Ein Vogelsberger Original

Ein traditioneller Whisky aus dem Vogelsberg. Geht das? Tobias Wiedelbach, Geschäftsführer der Schlitzer Destillerie erklärt, was den Schlitzer-Whisky zu etwas Besonderem macht. Ein Unterschied, den man schmecken soll.
Die Tradition des Whiskys kommt aus Schottland oder Irland. Woher genau, ist nicht eindeutig geklärt. Fest steht, die Originale kommen ursprünglich von der Insel. Doch nicht nur. So gibt es auch ein Vogelsberger Original: Den Schlitzer Whisky. Der Unterschied liegt hauptsächlich im Brennvorgang. So wird der Schlitzer nach eigener Tradition in einer »typisch deutschen« Kolonnenbrennanlage gebrannt. Und nicht wie bei den schottischen oder irischen üblich in den sogenannten Pot Stills.
Tobias Wiedelbach, Geschäftsführer der Schlitzer Destillerie, erklärt: »Darin arbeiten wir mit verschiedenen Böden. Jeder Boden ist eine eigene Destillation.« Bei einem Rohbrand sind beispielsweise 47 Böden im Einsatz. Je mehr Destillationen, desto reiner der Alkohol. Denn die Fuselöle werden so immer weiter abgetrennt. »Unser Ziel ist: Wir wollen keine Kopie von den anderen Produkten herstellen, sondern man soll den Unterschied zu den schottischen Whiskys schmecken«, sagt Wiedelbach.
Für eine Sortenvielfalt lagert der Alkohol - wie bei der Whisky-Herstellung üblich - in verschiedenen Holzfässern ein. Je nach Holzart oder Vorbelegung des Fasses entfaltet der Whisky darin einen anderen Geschmack. Als Schlitzer Besonderheit gibt es zusätzlich jedes Jahr eine limitierte Whisky-Sorte - die Black Edition: Die Meisteredition 2023 ist ein Single Grain Whisky Special Blend, kreiert von Florian Susemichel.
Die Schlitzer Destillerie stellt aber nicht nur Vogelsberger Whisky her. »Wir haben ein breites und tiefes Sortiment mit 65 verschiedenen Sorten«, sagt der Geschäftsführer. Die Destillerie besteht seit 1585 und ist damit eine der ältesten Brennereien weltweit. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sie mehrere Besitzer. Seit 2006 ist sie als Schlitzer Korn- und Edelobstbrennerei GmbH im Besitz der Städte Schlitz und Hünfeld. »Wir sind ganz normale Teilnehmer im freien Wettbewerb«, sagt Wiedelbach, »es spielt dabei keine Rolle, dass wir den Städten gehören.«
Und wie der Name schon sagt, werden hier in verschiedenen Abteilungen neben den Whiskys auch Korn - die Spirituose, die seit der Gründung in Schlitz gebrannt wird -, Wodka, Gin, (Edel-)Obstbrände und Liköre hergestellt. In der »Obstbrennerei« entstehen die Obstbrände, in der »Geistbrennerei« Produkte wie Himbeergeist oder Gin und in der »Hexenküche« die Kräuterliköre, informiert Wiedelbach.
»Nach Möglichkeit beziehen wir die Rohstoffe, sowohl Getreide als auch Obst, aus der Region.« Das sei jedoch nicht zu 100 Prozent möglich. Für einen Williams-Christ-Birnenbrand benötige man nun mal Williams-Birnen, die regional nicht zu bekommen sind. Außerdem gibt es ausgewählte Bio-Schnäpse und -Liköre im Angebot der Destillerie. Für einen nachhaltigen Umgang werden die Destillate, die nicht die qualitativen Ansprüchen der Schlitzer Spirituosen erfüllen - in der Fachsprache Vor- und Nachläufe genannt -, an die Industrie verkauft. »Wir behalten nur das Herz.«
Zudem steht Regionalität für Wiedelbach und seine 27 Mitarbeiter nicht nur bei den Rohstoffen im Vordergrund, sondern auch beim Verkauf: »Wir beliefern den stationären Handel in 100 Kilometern Umfeld und verkaufen die Produkte in unserer eigenen Manufaktur.« Doch auch online können viele der Schlitzer Produkte bestellt werden.
Auch wenn das Unternehmen viel regionales Getreide verwendet, sind die Auswirkungen der Energiekrise zu spüren. »Wir sind relativ energiehungrig«, sagt Wiedelbach. Nicht nur die Energiekosten, Rohstoffpreise und Lohnkosten sind in den vergangenen Wochen und Monaten angestiegen, für die Produktion von Schnaps werden auch eine Menge Glasflaschen benötigt. »Das schlägt alles bei uns durch«, sagt Wiedelbach.
Die Destillerie versuche die Produktion noch weiter zu optimieren, um die Kosten nicht weitergeben zu müssen. Außerdem zeigt sich der Geschäftsführer optimistisch: »Ich denke, dass die Preise irgendwann auch wieder in eine andere Richtung gehen. Die Preise können nicht auf Dauer so bleiben.«
