Musik in ihrer schönsten Form

Gemünden-Nieder-Gemünden (eva). Es war ein musikalisches Highlight angekündigt und damit nicht zu viel versprochen worden. Denn das begeisterte Publikum erlebte Anfang dieser Woche, während des Benefizkonzertes mit dem Heeresmusikkorps Kassel in der vollbesetzten Mehrzweckhalle in Nieder-Gemünden, ein Konzert der Spitzenklasse. Unter der Leitung von Oberstleutnant Tobias Terhardt bot das Heeresmusikkorps der Gästeschar sinfonische Musik in ihrer schönsten Form.
Bekannterweise sollte im Jahr 2020 das 1250-jährige Bestehen des Dorfes Nieder-Gemünden mit einer Vielzahl von Festlichkeiten, verteilt über das ganze Jahr, gebührend gefeiert werden. Zu den zahlreich vorgesehenen Veranstaltungen im Jahr 2020 gehörte auch das Benefizkonzert, für das es der, extra für das Dorfjubiläum gegründeten »Vereinsgemeinschaft 1250 Jahre Nieder-Gemünden e.V.« gelungen war, das Heeresmusikkorps Kassel zu engagieren.
Während alle schon im Detail geplanten Veranstaltungen, zu denen unter anderem auch ein großes Festwochenende mit einem stehenden Festzug, Corona zum Opfer fielen, hielt man an zwei Veranstaltungen fest. Dies waren der kürzlich stattgefundene Grenzgang in Nieder-Gemünden und das Benefizkonzert, dessen Reinerlös den Fördervereinen der Pestalozzi-Schule und der Kindertagesstätte »Siebenstein« in Gemünden sowie der Kinder-Krebsstation »Peiper« in Gießen zugutekommen wird. Am Dienstagabend war es dann so weit. Nach größeren Vorbereitungen, zu denen auch der Aufbau einer übergroßen Bühne in der Mehrzweckhalle gehörte, um den 55 Musikerinnen und Musikern des Musikkorps genügend Platz bieten zu können, strömten die Gäste schon am frühen Abend in die »Blaue Lagune«, wie die Mehrzweckhalle in Gemünden im Volksmund genannt wird.
Nach der musikalischen Begrüßung durch das Orchester mit Carl Fausts bekanntem »Defiliermarsch« (Arrangement Guido Rennert), hieß Bürgermeister Daniel Müller als Schirmherr die Gäste willkommen und dankte dem Heeresmusikkorps, dass es sein Versprechen, in Nieder-Gemünden ein Benefizkonzert zu geben, auch mit zwei Jahren Verspätung eingelöst hat.
Müller sprach auch die in den letzten Jahren immer wieder zu beobachtenden Anfeindungen an die Soldaten an, beziehungsweise, dass sich Soldaten immer wieder rechtfertigen müssten. Doch dann hätten Umweltkatastrophen und nun auch der Krieg vor der europäischen Eingangstür in der Ukraine gezeigt, wie wichtig die Arbeit der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sei. Und direkt an die Mitglieder des Heeresmusikkorps gerichtet sagte er: »Danke, dass ihr diese Arbeit leistet«, was vom Publikum mit einem kräftigen Applaus bestätigt wurde. Müller machte auf die gelbe Bundeswehr-Solidaritäts-Schleife aufmerksam, die er selber an dem Abend trug, und die auch seit zwei Jahren an der Eingangstür des Rathauses in Nieder-Gemünden angebracht sei.
Ihm sei zu Ohren gekommen, so Oberstleutnant Tobias Terhardt, dass am Abend zuvor viele Gemündener im Hessischen Rundfunk die Verabschiedung von Ministerpräsident Volker Bouffier, die vom Heeresmusikkorps Kassel musikalisch umrahmt wurde, verfolgt hätten. Andere wiederum seien vielleicht gekommen, weil sie das Musikkorps am Abend zuvor im Fernsehen gesehen hatten und das Orchester nun einmal life erleben möchten. Sie seien sozusagen auf dem Rückweg von Wiesbaden und froh, dass es terminlich gepasst habe. »Wir freuen uns sehr, Ihnen Freude zu bereiten und haben für jeden Geschmack etwas mitgebracht«, so Tobias Terhardt, der anschließend gutgelaunt und unterhaltend durch das Programm führte. Dabei erläuterte er Hintergründe zu den ausgewählten Musikstücken und gab kleine Anekdoten zum Besten, zu denen unter anderem auch Strapazen durch den Zoll, bei der Einfuhr einer handgefertigten »Steel Pan« (Schlagpfanne oder Schlagtrommel) gehörte. Da den Zöllnern ein solches Instrument unbekannt gewesen sei, hätten sie wohl befürchtet, ein »gewisses weißes Pulver« könne sich darin verbergen, so Terhardt. Erst als die Musikerin, Hauptfeldwebel Claudia Römer persönlich beim Zoll auf der »Steel Pan« aufspielte, durfte sie das besondere und wertvolle Instrument in Empfang nehmen, mit dem sie im zweiten Teil des Konzertes in Nieder-Gemünden im Rahmen eines »Steel Pan Medleys« (Arrangement Robert Kuckerts), unter anderem mit Harry Belafontes »Mathilda« und weiteren bekannten Evergreens das Publikum begeisterte.
Die Soldatinnen und Soldaten des Heeresmusikkorps Kassel boten mit ihrem starken Sound eine vielseitige Musikauswahl, die für jeden Geschmack etwas bot. Von der Ouvertüre zur Oper »Wilhelm Tell«, über den symbolischen Marsch aus »Wallensteins Lager«, der »Pie in the Face Polka«, entstanden 1965 zu dem Film »The Grat Race« (Das große Rennen um die Welt), in dem die größte Tortenschlacht der Filmgeschichte vorkam sowie den »Jubelklängen« des Komponisten und Musikers Ernst Uebel, über »Somewhere over the Rainbow«, oder »Toto for Trombones« bei dem die Posaunen das Sagen hatten, bis hin zu einem Show-Medley von PUR. Sehr beeindruckend zwischendurch auch »Die Krone der Schöpfung«, ein Lied von Udo Jürgens, das Tobias Terhardt mit einem gesprochenem »Udo-Jürgens-Liedertext-Medley« ankündigte. Das Lied, unter anderem dargeboten mit einer Sologesangseinlage, beschäftigt sich mit Gesellschaftskritik und mahnt an, wie man miteinander umgehen und Verantwortung für die Erde und die Mitmenschen übernehmen sollte.
Ergänzt wurden die Darbietungen mit beeindruckenden Solis, ob Flöten, Trompeten, Posaunen, verschiedene Saxofone, Fagott oder auch Kontrabass und wie schon erwähnt mit der »Steel Pan«.
Ein Klangkörper der die Halle ausfüllte. Die Musiker sorgten vom ersten Moment an mit ihren Darbietungen vom Feinsten für Begeisterung beim Publikum, das nach rund zwei Stunden emotionaler Musik und den geforderten Zugaben, die mit »Alte Kameraden« und »Ein Jäger aus Kurpfalz«, erfüllt wurden, mit stehenden Ovationen den Soldatinnen und Soldaten und Oberstleutnant Tobias Terhardt für ihr grandioses Konzert dankte. Gänsehaut-Feeling pur, als zum Konzertabschluss sowohl die Europäische als auch die Deutsche Nationalhymne erklang, und die Gäste kräftig mitsangen. Das Benefizkonzert des Heeresmusikkops Kassel bescherte einen außergewöhnlichen Abend in Nieder-Gemünden, der allen die dabei waren, sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.