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Gießen: Leere Stühle in der Erstaufnahmeeinrichtung

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Manfred Becker, der Leiter der EAEH, steht im »Busbahnhof« der Einrichtung. An zwei Gates warten hier die Geflüchteten auf die Busse, die sie in die Kommunen bringen. Bis die Geflüchteten hier sitzen, haben sie einiges an Bürokratie und Wartezeiten hinter sich. © Red

Die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen hat tausende Menschen aus der Ukraine aufgenommen. Für den Moment ist es ruhiger geworden, aber die Frage lautet: Wie lange?

Sechs Sicherheitsmitarbeiter stehen in gelben Warnwesten in der Lufthansastraße vor einem der vielen Gebäude der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen (EAEH). Es wird geraucht und sich unterhalten. Zwei Männer kommen im Nieselregen auf die Mitarbeiter zu, stellen eine Frage auf arabisch; es wird übersetzt, der Weg zu einem der Gebäude gewiesen. Und es ist wieder ruhig vor dem Ankunftzentrum der EAEH. Kein Vergleich zu den Zeiten noch vor wenigen Wochen, als bis zu vier Reisebusse gleichzeitig ankamen und hunderte Geflüchtete aus der Ukraine zum Ankunftszentrum drängten. Die momentane Ruhe ist dabei nicht nur eine kurze Momentaufnahme, wie Manfred Becker, der Leiter der EAEH, erklärt. Hessen hat sein Soll bei der Aufnahme der Geflüchteten bereits übererfüllt, weswegen zur Zeit keine Ukrainer dem Bundesland mehr zugewiesen werden. Wie lange das so bleibt, ist aber unklar.

Gießen: Hessen hat Soll bei Aufnahme der Geflüchteten übererfüllt

»Laut den neusten Zahlen sind wir mit 5000 Geflüchteten im Plus«, sagt Becker. Das für die EAEH zuständige Regierungspräsidium Gießen (RP) bekomme regelmäßig die aktuellen Verteilungszahlen genannt, aber es sei schwer abzuschätzen, wann die anderen Bundesländer Hessen aufgeholt haben und auch in Gießen wieder mehr Geflüchtete ankommen werden. Denn das hängt vom Kriegsverlauf ab und wie viele Menschen nach Deutschland fliehen.

Gießen: EAEH hat 12 242 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen

Seit dem 24. Februar habe die EAEH alleine 12 242 Menschen aus der Ukraine aufgenommen, sagt RP-Sprecher Thorsten Haas. Und Daniel Pöhland-Block, der Leiter des Ankunftszentrums erklärt, dass so viele Menschen in so kurzer Zeit wie in den vergangenen Wochen selbst 2015/16 nicht in Gießen angekommen waren: »Damals hatte es 14 Monate gedauert, dass die Zahl von 2000 Geflüchteten auf 8000 Menschen in der EAEH angestiegen war, jetzt nur vier Monate.« Denn bereits im November habe es eine erste Welle an Geflüchteten aus der Ukraine nach Gießen gegeben, die Zahl der Geflüchteten insgesamt in der EAEH stieg da auf 2000 an, im März seien es dann 8000 gewesen.

Gießen: Geflüchtete mussten stundenlang auf Registrierung warten

Das hatte im Ankunftszentrum für lange Wartezeiten und viel Kritik gesorgt. »Vier, fünf, sechs Stunden mussten die Menschen im Laufe der Schnellregistrierung hier warten«, sagt Pöhland-Block. Von den Geflüchteten werden im Ankunftszentrum erst einmal nur Name und Herkunft erfasst und ein schnelles Foto gemacht; danach kommt ein Corona-Test. In dieser Reihenfolge wegen der Bürokratie, wie der Leiter des Zentrums erklärt. »Die Corona-Tests müssen ja korrekt abgerechnet werden.«

Wenn dann mal die IT ausgefallen war, musste Pöhland-Block den Geflüchteten erklären, dass sie sechs Stunden umsonst gewartet hatten und am nächsten Tag das Ausharren von neuem losgehe. »Die Menschen haben da bereits eine lange Reise hinter sich, und die Nerven liegen blank«, sagt Pöhland-Block. Dann werde man auch mal angeschrien. Und das ist erst die Schnellregistrierung, die Vollregistrierung mit der Erfassung der biometrischen Daten folgt erst darauf.

Geflüchtete aus der Ukraine sollen bereits in Frankfurt registriert werden

Im Moment sind die meisten Sitzplätze im Wartebereich des Ankunftszentrums leer, zeitweise konnten nicht alle Schutzsuchende dort unterkommen. Das RP habe deswegen auch Räume im Gebäude nebenan, dem ehemaligen Alpine Club, angemietet. Dort stehen jetzt noch Biertischgarnituren und Feldbetten bereit, falls wieder eine große Anzahl an Menschen nach Gießen kommen sollte. Aber um die Anzahl und damit auch die Belastung für die Mitarbeiter und die Geflüchteten zu verringern, sollen Ukrainer in Zukunft bereits in Frankfurt registriert werden. Wie Becker erklärt, kommen aber nicht alle über Frankfurt, es gebe auch selbstorganisierte Busreisen aus der Ukraine direkt nach Gießen.

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