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Vernetzung von Biotopen

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Von: Dieter Graulich

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Damit die Ohmquelle auch weiterhin sprudelt, sollten die Entscheidungsträger im Vogelsberg durch vorausschauende Maßnahmen umgehend für eine effektive Klimaanpassung sorgen, so der Tenor der Schutzgemeinschaft Vogelsberg. ARCHIVFOTO: AU © Dieter Graulich

Herbstein (au). Zwei Punkte standen auf der Tagesordnung des Ausschusses für Bauen, Klima, Umwelt und ländlichen Raum des Vogelsbergkreises (BKUlR) bei der jüngsten Sitzung in Herbstein. Sehr zügig wurde der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen abgehandelt, bei dem es um eine Bedarfsanalyse zur übergreifenden Vernetzung von Biotopen im Kreis ging.

Hierzu empfahl der Ausschuss dem Kreistag, die Grundlagen für die Erstellung des Biotopverbundnetzes zu erstellen.

Ein Kreistagsbeschluss zur Erstellung eines Grundwassergutachtens war Grundlage des Ausschusses für die dazu erforderliche Einholung von Informationen. Bereits befragt dazu wurden bislang das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Beide haben, trotz unterschiedlicher Auffassungen innerhalb der HLNUG aufgrund der existierenden Gutachten von einem solchen Gutachten abgeraten. Ebenfalls befragen will der Ausschuss noch die OVAG. Am Mittwochnachmittag stellte zu diesem Thema die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) ein Thesenpapier für einen »Masterplan für die klimafeste Wasserbewirtschaftung im Vogelsbergkreis« vor. SGV-Vorstandsmitglied Heiko Stock (Lautertal) wies zunächst darauf hin, dass drei Landkreise, 24 Kommunen, 78 Vereine/Verbände inklusive der meisten der in Hessen anerkannten Naturschutzverbände und mehr als 170 Einzelpersonen Mitglied der Schutzgemeinschaft seien.

Trockenheit und Flutkatastrophe

Ökologe Dr. Hans Otto Wack betonte im Anschluss, dass die SGV der Bitte des Kreises nach Informationen gerne nachkomme, rate aber zum Erstellen eines Master-Aktionsplans Klimaanpassung. Spätestens die extremen Trockenjahre 2018 und 2019 sowie die Flutkatastrophe im Juni 2021 seien sowohl für die europäische Wasserwirtschaft und die Politik als auch für die Bevölkerung ein unüberhörbarer Weckruf dafür gewesen, dass der Klimawandel den Wasserkreislauf schon längst stark verändert habe. Und dass sich diese Entwicklung weiterhin beschleunige. Die Klimaanpassung der Wasserwirtschaft sei somit auf allen Ebenen zu einem wichtigen Faktor der allgemeinen Daseinsvorsorge geworden. Ziel müsse es sein, sich an die neuen, schwankenden Rahmenbedingungen derart flexibel anzupassen, dass unterschiedlichste Worst-Case-Ereignisse wasserwirtschaftlich beherrschbar werden. Die gesetzlichen Grundlagen dafür seien vorhanden. Das gelte verstärkt auch für die Bewirtschaftung des Grundwassers, welche insbesondere die Vereinbarkeit einer sicheren Wasserversorgung mit den Belangen des Naturschutzes sicherstellen müsse. Im Fall einer abnehmenden Grundwasserneubildung erfordere dies zum Beispiel ein Reduzieren der Grundwasserentnahmen, wenn dadurch das ökologische Risiko gesenkt werden könne.

Die Vogelsberger Wasserbewirtschaftung bilde hierbei keine Ausnahme. Das extreme Austrocknen der Böden und der Gewässer 2018/2019, das unter anderem SGV-Mitglieder dokumentiert hätten, sowie die lokal abnehmenden Grundwasservorräte zeigten, dass für die künftige Vereinbarkeit der Wasserversorgung mit dem Naturschutz und mit anderen Bereichen in jeder Hinsicht robustere Systeme aufgebaut werden müssten, die vordringlich der Verbesserung der Grund- und Oberflächenwasserverhältnisse dienten.

Auch im Vogelsberg sollten die Entscheidungsträger durch vorausschauende Maßnahmen möglichst umgehend für eine effektive Klimaanpassung sorgen. Geschehe dies nicht, steige in mehrfacher Hinsicht die Wahrscheinlichkeit, immer häufiger in Wassernotstände unterschiedlicher Art hineinzugeraten. »Aufgrund der aufgezeigten, klimawandelbedingten Handlungsbedarfe, dem dringend notwendigen Klimafestmachen der Wasserbewirtschaftung und der begrenzten finanziellen Ressourcen des Landkreises empfiehlt die SGV dem Ausschuss, anstatt eines Grundwassergutachtens für das Kreisgebiet einen Masterplan für die Klimaanpassung der regionalen Wasserbewirtschaftung zu erstellen«, so Dr. Hans Otto Wack abschließend.

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