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Geschenkpapier aus Zuckerrüben

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Cansel Pamukci bietet eine große Produktauswahl an. Das Kinderkleid in ihrer Hand zählt in die Kategorie »Slow Fashion«. Es besteht aus Leinen und wurde nicht schnell und günstig, sondern nachhaltig gefertigt. Doch das merken die Kunden auch am Preis. © Red

Seit Pandemiebeginn hat so mancher Laden in der Gießener Innenstadt geschlossen. Doch die 28-jährige Cansel Pamukci wagt den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnet einen eigenen Concept-Store. Dort möchte sie das Einkaufsverhalten in Gießen nachhaltig verändern.

Mir hat ein Ort in Gießen gefehlt, an dem man alles gebündelt für einen besonderen Anlass bekommt«, sagt Cansel Pamukci. Daher hat die 28-Jährige am 22. März ihr Ladengeschäft in der Katharinengasse eröffnet. Schon als BWL-Studentin hatte sie den Wunsch, sich selbstständig zu machen. Während des ersten Lockdowns habe sie Zeit gehabt, sich damit auseinanderzusetzen. »Zunächst wollte ich ein Geschäft für Abendmode eröffnen. Je intensiver ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr habe ich gemerkt, welche Auswirkungen mein Handeln auf die Umwelt hat.« Dabei sei der Gedanke gereift, ein nachhaltiges Geschäft zu eröffnen.

Pamukci möchte mit ihrem Laden dazu beitragen, dass Gießen noch ein Stückchen »grüner« werde. Bei der Auswahl der Produkte und Händler ist es ihr wichtig, dass die Artikel entweder aus nachwachsenden Rohstoffen oder aus bereits vorhandenen Materialien recycelt wurden. Pamukci verspricht sich von diesen auch eine bessere Qualität. Ebenso wichtig seien ihr faire Arbeitsbedingungen bei der Herstellung.

Zudem unterscheide Pamukci Nachhaltigkeitsstufen: »So gibt es Produkte, die noch nachhaltiger produziert werden könnten, aber es gibt welche, bei denen es nicht besser geht.« Für den Laden habe sie geschaut, welche Händler nachhaltige Produkte zu einem angemessenen Preis anbieten, damit die Artikel eine Alternative sein können - und zwar für den besonderen Anlass. »Die Produkte wirken vielleicht teurer als in anderen Läden, wenn man bereit ist, den Preis zu zahlen, um jemandem oder sich selbst eine Freude zu machen, ist es etwas Besonderes«, verspricht sie.

Traum von der eigenen Produktion

Dass sich ihre Kundschaft über den Einkauf freuen soll, spiegelt sich im Namen des Concept-Stores wider: »Elins«. »Der Name Elin stammt aus dem Schwedischen und heißt ›die Schöne‹, ›die Strahlende‹. Ich fand den Gedanken schön, dass die Kunden strahlen, wenn sie den Laden verlassen.«

Die Produktauswahl ist bunt durchmischt: So reicht sie von Geschenkpapier aus Zuckerrübenschalen und Luftballons aus Naturkautschuck über Kinderspielzeug aus Resten von Kautschukbäumen, Dekoartikel wie recycelten Metallkerzenständern und von Hand gegossenen Kerzen bis hin zu GOTS-zertifizierter Freizeitkleidung und Abendkleidern für Kinder und Erwachsene.

»Die GOTS-Zertifizierung steht dafür, dass die Kleidung vom biologischen Anbau über die Herstellung bis zur Auslieferung nachhaltig und zu fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde«, erklärt Pamukci. Die Abendkleidung sei jedoch nicht zertifiziert und somit das einzige nicht nachhaltige Produkt im Elins. Doch zu besonderen Anlässen gehöre sie eben dazu.

»Ich habe keine Händler oder Marken gefunden, die nachhaltige Abendmode zu einem fairen Preis anbieten. Es ist die Frage, was fair bedeutet, aber ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist, ein nachhaltiges modernes Abendkleid zu produzieren, dass unter 1000 Euro kostet.« Daher sei Pamukci auf der Suche nach einem Unternehmen, was diese anbiete. Nicht nur das: »Mein Traum ist es, eigene Abendmode nachhaltig zu produzieren.« Doch das sei auch eine Frage des Budgets.

Auf lange Sicht würden nicht nur die Abendkleider wechseln. Die 28-Jährige wolle die im Laden vorrätigen Produkte an die Bedürfnisse der Käufer anpassen. Außerdem möchte sie das Sortiment erweitern. So soll es zukünftig mehr Bekleidung für Männer geben. Alles nach und nach.

Derzeit ist die Ladenfläche relativ übersichtlich gefüllt. »Für manche Kunden scheint es zu leer zu sein«, sagt Pamukci, »und sie fragen, ob ich geöffnet habe.« Doch auch mit mehr Produkten solle die Einrichtung minimalistisch bleiben.

Nachhaltig: Produkt und Verpackung

Bei den Artikeln im Elins komme es nicht nur darauf an, dass die Produkte nachhaltig seien, sondern auch die Verpackungen. So sind die Geschenkkarten teilweise in Folie verpackt, doch diese sei aus Maisstärke hergestellt worden. Zudem stehe auf vielen Produkten, aus welchen Materialien diese gefertigt beziehungsweise recycelt wurden. Auch Teil des Konzeptes sei es, dass die Ladenmöbel aus nachhaltigen Materialien bestünden. Das Besondere: »Die Möbel können zum Teil gekauft werden.«

Pamukci will Dinge verkaufen, aber auch zu nachhaltigem Handeln motivieren. »Konsum ist nicht nachhaltig, und es wäre besser, nur das Nötigste zu konsumieren, doch das ist nicht realistisch. Hier sollen die Kunden eine bewusste Kauf- oder Nicht-Kaufentscheidung treffen.« Ihr Ziel sei es, die Mehrheit davon zu überzeugen, auf nachhaltige Alternativen zurückzugreifen.

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