen und Herren unterschiedlichen Alters unter freiem Sternenhimmel in den cineastischen Genuss der im Dezember 2021 neu herausgekommenen Musical-Romanze »West-Side-Story« von Steven Spielberg.
Die Damen der kulturfördernden Kommission hatten zweifelsohne auch für die zweite Veranstaltung der diesjährigen Saison ihre Hausaufgaben gemacht: Die Menschen kamen nicht nur aus dem Homberger Umland - Alsfelder, ebenso Zuschauer aus dem Schwalm-Eder-Kreis und sogar ein Paar aus Bad Hersfeld mischten sich unter die Platzgemeinschaft und richteten sich mit vorsorglich mitgebrachten Sitzauflagen, molligen Decken, Erfrischungsgetränken und Knabbergebäck auf ihren Plätzen für einen langen Kinoabend gemütlich ein.
In gewohnter Manier eröffnete Beate Goßfelder-Michel den Abend mit vielen Hintergrundinformationen zum abendlichen Geschehen. Nur durch die Zusammenarbeit mehrerer Institutionen war es den Organisatorinnen erneut möglich, das seit Jahren fest etablierte OSO-Open-Air-Kino abermals zu starten. Ein großer Dank galt zugleich dem hessischen Förderprogramm »Ins Freie«, dem »SommerWanderKino« der Film- und Medien GmbH, dem Film- und Kinobüro Hessen, dem Lichtspielhaus Lauterbach, der Sparkasse Oberhessen und weiteren Sponsoren für deren Unterstützung.
Desgleichen gewährte Goßfelder-Michel einen ersten Einblick in das nostalgische Remake des im Jahr 1961 entstandenen Kult-Musicals von Leonard Bernstein. Es wurde damals mit zehn Oscars ausgezeichnet. In seiner modernen Filmadaption wurde Spielbergs Film Anfang des Jahres »nur« sieben Mal für den Oscar nominiert.
»Bestimmt wissen sie, dass es William Shakespeares Geschichte von Romeo und Julia war, die 1957 als Musical von Leonard Bernstein aufgegriffen wurde, ihm als Vorlage diente. Er verlagerte die tragische Liebesgeschichte um Maria und Tony nach New York, wo beide zwischen die Mühlen der miteinander verfeindeten Gangs geraten, die Jets und die Sharks - Weiße gegen Puertoricaner«, klärte die Kulturschaffende Nichtwissende im Publikum auf.
Interessante Details zur Entstehung
des Films vermittelt
Was aber die meisten nicht zu wissen schienen, war die Kunde, dass Bernsteins Musical ursprünglich »East Side Story« heißen und nicht von Straßenbanden, sondern von Juden und Christen handeln sollte, die sich während der Osterzeit um die Vorherrschaft New Yorks streiten. »Aber zu viele andere Verpflichtungen ließen zunächst das Tun von dieser Musical-Idee abrücken. Im nächsten Anlauf wurde aus der East Side Story die West Side Story, und der Zwist zwischen Christen und Juden musste dem Streit New Yorker Straßenbanden weichen. Bis zum ersten Probentag wurde das Buch dann noch ganze acht Mal umgearbeitet«, ergab die ausgiebige Recherche der vielfältig kulturinteressierten Hombergerin.
Mit der Neuverfilmung des Klassikers habe sich Steven Spielberg selbst einen Traum erfüllt und das Stück, das er so sehr liebt, erneut auf die Leinwände zurückgeholt. »Eine Huldigung an die Seele des Films - auch an die Musik«, rundete Goßfelder-Michel die Überleitung zum Filmstart ab. Das Schwelgen, Schmachten und Mitfiebern angesichts der Faszination von farbenfroh-beeindruckenden Bildern, überzeugenden Schauspielern, einer bewegenden Story, perfekt inszenierten Tanzeinlagen, weltberühmter Musik und gutem Sound konnte beginnen.
Die Projektionstechnik der Crew des Kinos Willingen kam abermals zum Zug und bescherte Hombergs Kinogängern bis kurz vor Mitternacht ein kurzweiliges Film-Vergnügen. »Die haben es drauf - immer wieder gerne«, freute sich das OSO-Team auf die vertrauten Gesichter der Kinomacher und versüßte deren Arbeit mit einem besonderen Päckchen voller Naschwerk.