Die Hessenhalle als coole Location

Die Hessenhalle Alsfeld baut aus und hat sich erst kürzlich um das benachbarte Pferdezentrum erweitert. Geschäftsführer Christian Schmidt ist davon überzeugt, dass auch im digitalen Zeitalter weiterhin die Menschen zusammenkommen, um Konzerte, Messen und Tierausstellungen zu erleben.
Wie steht die Hessenhalle nach zwei Corona-Jahren da?
Stillstand ist Rückschlag - wir haben gerade zwei Messen erfolgreich hinter uns gebracht. Das waren die Heimtiermesse und die Jagen-Fischen-Outdoor. Es geht für uns darum, den Ausstellern etwas anzubieten, die zwei Jahre lang von ihren Onlineshops gelebt haben. Das ist eine Spirale: Wenn du keine Aussteller hast, kommen keine Kunden - wenn du keine Kunden hast, bleiben die Aussteller weg. Wir haben bei den Messen noch nicht wieder den Stand von vor Corona erreicht, sind aber nicht unzufrieden. Corona hat für uns bedeutet, ein Arbeitsverbot zu erhalten, aber man wächst mit den Aufgaben.
Vor Kurzem haben Sie noch erweitert, indem sie das Pferdezentrum gekauft haben. Übernehmen Sie sich nicht?
Der Hannoveraner-Verband ist vor über einem Jahr an uns herangetreten und hat uns das Zentrum angeboten. Das hat sich dann etwas hingezogen und wir haben vor Kurzem die Übernahme vollzogen. Den Kauf hat unsere Muttergesellschaft, die ZBH, getätigt. Wir sind für das Veranstaltungsmanagement und die Vermietung der Räume zuständig.
Wofür benötigen Sie eine weitere Halle?
Die Halle ist als Tierzuchtzentrum genehmigt, da können Veranstaltungen für Hunde, Aplpakas und andere gemacht werden. Das hat den Charme, dass wir etwas anbieten können, wenn die Hessenhalle schon ausgebucht ist. So ist angedacht, Anfang September oben den Jungzüchtertag im Rinderbereich zu machen und in der Hessenhalle kann die Ausbildungsmesse des Vogelsbergkreises laufen. Das ist der Vorteil von zwei getrennten Hallen.
Zuletzt war die Hessenhalle Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine, wie kam es dazu?
Wir konzentrieren uns auf das, was wir können. Eine Messe oder die Vermietung für die Hausmesse einer Firma ist immer eine logistische Herausforderung. Da können wir auf unsere Erfahrungen zurückgreifen. Eine Notunterkunft binnen drei Tagen einrichten, das können wir. Das ist eine Veranstaltungshalle, die für viele Menschen gleichzeitig genutzt werden kann. Wenn 500 Menschen in der Halle sind, geht es darum, genug Toiletten zu haben, Duschen, dass man Wäsche waschen kann. Mit den Raumteilern, die wir sonst für Messestände nutzen, haben wir versucht, etwas Privatsphäre zu bieten. Die Menschen können sich erst einmal sicher fühlen, essen, sich ausruhen. Was ich gehört habe, hat das gut funktioniert. Es macht mich etwas stolz, dass wir als Hessenhalle für Menschen in Not etwas leisten können.
Inzwischen ist die Notunterkunft in Containern am Pferdezentrum, lief das reibungslos?
Wir haben frühzeitig nach Kriegsausbruch Wohncontainer besorgt. Da waren wir im Vergleich zu anderen Betreibern früh dran und haben fast 40 Container bekommen. Dazu kamen drei große Zelte, die nun als Unterkunft und für die Essensversorgung genutzt werden. Die Duschcontainer haben wir erst in der Hessenhalle genutzt, das war wichtig. Nun stehen sie oben. Man darf nicht vergessen, dass immer noch viele Wohncontainer und Großzelte im Ahrtal eingesetzt sind.
Weshalb ist die Unterkunft nicht in der Hessenhalle geblieben?
Wir konnten die Hessenhalle nur für sechs Wochen als Notunterkunft nutzen, das war von Anfang an klar. Sonst wären unsere eigenen Veranstaltungen ein Totalausfall geworden. Es war Zufall, dass wir dann schon das Gelände am Pferdezentrum hatten. Innerhalb von 14 Tagen haben wir die Strukturen da oben geschaffen. Heimische Firmen haben schnell zugesagt, für die Notunterkunft Wege zu schottern und teilweise zu asphaltieren. Wasser und Strom mussten gelegt werden, ein Kanalanschluss erst noch geschaffen. WLAN ist für die geflüchteten Frauen immens wichtig, damit sie in Kontakt mit der Heimat bleiben.
Ist da der ländliche Raum im Vorteil, weil die Wege kürzer sind?
Es hat sich gezeigt, wie leistungsfähig wir hier sind. Wenn Not ist, halten wir zusammen. Wichtig war auch die gute Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz des Kreises, das kann man sich nicht besser wünschen. Das Rote Kreuz war auch gleich dabei.
Wie geht es mit Hessenhalle und Pferdezentrum weiter?
Das Außengelände am Pferdezentrum ist eine tolle Location im Grünen und dennoch gut zu ereichen. Wir können es gut für Open Air-Veranstaltungen nutzen. Das ist optimal für Konzerte oder etwas ähnliches. Da sind 5000 Parkplätze in der Nähe, man hat 5000 Quadratmeter Platz. Ich habe im letzten Sommer auf dem Platz gestanden und gedacht, das ist toll. Ich komme ja selbst aus dem Konzertbereich.
Welche Chancen hat man heute als Veranstalter, sind nicht die Menschen in die digitalen Kanäle abgewandert?
Der Mensch hat seine Sinne, also das Sehen, das Riechen, das Fühlen. Da bleibt der persönliche Kontakt wichtig. Man kann Musik streamen, hier kann man die Band live gemeinsam mit anderen erleben. Es braucht aber einen Ort, wo die Menschen zusamenkommen können. Sie wollen etwas erleben, da wird die Hessenhalle zur coolen Location. Wir wollen das bunte Schaufenster der Region sein. Und wir erleben, dass das funktioniert. Bei Messen schauen wir auf dem Parkplatz, woher die Leute kommen. Wir haben Besucher aus Thüringen, Niedersachsen, Rhein-Main und Teilen Nordrhein-Westfalens.
