Eine gute Suppe und Gemeinschaft

Ein Löffel Suppe kann nicht die Welt im Großen verändern. Im Kleinen aber schon. Eine liebevoll gekochte gemeinsame Mahlzeit, serviert an schön gedeckten Tischen in herzlicher Atmosphäre - das ist viel in einer Zeit, in der nicht wenige Menschen daheim allein sind oder gar kein eigenes Zuhause haben. Einmal im Monat lädt die Suppen- küche von St. Albertus zum Mittagessen ein.
Die Abordnung des Suppenküchenteams der katholischen Kirchengemeinde St. Albertus ist gut gelaunt. Gemeindereferentin und Ansprechpartnerin Deepa Kalayankary, Pfarrsekretärin Katarina Blazevic, Nikoletta Basmaci und Agnes Schmidts freuen sich auf nächsten Samstag und ihre Gäste. Im Pfarrbüro erzählen sie von dem Angebot, das es bereits seit 2013 gibt. »Initiiert hat das damals Kaplan Patrick Fleckenstein - basierend auf einem Evangeliumswort, dass man nicht immer nur die einladen soll, die einen dann wieder zurückeinladen, sondern Arme und anderweitig Bedürftige«, erklärt Kalayankary. Unterstützt vom damaligen Gemeindepfarrer Hermann Heil wurde im Gottesdienst für die Idee geworben, man sammelte Spenden - und dann ging es los mit der Suppenküche. An jedem vierten Sonntag im Monat wird geschnippelt, gekocht und serviert, kontinuierlich bis heute - »in Corona-Zeiten haben wir aber auf Suppe-to-go umgestellt«. Seit März ist das gemeinsame Essen wieder möglich, zur Sicherheit weiter mit Abstand und nach 3G-Regeln. Weggeschickt werde aber niemand: »Wir haben auch draußen Sitzmöglichkeiten«, sagt Kalayankary.
»Am Anfang kamen sechs Leute«, erinnert sich Basmaci, die »Köchin« in der Runde. »Wir haben noch ganz viel Suppe an Obdachlose auf dem Marktplatz verteilt. »Es brauchte einfach etwas Zeit, sich herumzusprechen. Jetzt haben wir etliche Stammgäste.« Etwa 15 Mitarbeiter engagieren sich dafür, dass möglichst viele Menschen zwei schöne Stunden im großen Gemeindesaal unter der Kirche haben. Rund 50 Gäste waren es jeweils vor der Pandemie, im Moment sind es etwa 25 bis 30 Menschen, die zu St. Albertus zum Mittagessen kommen. Satt werden sollen sie nicht nur im wörtlichen Sinne: »Es geht um das Miteinander, das gemeinsame Sitzen, Lachen, Reden und Essen.«
Eingeladen wird im Gottesdienst und mit Flyern und Plakaten in sozialen Einrichtungen, sagt Pfarrsekretärin Blazevic. Die Gäste sind ganz unterschiedlich: »Es kommen Frauen und Männer von der Brücke oder von der Bahnhofsmission, Menschen mit kleinem Einkommen oder auch Leute, die zu Hause einsam sind oder einfach Gesellschaft schätzen, auch junge Familien«, erklären die Frauen.
Für manche Gäste ist es die einzige warme Mahlzeit in vielen Tagen. Viele genießen die besondere Atmosphäre des Miteinanders, meint Agnes Schmidts: »Auch die schöne, immer anders gestaltete Tischdekoration.« Eine Frau sagte einmal, sie fühle sich sehr willkommen, gerade auch durch das Servieren am Tisch - wie bei einem Restaurantbesuch. Und wenn etwas übrig bleibt? Wir füllen gerne auch Dosen, die mit nach Hause genommen werden können«, sagt Kalayankary.
Und was gibt es so? Die Damen lachen. Suppe in allen Variationen: Kartoffelsuppe, Lauchsuppe, Linsensuppe, Eintopf, Gemüsesuppe, Chilisuppe, Gulaschsuppe, Bohnensuppe »alles was uns so einfällt«, zählt Köchin Basmaci auf. Dazu gibt es Brot und als Nachtisch Obst zum Mitnehmen. Im Juli und August wird gegrillt. »Dazu werden Salate serviert, bei gutem Wetter auch draußen.« Früher öffnete die Suppenküche um 13 Uhr, jetzt können die Menschen ab 12 Uhr kommen, damit sich aus Vorsicht in Corona-Zeiten alles ein bisschen entzerrt.
Vom Helfen und innerem Frieden
Ab 10 Uhr wird vorbereitet. Üblicherweise dauert das Essen bis gegen 14.30 Uhr. Die Helfer sind aufeinander eingespielt: »Jeder weiß, was es zu tun gibt. Das läuft einfach«, sagt Basmaci. Daher ist nach dem Spülen und Aufräumen gegen 15 Uhr alles erledigt.
Was gefällt dem Team an seiner Arbeit? »Wenn ich durch die Stadt gehe, ruft schon mal einer erfreut über den Seltersweg «, sagt Schmidts. Kalayankary nickt: »Die Gäste begegnen uns mit großer Wertschätzung. Das Gemeinschaftsgefühl ist einfach schön, wenn man zusammen isst, quatscht und lacht. An den Tischen wachsen Beziehungen.«
Für Basmaci war klar: »Ich wollte schon immer Leuten helfen.« Und Schmidts bestätigt: »Helfen bringt inneren Frieden.« Kalayankary fasst zusammen: »Zur Kirche gehört mehr als der Gottesdienst. Kirche will bei den Menschen sein und sollte dafür einen Raum haben.« Für diese praktisch erklärte Nächstenliebe sind die Damen Feuer und Flamme.
