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Erde landet weiter im Baggersee

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Von: Kerstin Schneider

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CDU-Politiker lassen sich an der Autobahnbaustelle bei Niederklein über den Baufortschritt informieren. Zweiter von rechts Jürgen Driebe, technischer Geschäftsführer der A49 Autobahngesellschaft. FOTO: KS © Kerstin Schneider

Die Autobahn 49 wächst in rasantem Tempo. Davon überzeugten sich am Mittwoch CDU-Politiker bei einer Baustellenbesichtigung nahe der neuen Talbrücke bei Niederklein. Ganz im Gegensatz zu den schnellen Fortschritten an der Autobahn gibt es bei den gewünschten Erdwällen für Homberg nur wenig Bewegung. Verantwortliche vor Ort dämpfen die Erwartungen erneut.

Am Ende werde mit der neuen Autobahn für diesen Raum ein »gutes Projekt herauskommen«, sagte Regierungspräsident (RP) Dr. Christoph Ullrich. Das Vorhaben sei für die Region sehr wichtig. Das Projekt gehe wahnsinnig schnell voran und dieses Tempo brauche es auch, wenn Ende 2024 die Autos rollen sollen. Anstehende Probleme wie das kürzlich gefundene Hexyl bei Stadtallendorf würden gelöst, so der RP, mit dem noch bestehenden Baustopp würden alle Schwierigkeiten »fachlich sauber abgearbeitet«.

Dr. Daniel Schneider, Projektleiter der DEGES, gab eine kurze Beschreibung der Talbrücke über die Joßklein mit imposanten Stahlträgern, »es bewegt sich sehr viel«. Jürgen Driebe, technischer Geschäftsführer der A49-Autobahngesellschaft, nannte stolz einige technische Eckdaten zu Bauwerken wie dem sogenannten Overfly an der A5 bei Gemünden, wo ein vierstöckiges Autobahndreieck entsteht, »bei dem noch einige Ebenen eingezogen werden«. Wenn die Autobahn fertig ist, werde sie eine wichtige Entlastungsfunktion ab Kassel für die Lkw übernehmen. »Deshalb ist sie auch ein CO2-sparendes Bauwerk«, so Driebe.

Was die vier Millionen Kubikmeter Erde angeht, so wandert der Überschuss weiter nach Niederweimar in einen dortigen Baggersee, der aufgefüllt wird. Das ärgert die Anwohner von Appenrod, Dannenrod oder Maulbach, die sich Erdwälle als Sichtschutz und auch als mögliche Lärmminderung gewünscht haben.

»Es ist doch so viel Erde da. Warum lässt sich keine Einigung erzielen, auch um den Bürgerfrieden wieder etwas herzustellen?«, stellte der frühere Kirtorfer Bürgermeister Ulrich Künz in den Raum. Benjamin Wolf, CDU-Kommunalpolitiker aus Homberg, stieß ins gleiche Horn: »Wir würden alles dafür tun, damit es geht.« Jürgen Driebe dämpfte die Hoffnungen, er vermeide das Wort Lärmschutz und rede eher von »Lärmminderungswall.« Es seien hier Fragen des kommunalen Baurechtes tangiert »und hier hat es nicht überall funktioniert«. Vonseiten des Planfeststellungsbeschlusses und der Baurechtslage her sei alles »sauber«, im Beschluss steht, die anfallende Erde werde »dem Wettbewerb überlassen«. Später gab es noch die Eingrenzung, die Erde sei trassennah zu verwenden.

Keine Flächen

In Appenrod habe es bisher nicht geklappt, zu einem Ergebnis zu kommen, »es müssen auch die Flächen zur Verfügung gestellt werden, denn ohne Grundstücke gibt es keinen Wall«. Er könne jedenfalls nicht das Baurecht beeinflussen, betonte er. Ein »eigenes Thema« sei auch noch die geplante PWC-Anlage und die dort einzusetzenden Kühlaggregate. Erkenntnisse über eine mögliche Beeinträchtigung des Grundwassers hätten sich bisher nicht ergeben, sagte er auf eine weitere Nachfrage. Man betreibe insgesamt bei dem Projekt einen sehr großen Aufwand, »der war auch für mich neu und ich mache das seit 30 Jahren«. Man könne es sich nicht erlauben, »etwas unter der Decke zu halten«.

Peter Wöbbeking, Leiter Außenstelle Fulda der Autobahn GmbH des Bundes, machte weitere Ausführungen zum Großprojekt, bei dem Materialmangel wie an vielen anderen Baustellen offenbar kein großes Thema ist, wie auf Nachfrage zu hören war. Es gebe eigens große Bevorratungsflächen, der Beton wird ohnehin vor Ort selbst hergestellt. Teilweise Lieferengpässe könnten in der Regel gut überbrückt werden. Man verbrauche insgesamt zehn Millionen Liter Diesel, das mache ihm momentan angesichts der Preise die meisten Sorgen, sagte Driebe. Der Bund habe hier aber bereits entsprechende Zusagen gemacht.

Das schnelle Tempo beim Baufortschritt hänge auch damit zusammen, »dass wir auf der grünen Wiese bauen. Ein Bauen im Bestand wäre viel schwieriger«.

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