1. Gießener Allgemeine
  2. Vogelsbergkreis

Für Menschenwürde am Lebensende

Erstellt:

Von: Joachim Legatis

Kommentare

vb_pallia_040223_4c
Der Kreistag will ein Konzept für eine gute Versorgung von sterbenskranken Menschen durch Palliativteams. © Imago Sportfotodienst GmbH

Neue Strukturen für die Versorgung sterbenskranker Menschen zeichnen sich ab. Nach kurzer Debatte gab der Kreistag Gelder zum Erstellen eines Konzepts für eine gute Palliativversorgung frei. Zudem wird im Kreis eine stationäre Betreuung am Ende des Lebens in einem Hospiz notwendig.

Der Vogelsbergkreis will eine Palliativversorgung »aus einem Guss« und benötigt ein stationäres Hospiz für Menschen am Ende ihres Lebens. Mit großer Ernsthaftigkeit diskutierte die Vogelsberger Politik in der jüngsten Kreistagssitzung das im Alltag oft verdrängte Thema des Umgangs mit sterbenden Menschen. Einstimmig beschloss das Vogelsberg-Parlament, in Abstimmung mit Trägern ein Konzept für eine umfassende Palliativversorgung im ganzen Kreis zu erstellen.

Für die Konzeption einer solchen ambulanten Palliativversorgung im Kreis werden 50 000 Euro bereitgestellt. Grundlage war ein Antrag von CDU und SPD.

Dazu erläuterte Patrick Krug (SPD), wenn man eine gute Versorgung der Vogelsbergerinnen und Vogelsberger erreichen wolle, müsse auch der Lebensabschnitt des Sterbens mit bedacht werden. Eine Palliativversorgung »aus einem Guss« im Vogelsbergkreis soll absichern, »dass möglichst viele Menschen schmerzfrei zu Hause sterben können«. Die Mittel seien bereits im Haushaltsplan 2023 berücksichtigt worden.

Betreuung zu Hause und in der Klinik

Im Antrag von CDU-SPD wird die Arbeit des Palliativteams Waldhessen in den Vordergrund gerückt. Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) stellt die Linderung der Beschwerden in den Vordergrund. Ein wichtiger Baustein ist dabei die regelmäßige Symptomkontrolle mit zeitnaher Behandlung der Beschwerden durch ärztliches und pflegerisches Fachpersonal. Palliativversorgung integriert die psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten und bietet ein Netz der Unterstützung.

Das Palliativteam Waldhessen hat neben der Zentrale in Bad Hersfeld auch Koordinationsstellen im Vogelsbergkreis. Die Teams sind den Krankenhäusern in Alsfeld und Lauterbach angegliedert, wie es in dem Beschlussvorschlag weiter heißt.

Besonders im Gedächtnis blieb bei der kurzen Diskussion im Kreistag der Appell von Cornelia Bothe, die ambulante Versorgung von Sterbenden mit der Pflege im Krankenhaus zu verzahnen. Aus persönlicher Erfahrung berichtete sie, wie wichtig es sei, dass sich dasselbe Team an Ärzten und Pflegekräften zu Hause und in der Klinik um den Patienten kümmere. Sie habe »eine hohe fachliche Kompetenz des Teams erlebt«, lobte sie die Palliativ-Fachleute. Die Verzahnung von ambulanter und Krankenhaus-Versorgung sei jedoch durch neue Vorgaben auf Bundesebene in Gefahr.

Günter Zeuner (FW) brachte einen weiteren Aspekt in die Debatte ein. Denn in Kommunen am Rand des Landkreises leisteten andere Träger gute Arbeit. So mache man in Mücke hervorragende Erfahrungen mit dem Palliativ-Team Gießen, ähnlich sei es in Schotten. Deshalb solle das Konzept so gestaltet werden, dass unterschiedliche Träger eingebunden sind.

Ungünstige Bundesvorgaben

Matthias Weitzel (SPD) schlug vor, den Antrag zu ergänzen. Die von Zeuner gewünschte Diskussion im Ausschuss solle geführt werden, dennoch soll das Geld für das Konzept freigegeben werden, -»wir sollten am Ball bleiben«.

Zeitdruck sieht auch Landrat Manfred Görig (SPD). »Wir müssen ein Konzept machen, das für die Region passt.« Auf Bundesebene würden Vorgaben erstellt, die eine kostendeckende Arbeit von Palliativteams im ländlichen Raum unmöglich machen. »Das wird finanziell nicht aufgehen«, sagte er mit Blick auf die langen Strecken, die im Vogelsberg zurückzulegen sind.

Görig kündigte in der Debatte an, dass der Kreis künftig ein stationäres Hospiz aufweisen muss. Um eine solche Einrichtung müsse sich der Kreis kümmern. Nicht überall können Schwerkranke am Ende des Lebens zu Hause gepflegt werden. Dann müsse eine spezialisierte feste Einrichtung vorhanden sein. Görig betonte, »es ist wichtig, dass wir das menschenwürdig hinbekommen.«

Auch interessant

Kommentare