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Gefährliche Haarpracht

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Von: Joachim Legatis

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Entlang des Radwegs von Alsfeld nach Romrod werden Eichen gegen Prozessionsspinner behandelt. © Joachim Legatis

Sie sehen possierlich aus, die kleinen Raupen mit ihrem Stachelkostüm, und die Nester sind fast filigran. Doch die Gifthaare der Raupen des Eichenprozessionsspinners können starke allergische Reaktionen auf der Haut auslösen. So manche Kommune, die Autobahn-Gesellschaft und Hessen Mobil gehen deshalb vorbeugend gegen die Nester vor.

Es sind die feinen Härchen, mit denen sich die Raupen vor Vögeln schützen, die den Eichenprozessionsspinner so unbeliebt machen. Das enthaltene Gift kann massive allergische Reaktionen auslösen, was gerade bei Kindern sehr unangenehm sein kann. Es besteht die Gefahr eines allergischen Schocks (siehe Kasten).

Deshalb hat die Stadt Homberg im Vorjahr Bereiche des Schwimmbads gesperrt, um die Besucher zu schützen. Die Rastplätze Eifa und Krachgarten an der Autobahn A 5 wurde zeitweise gesperrt und in Feldatal hat man vorbeugend zu einem Biozid gegriffen, um die Entwicklung der Raupen zu verhindern.

Auch in diesem Jahr wird an einigen Stellen mit Publikumsverkehr verbeugend zur Spritze gegriffen, um die Entwicklung der Raupen im Frühstadium zu verhindern. So befürchtet Michael Rotter, 1. Stadtrat in Homberg, dass im Frühsommer wieder mit den Tierchen zu rechnen ist. Im Vorjahr waren rund 30 Eichen an Wegen, in Kitas und dem Schwimmbad befallen. In Vorjahren hat es auch Teile der GeoTour Felsenmeer getroffen.

»Wo viele Leute vorbeikommen, wird er bekämpft«, eine Fachfirma ist beauftragt, vorbeugend und später in akuten Fällen die Tiere zu beseitigen. Besonders gravierend hat Rotter den Befall im Vorjahr auf Eichen im Schwimmbad erlebt. Da blieb der Stadt keine andere Wahl, als einen Bereich der Liegewiese zu sperren, bis die Nester fachgerecht entfernt waren. »Wir haben die neuralgischen Punkte im Blick«, sagt Rotter.

In Feldatal werden, wie in den vergangenen Jahren, wieder vorbeugende Maßnahmen zur Bekämpfung der Nester des Eichenprozessionsspinners vorgenommen. Das soll im Mai geschehen, wie Bürgermeister Leopold Bach erläutert. Diese Vorgehensweise habe sich bewährt.

Im benachbarten Mücke will man nicht vorbeugend agieren. »Wir werden lediglich auf akuten Befall reagieren, da das vergangene Jahr recht unspektakulär war«, sagt Bürgermeister Andreas Sommer.

In ganz anderen Dimensionen muss Hessen Mobil denken. Im Vogelsbergkreis sind insgesamt etwa 36 Streckenabschnitte an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners vorgesehen, wie eine Sprecherin der Behörde mit Sitz in Schotten sagt. Die Maßnahmen werden im gesamten Kreisgebiet verteilt in nahezu allen Kommunen durchgeführt.

Sehr oft zeigt die Erfahrung, dass sich das Vorkommen des Eichenprozessionsspinner immer wieder auf die gleichen Stellen erstreckt. So rechnet die Sprecherin mit Nestern an der Landstraße 3072 zwischen Atzenhain und der Autobahnauffahrt Homberg/Ohm, der A 5 und der L 3073 zwischen Nieder-Gemünden und Homberg. Auch der Radweg entlang der B 49 zwischen Romrod und Alsfeld ist davon betroffen, ebenso wie der Parkplatz an der Kreisstraße 125 zwischen Groß-Felda und dem Abzweig B 49.

Die Bekämpfung hat Hessen Mobil an eine Fachfirma vergeben. »Bis Ende April/Anfang Mai erfolgt die Bekämpfung durch den Einsatz biologischer Produkte, wie beispielsweise ein auf die Raupen selektiv und lokal wirkendes Bakterium«, erläutert die Sprecherin weiter. Etwa ab Ende Mai entwicklen sich Brennhaare auf den Raupen und sie starten mit dem Bau der Gespinstnester.

Dann helfen keine Bakterien mehr, vielmehr entfernen die Experten die Nester mechanisch. Oft werden die nestähnlichen weißen Gespinste abgesaugt. Die Sprecherin betont, man solle Raupen und Nester »auf keinen Fall berühren«.

An der Autobahn A 5 waren in den Vorjahren die Spinnerraupen auf den Parkplätzen »Dottenberg«, »Krachgarten« und »Eifa« anzutreffen. Deshalb werden die betroffenen Bäume behandelt, um die Risiken für die Verkehrsteilnehmenden zu reduzieren, wie ein Sprecher der Autobahn GmbH des Bundes erläutert. Diese Maßnahmen sind von Ende April bis Ende Mai geplant.

Während der Vernebelungsaktion mit dem Biozid wird der jeweilige Parkplatz temporär für Verkehrsteilnehmende gesperrt. Sollten sich trotz der vorbeugenden Maßnahmen Eichenprozessionsspinner-Raupen entwickeln, werden diese dann durch ein Absaugen der Nester beseitigt, sodass keine Gefahr an den Parkplätzen der A5 besteht. Die Autobahn GmbH hat diese vorbeugenden Arbeiten im Bereich der Autobahnmeisterei Alsfeld an eine Fachfirma vergeben.

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Eher unauffällig ist das Gelege der Eichenprozessionsspinner an einem Ast. Gefährlich sind die Härchen der Raupe. © Red

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