1. Gießener Allgemeine
  2. Vogelsbergkreis

Deutlich mehr Sondermüll

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Joachim Legatis

Kommentare

vb_sonder3_090322_4c_1
Giftstoffe vom Unkrautvernichter bis zur Flusssäure sortiert Andreas Schneider im Sondermüllcontainer in eine Galerie gut schließender Behälter. © Joachim Legatis

Diese Abfallstoffe will keiner gerne im Haus behalten - Giftstoffe vom Unkrautvernichter über alte Reinigungsmittel bis zum Ölfilter nimmt Andreas Schneider bei den Ortsterminen im Sondermüll-Container entgegen. Im vergangenen Jahr kam besonders viel zusammen.

Auch Abfallberge sind mal höher und mal niedriger. Deutlich mehr Sonderabfälle, aber einen Rückgang beim Sperrmüll verzeichnet der Zweckverband Abfallwirtschaft Vogelsbergkreis ZAV in seiner Bilanz für das vergangene Jahr. Und 2019 wurde mehr Sonderabfall entgegengenommen als im Jahre 2020. So richtig erklären lässt sich diese Wellenbewegung nicht, wie der Geschäftsführer der Abfallentsorgungsgesellschaft Vogelsberg, Patrick Heil, sagt.

Er bestätigt aber einen Zuwachs im Vorjahr um stattliche 21 Prozent beim Sondermüll. Das sind sehr unterschiedliche Stoffe, die bei den Sammelterminen in den Ortschaften über den Tresen des Spezial-Containers geschoben werden. Neben verunreinigtem Altöl werden da Behälter mit Heimwerkerchemikalien wie Abbeizer, Klebstoffe, Lacke und Laugen überreicht. Desinfektionsmittel, Entkalker, Laborchemikalien und alte Quecksilberthermometer sind ebenfalls dabei.

Beim Entrümpeln von lange nicht mehr genutzten Scheunen und Kellern kommen auch schon lang verbotene Giftstoffe zum Vorschein, wie die Mitarbeiter des Schadstoffmobils feststellen. »Ja, es wurden quecksilberhaltige Saatbeizen, E 605 oder auch arsenhaltige Pflanzenschutzmittel angeliefert«, bilanziert Heil. Das könnte daran liegen, dass im vergangenen Jahr einige alte Häuser neue Eigentümer fanden, die zuvor schwer verkäuflich waren. Da aber die neueren Immobilien teurer wurden, sind nun auch Häuser mit Sanierungsstau gefragt. In deren Abstellräumen wartet dann die eine oder andere Überraschung auf den tatendurstigen Hauskäufer.

Meist bleibt es aber bei eher unspektakulären Giftstoffen aus Haus und Hof. Bei seinem Stopp in Unter-Seibertenrod nahm Andreas Schneider am Tresen den üblichen Mix an gefährlichen Stoffen in einem Dorf entgegen. Alte Spritzmittel, die schon länger in einer Ecke der Scheune lagerten, und Ölfilter, die bei der Wartung der Schlepper abgeschraubt wurden, sind oft dabei. Schneider erläutert, dass in Städten wie Alsfeld eher Reinigungsmittel und Spraydosen abgegeben werden.

Mit Fahrer Alexander König tourt der Chemikalien-Fachmann der Entsorgungsfirma suez durch osthessische Landkreise. Der ausgebildete Chemikant mit Zusatzausbildung bei der Hessischen Industriemüll GmbH HIM muss jede Dose und jeden Kanister prüfen, auch zur eigenen Sicherheit. »Wenn ich Salpetersäure mit anderen Stoffen zusammenstelle, könnte es meine letzte Sammlung werden«, erläutert er. Bei anderen Stoffen ist es weniger die Explosionsgefahr, dafür muss das Gebinde in einen Kasten mit Luftabsaugung, damit sich keine ätzenden Dämpfe im Inneren des Spezialcontainers sammeln.

Weshalb die Sammelmenge schwankt, kann sich Heil nicht erklären. Denn einem Zuwachs um 21 Prozent im vergangenen Jahr beim Sondermüll steht ein Rückgang um 6 Prozent von 2020 im Vergleich zu 2019 gegenüber. Zumindest scheint die Corona-Pandemie mit ihrem Trend zur neuen Häuslichkeit keinen besonderen Einfluss zu haben, denn es waren ja beides Corona-Jahre.

Der Zuwachs beim Sondermüll geschah auf breiter Front; so haben die Mitarbeiter am Fahrzeug in allen Sammelgruppen eine Zunahme festgestellt. Einen Trend aus dem Nachbarlandkreis Gießen kann Heil nicht bestätigen: Es gab keine Zunahme bei abgegebenen Fotochemikalien.

Eine gegensätzliche Entwicklung verzeichnete der Abfallverband beim Sperrmüll. Offenbar haben so manche Hausbesitzer das erste Corona-Jahr zum Aufwerten der Wohnlandschaft genutzt. Die Sperrmüllmenge nahm im Vergleich 2019 zu 2020 um 8 Prozent zu. Zum Sperrmüll zählen insbesondere ausrangierte Matratzen, Möbel für Haus und Garten sowie sperrige Haushaltsgegenstände. Zur Erinnerung: Türen und andere fest mit dem Haus verbundene Gegenstände werden nicht mitgenommen.

Im Jahr 2021, dem zweiten Corona-Jahr mit vielen Beschäftigten in Heimarbeit, hat die Sperrmüllmenge im Vogelsberg wieder deutlich abgenommen. Da verzeichnet Patrick Heil einen Rückgang von wiederum 8 Prozent. Dabei hat der ZAV keine Übersicht darüber, welche Dinge beim Sperrmüll herausgestellt wurden.

Auch interessant

Kommentare