Burghain kommt 430 000 Euro teurer

Homberg (jol). Die Abschaffung der Straßenbeiträge in Homberg hat große Erleichterung bei Hausbesitzern ausgelöst, die von hohen Beiträgen nach einem Straßenausbau verschont bleiben. Besonders vehement haben sich die Anwohner der Straße Burghain in der Kernstadt zur Wehr gesetzt. Doch die Kehrseite der Medaille ist eine hohe Belastung des städtischen Haushalts, die von allen Hombergern getagen werden muss.
Und dazu kommt noch, dass die Sanierung der Anwohnerstraße deutlich teurer kommt als vorab gedacht.
Die Baumaßnahme Burghain wurde mit einer Gesamtsumme von 1,17 Millionen Euro beauftragt, inzwischen geht Bürgermeisterin Simke Ried von rund 1,6 Mio. Euro an Kosten aus. Ein Hauptgrund sind höhere Kosten für die Sicherung der Stützwand.
So hat sich erst im Verlauf der Baumaßnahme herausgestellt, dass im Bereich der Stützmauern Mehrleistungen erforderlich sind, um die Statik gewährleisten zu können. Diese Maßnahmen waren im Vorfeld nicht zuverlässig prüfbar und absehbar, wie Ried erläutert. Dadurch sind Mehrkosten von knapp 168 000 Euro entstanden, die im Haushalt 2023 eingerechnet sind.
Stützwand für 260 000 Euro nötig
Doch inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Stützmauer im hinteren Bereich auf etwa 100 Metern Länge nur aus aufgeschichteten Natursteinen besteht. Der Versuch die Natursteinmauer durch eine Schwerbetonwand zu stabiliesieren, scheiterte. Wie Ried erläuterte, ist die vorhandene Natursteinwand »äußerst marode«. Deshalb soll sie durch Fertigbetonwinkel ersetzt werden.
Eine erste Besprechung Ende Februar mit der Baufirma, dem Ingenieurbüro, dem Statiker und einem Vertreter der Bauverwaltung habe Mehrkosten von rund 260 000 Euro ergeben. Ried betont, »eine genaue Kalkulation liegt noch nicht vor«. Die Summe wurde anhand von Erfahrungswerten ermittelt. Das würde die Gesamtsumme mit Ingenieur- und Nebenkosten auf 1,6 Mio. Euro hochtreiben. Die Bauzeit werde sich bis in den September 2023 verlängern.
Kanalsanierungen sind nicht enthalten, weil diese Kosten über die Abwassergebühren abgerechnet werden. In diesem und den nächsten zwei Jahren sind einige Straßensanierungen vorgesehen, die hohe Kosten verursachen. Und es wird noch teurer, wie Ried zu bedenken gibt.
Breitere Gehwege
Zwar gibt es nicht überall marode Natursteinmauern mitzusanieren, aber die Anforderungen steigen. Eine älter werdende Bevölkerung benötigt Barrierefreiheit. Deshalb sollten Gehwege breiter ausfallen und Querungsmöglichkeiten müssen rollatorgerecht ohne Stolperfallen gestaltet werden. Mit Kinderwagen fährt es sich dort deutlich besser, eine barrierefreie Bushaltestelle dient Alt und Jung und ermöglicht mehr Inklusion. Ebenso sind gefahrenreduzierende Lösungen für den Radverkehr zunehmend im Blick »und wir möchten Schulwege sicherer machen«. Die Förderprogramme sind so ausgelegt, dass solche Standards eingehalten werden müssen.
Eine einfache Sanierung des Ist-Zustandes ist einfacher und kann rein finanziell günstiger sein. »Aber das zementiert den teilweise wenig zeitgemäßen Ist-Zustand«, sagt Ried. Das müsse bei den weiteren Planungen für Straßensanierungen abgewogen werden. Ziel bleibe es, finanziell und gesellschaftlich ausgewogene Lösungen zu finden.