»Regisseur« für Bürgerbus gesucht

Gemünden (gkm). Bekommt auch Gemünden einen Bürgerbus? Mit dieser Frage beschäftigten sich kürzlich die Teilnehmenden einer Informationsveranstaltung, zu der der Seniorenbeirat der Gemeinde eingeladen hatte. Viele gute Tipps steuerte Michael Schneider bei, der in der Nachbargemeinde Feldatal das Bürgerbus-Angebot mitgestaltet.
Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des Seniorenbeirats Renate Müller berichtete Schneider, wie sich das Projekt Bürgerbus von der Idee zu einem heute sehr gut angenommenen Mobilitätsservice in Feldatal entwickelt hat. Zusammen mit Bürgermeister Leopold Bach, der ihn 2018 auf das Förderprogramm des Landes Hessen für die Einrichtung eines solchen Busses aufmerksam gemacht hatte, hatte er sich gleich daran gemacht, Mitstreiter zu gewinnen. Schnell war klar, dass der Gewerbeverein, dessen Vorsitzender Schneider ist, die Verantwortung für den Betrieb übernehmen würde. Es wurde ein Konzept nach den Vorgaben des Landes erarbeitet und die Bewerbung an das Wirtschaftsministerium auf den Weg gebracht.
Der Bürgerbus soll keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten im Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) sein, sondern bestimmte Mobilitätsbedürfnisse bedienen, für die es auf dem Dorf kein Angebot gibt. Gedacht ist an organisierte Fahrten zum Arzt, Sammeltouren zum Einkaufen oder auch zu kulturellen oder Vereins-Veranstaltungen in der Gemeinde. Bedarf für ein solches Mobilitätsangebot wurde im Bereich der Sportvereine gesehen, beispielsweise bei Fahrten der Schülermannschaften zu Auswärtsspielen oder auch Fahrten von Teilnehmern zu Seniorennachmittagen. Wie oft er schließlich zum Einsatz kommen wird, ist in einem Betriebskonzept zu klären, das der Trägerverein mit Unterstützung der Gemeinde erstellen muss.
Die Verantwortung für den Betrieb des Bussystems müsse ein Trägerverein übernehmen, betonte Bürgermeister Bott und verwies auf die Nachbargemeinde Feldatal, in welcher der Gewerbeverein sich für den Bürgerbus engagiert. »Da wir keinen Gewerbeverein haben, muss sich ein anderer Verein finden, der den Hut aufsetzt,« sagte Bott. Das könne ein bestehender Verein sein oder es könne auch ein Bürgerbusverein gegründet werden.
Zu klären sein wird darüber hinaus, wer den Bus fährt. Zu den üblichen Voraussetzungen, wie gültiger Führerschein und polizeiliches Führungszeugnis, müssen Bürger, die andere Bürger chauffieren wollen, auch über den »kleinen Beförderungsschein« verfügen. Der Fahrdienst soll in jeder Hinsicht kostenfrei erfolgen. Die Fahrgäste zahlen nichts und die Fahrer bekommen nichts. Der Bürgerbus wird ehrenamtlich betrieben. Dauerhaft finanzieren soll er sich durch Spenden und Sponsoring, also Einnahmen, die beispielsweise durch Werbung ortsansässiger Unternehmen auf dem Bus erzielt werden können.
Gemeindevorstandsmitglied Peter Gabriel warf aus dem Publikum heraus die zentrale Frage des Infoabends auf: »Gibt es überhaupt einen Bedarf für den Bürgerbus in Gemünden?« Während er in Anbetracht der geringen Resonanz für die Veranstaltung gleich zu einer negativen Antwort tendierte, zeigte sich das Publikum insgesamt entschlossen, den Bedarf erst noch eingehend zu prüfen.