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Bott geht, Müller kommt

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Lothar Bott überreicht die Ernennungsurkunde zum Bürgermeister an seinen Nachfolger Daniel Müller. © Gerhard Kaminski

Gemünden (gkm). Nach 18 Jahren im Amt verabschiedeten Gemündens Gemeindevertreter und Vertreterinnen den seit 2004 amtierenden Bürgermeister Lothar Bott. Bevor sich dieser von ihnen, dem Gemeindevorstand und den zahlreichen Gästen verabschiedete, blickte Karl Pitzer, langjähriger Wegbegleiter Botts, auf diese gemeinsame Zeit zurück. Er erinnerte an »die Gemündener Ereignisse«, mit denen sich der neue gewählte Bürgermeister 2004 auseinandersetzen musste, insbesondere ein Amtsenthebungsverfahren für den Vorgänger und eine hohe Verschuldung der Gemeinde.

Den kommunalen Haushalt saniert und für eine Beruhigung des kommunalpolitischen Klimas gesorgt zu haben, das stellte Pitzer als besondere Verdienste des aus dem Amt scheidenden Bürgermeisters heraus. Bott habe immer »zugunsten der Gemeinde verhandelt und wichtige Zuschüsse bekommen«, mit denen kommunale Projekte finanziert werden konnten und er habe sich so als »Hüter der Gemeindekasse« erwiesen.

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Mit seinem Ausscheiden gehe der Gemeinde ein »guter Verwaltungsfachmann« und »sehr viel Fachwissen verloren«. Man sei zwar in den gemeindlichen Gremien keineswegs immer einer Meinung gewesen, aber »es ist nie zu Feindschaften gekommen«, wie sie teilweise in Nachbarkommunen stattgefunden hätten und stattfinden.

Der so Gewürdigte zeigte sich ganz in der Rolle des Verwaltungsfachmanns und hinterließ für den kommunalpolitischen Merkzettel den Hinweis, den Stellungnahmen der Städte und Gemeinden in Planungsprozessen mehr Geltung zu verschaffen.

Mit Blick auf seine 18-jährige Amtszeit betonte er, »dass es Zeit braucht, eine Gemeinde zu entwickeln«. Bott bedankte sich bei den Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung und auch den Bürgern: »Ohne Ihre Mithilfe wären wir nicht da, wo wir heute sind.« Ganz besonderen Dank sprach er seiner Mutter aus, die im Publikum der Verabschiedung beiwohnte.

Nachdem das Posaunenorchester aus Schwarz ein musikalisches Intermezzo gegeben hatte, leitete Gemeindevertretungsvorsitzender Björn Stroh (BGG) zur Einführung und Verpflichtung des neuen Bürgermeisters über.

In dieses Amt war bereits am 26. September des vergangenen Jahres Daniel Müller (BGG) gewählt worden. Stroh erinnerte an das sehr gute Wahlergebnis von fast 76 Prozent und stellte seinen Parteifreund als Verwaltungsfachmann und Vereinsmenschen vor. »Du bringst das mit, was für ein langes Leben als Bürgermeister nötig ist«. gab er Müller mit auf den Weg, bevor dieser den Amtseid ablegte.

In seiner anschließenden Antrittsrede ging Müller zunächst auf den »völkerrechtswidrigen Angriffskrieg« Russlands gegen die Ukraine ein und formulierte das Postulat, dass die Politik nicht nur in Berlin, sondern auch auf der kommunalen Ebene dazu beitragen müsse, Krieg zu verhindern.

Große Projekte stehen an

Er versprach, sich für sachliche und konstruktive Diskussionen in den politischen Gremien einzusetzen und sein neues Amt »überparteilich auszuführen«. Als die wichtigen anstehenden Projekte nannte er, den Ausbau der Kita in Nieder-Gemünden voranzubringen, den Anschluss der Abwasserentsorgung an die Kläranlage in Nieder-Ohmen zu realisieren sowie die Neugestaltung des Bahnhofsgeländes in Nieder-Gemünden umzusetzen. Er werde sich außerdem für die Thematisierung der Klimakrise auf kommunaler Ebene einsetzen und den Ausbau der Windkraft- und Solarstromnutzung in der Gemeinde betreiben. Schließlich setzte er den Ausbau von Radwegen mit dem Ziel, »ein sehr gutes Radwegenetz« zu schaffen, auf die Tagesordnung.

Anschließend würdigten zahlreiche Gastredner das 18-jährige Engagement von Lothar Bott als Bürgermeister und wünschten seinem Nachfolger Daniel Müller viel Erfolg bei seiner neuen Tätigkeit. Den Auftakt machte Landtagsabgeordneter Michael Ruhl (CDU), der wie Bott aus Herbstein stammt. Er hob dessen erfolgreiches Bemühen um das Einwerben von Fördermitteln hervor und verwies auf das Ergebnis: »Gemünden steht im hessenweiten Vergleich finanziell gut da.«

Angesichts dieses Ergebnisses »kannst du stolz sein auf das, was du geschafft hast«, schloss sich Landrat Manfred Görig dem Lob an. Beide verbanden ihren Rückblick mit dem Angebot an den neuen Bürgermeister zu einer »vertrauensvollen Zusammenarbeit«.

Für den Städte- und Gemeindebund würdigte Harald Semler das Engagement Botts in den Gremien und gab Müller die besten Wünsche für dessen Start ins Amt mit auf den Weg. Als Sprecher der Bürgermeister im Vogelsbergkreis schloss sich Bürgermeister Leopold Bach an, auch er machte ein Angebot zur Unterstützung - in Erinnerung an die Hilfe, die er als frisch gebackener Bürgermeister in Feldatal durch Bott erhalten hatte.

Vision entwickeln

Das Lob auf dessen solides Finanzmanagement und die Zusage zur konstruktiven Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister kennzeichneten auch die Reden der Vorsitzenden der Fraktionen in der Gemeindevertretung. So wünschte ihm der Vorsitzende der BGG-Fraktion, Tobias Reitz, »Tatkraft und eine große Portion Zuversicht« und Lukas Becker, SPD-Fraktionschef, ein »gutes Händchen«. Klaus-Dieter Jensen, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Bürgerliste (UBL), ermunterte Müller, eine Vision zu entwickeln, wie Gemünden in 15 oder 20 Jahren aussehen soll.

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