Drei Kandidaten für Bürgermeisterwahl

Er ist in Gemünden der Unbekannte unter den Bürgermeisterkandidaten, doch Olaf Pior ficht das nicht an. Im direkten Gespräch an der Haustür will er bei Wählern punkten. Wichtig ist ihm, anstehende Probleme der Bürger unbürokratisch zu lösen.
Am 26. September haben die Gemündener gleich die doppelte Wahl: Neben der Abstimmung zum Bundestag steht die Kür des neuen Bürgermeisters an. Dabei treten Daniel Müller, Olaf Pior und Gerhard Kaminski an. Die Allgemeine stellt die Kandidaten vor.
Olaf Pior will seine Begeisterung für politische Themen zum Beruf machen. Dabei setzt er auf schnelle Entscheidungen und den offenen Austausch mit den Bürgern. Im Gespräch äußert er sich über Baustellen-Lkw, unbürokratische Lösungen und die Vorteile für die Gemeinde, Radwege ohne Fördermittel zu bauen.
Dabei tritt er aus Unzufriedenheit mit dem Bestehenden an, wie er sagt. »Wenn jemand mich anspricht und ist unzufrieden mit einer Sache, würde ich gleich hinfahren und mit beiden Seiten sprechen, um dann eine Entscheidung zu treffen«, sagt der 54-Jährige. Auch bei dem Termin mit dem Journalisten präsentiert er sich als zugänglicher Gesprächspartner, der sich schlagfertig zu den sehr unterschiedlichen Themen der Gemeindepolitik äußert.
Der Beschluss, gegen zwei weitere Kandidaten zur Bürgermeisterwahl anzutreten, ist langsam gereift. »Politik hat mich schon immer interessiert, ich lese viel.« So hat Pior die Berichte in der Zeitung gelesen und mit Menschen in seiner Umgebung gesprochen. »Da waren einige unzufrieden.« Als dann die Frage anstand, wie es in seinem Beruf weitergeht, hat er kurz vor Ablauf der Frist die Unterschriften gesammelt und seine Bewerbung eingereicht.
Dabei ist Olaf Pior klar, dass ein Bürgermeister ein breites Spektrum an Aufgaben abdeckt. »Ich kann mich sehr gut einarbeiten«, sagt er selbstbewusst. Zudem hat er sieben Jahre Jura studiert, was ihm bei der Verwaltungsarbeit helfen wird. Und er ist es gewohnt, sich einzumischen. So hat Pior während des Studiums in Marburg als Streetworker mit auffälligen Jugendlichen im Richtsberg-Viertel gearbeitet. »Da habe ich viele Erfahrungen gesammelt, wie man Spannungen unter den Leuten verringern kann«, erinnert er sich.
Wie er an die Arbeit als Rathauschef herangehen will, macht er an einem Beispiel deutlich. In einem Bürgergespräch wurde ein Wasserschaden im Jugendtreff Nieder-Gemünden angesprochen. »Ich würde mit den Jugendlichen sprechen und schauen, was nötig ist.« Dann würde er einen geeigneten Handwerker aus der Umgebung ansprechen, um den Schaden unbürokratisch und schnell beseitigen zu lassen.
Im Parlament will er das Gespräch mit allen suchen. »Ich bin in keiner Partei und mag Extreme nicht - weder links noch rechts.« Es sei wichtig, den anderen zuzuhören.
Olaf Pior setzt auf pragmatische Lösungen. So müsse das verfallende Bahnhofsgebäude besser gesichert werden, damit niemandem ein Balken auf den Kopf fällt. Das Bushäuschen sei zwar gestrichen, es müsse aber öfter gereinigt werden.
Das Problem der Finanzen will er in kleinen Schritten angehen, ein Beispiel: Bei den Arbeiten für die A 49 fahren die Bau-Lkw auch über Straßen in Gemünden. Es gebe einige Kritik in den Orten, dass die schweren Fahrzeuge die Straßen ramponieren, die mit den Straßenbeiträgen der Bürger hergerichtet wurden. Er wolle als Bürgermeister direkt mit den Firmen reden, »damit die Gemeinde nicht finanziell hinten herunterfällt«.
Auch bei einem anderen aktuellen Thema, den Radwegen, will er kleinteilig agieren. Da gebe es viele Fördermittel für den Ausbau, die aber hohe Anforderungen mit sich bringen. Da sei es besser, in eigener Regie abschnittsweise Radwege zu bauen, das lohne sich. Vor allem ließen sich schnell einige gefährliche Stellen entschärfen. Das wäre für den Radweg nach Homberg besonders wichtig, die Landstraße an Wäldershausen vorbei sei für Radler hochgefährlich.
Einer immer wieder diskutierten Reaktivierung der Bahnstrecke nach Homberg und Kirchhain kann er wenig abgewinnen. »Das ist ein Millionenaufwand, um dann drei Fahrgäste zu befördern.« Es müsse geprüft werden, ob wieder Personenzüge von Kirchhain bis Ober-Ofleiden fahren können, das sei einfacher.
Im Wahlkampf will er sich über die Berichterstattung in der hiesigen Presse und in persönlichen Begegnungen bekannt machen. So will er sich an einer Podiumsdiskussion der Kandidaten beteiligen. »Ich gehe auch in die Haushalte und stelle mich vor.«
Das Gemeinwohl in Gemünden liegt ihm am Herzen, betont Pior mehrfach in dem Gespräch. So wird er wahrscheinlich einen Teil seines Bürgermeistergehalts in soziale Projekte stecken. »Das ist ein Teil meiner Unabhängigkeit.«
