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»Das macht einen traurig«

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Von: Kerstin Schneider

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Der rote Caddy der Grünen-Stadtverordneten Elke Müller war vor zwei Jahren schon einmal Zielscheibe einer massiven Sachbeschädigung (Foto), nun sollte er wieder demoliert werden. © Red

Der Streit um den Weiterbau der Autobahn 49 spaltete Dorfgemeinschaften und erhitzt weiter die Gemüter im Homberger Raum. Jetzt wurde Grünen-Stadtverordnete Elke Müller erneut zur Zielscheibe, ihre Wut ließen die Täter wieder an ihrem Auto aus.

Während die Arbeiten am letzten Teilstück der Autobahn 49 rasant weitergehen, gibt es im privaten zwischenmenschlichen Bereich auf absehbare Zeit anscheinend keine Ruhe. Das zeigt ein neuerlicher Vorfall, der sich schon in der Nacht zum vorvergangenen Sonntag in Nieder-Ofleiden ereignet hat. Bereits zum zweiten Mal wurde das Auto von Elke Müller, Stadtverordnete von Bündnis 90/Die Grünen, massiv attackiert.

Ihr Lebensgefährte Michael Geisel hat die drei Täter auf frischer Tat ertappt und schildert die Situation, die er zufällig mitbekommen hat, weil er gegen 1.10 Uhr in der Waschküche noch einmal Holz holen wollte. Das Auto von Müller hatte zu diesem Zeitpunkt etwa eine halbe Stunde auf dem Hof vor dem Haus gestanden, weil sie noch unterwegs gewesen war. Ansonsten werde der Wagen immer in der Scheune geparkt, denn der weinrote Caddy war im Herbst 2020 bereits einmal heftig demoliert worden. Das kurze Zeitfenster von einer halben Stunde hätten die Täter gerade abgepasst. Als Geisel hörte, wie es Schläge auf das Wagenblech hagelte, machte er die Tür auf und sah drei Männer davonlaufen. Er verfolgte sie und stellte sie. Dann seien zwei auf ihn zugegangen und hätten ihm mit den Fäusten gedroht und wollten ihn offenkundig attackieren, er sei zur Seite gesprungen. Keine ungefährliche Situation, das hat ihm auch die Polizei bestätigt. Geisel, der alle drei Männer erkannt hatte, rief die Polizei. Die Beamten hätten schon Bescheid gewusst, dass »es das Auto ist, was vor zwei Jahren schon mal kurz und klein gehauen wurde.« Damals betrug der Sachschaden rund 7000 Euro.

Die Polizei bestätigte den neuerlichen Vorfall am Caddy, eine Meldung war nach dem Vorfall nicht herausgegangen, »weil der Fall ja geklärt und die Täter ermittelt waren«.

Die Polizei hat drei Männer im Alter von 23, 27 und 38 Jahren ermittelt, die alle aus Homberg stammen. Die weiteren Ermittlungen laufen noch, so Polizeisprecherin Sandra Hanke. Es ermitteln Kripo und Staatsschutz aus Fulda, was eher ungewöhnlich ist. Das liege aber daran, dass das Opfer »eine Frau aus der Politik ist«, so Hanke weiter.

Den aktuellen Sachschaden am Fahrzeug beziffert die Polizei auf 200 Euro. »Nur«, weil die Täter auf frischer Tat ertappt wurden, aber weitere Steine hätten für die Attacke schon bereitgelegen, so Geisel. Er ließ es kürzlich nicht bei der Anzeige bewenden, sondern machte sich zu den Häusern von zwei der Täter auf, die ihre Beteiligung auch gleich gestanden hätten. »Um 11 Uhr steht ihr bei Elke auf dem Balkon, entschuldigt euch und kommt für den Schaden auf«, verlangte er. Wenig später hätten tatsächlich alle drei Männer dort gestanden und sich entschuldigt, aber auch versucht, sich rauszureden und den Vorfall zu beschönigen.

Grundsätzlich, so Geisel, mache es ihn traurig, »dass es Leute sind, die ich kenne und die sich so verhalten.« Viele im Ort hätten sich angesichts der Vorfälle bestürzt gezeigt, sagt er. Jeder wisse ja Bescheid, dass seine Lebensgefährtin oft politisch eine andere Meinung vertrete. Es sei ihm auch schon signalisiert worden, es sei eine »Sauerei«, wie seine Frau teilweise im Parlament abstimme, und sie mache sich damit »viele Feinde.«

»Auf ein anderes Denken mit solchen Taten zu reagieren, das macht schon fassungslos«, so Michael Geisel. Die Grünen-Fraktionskollegin von Elke Müller, Barbara Schlemmer, hatte den Vorfall dieser Tage auch im Stadtparlament publik gemacht. In einer Erklärung sagte sie, dem Schaden an Müllers Auto sei eine wochenlange Kampagne vorausgegangen. Müller sei aufgrund ihrer politischen Meinung und ihres Abstimmungsverhaltens die Ausgrenzung aus der Dorfgemeinschaft angekündigt worden, »und dies durch ein Mitglied der Stadtverordnetenversammlung«.

Mitglieder der Fraktion würden Drohbriefe erhalten, so Schlemmer weiter, und würden auch mit persönlichen Angriffen konfrontiert.

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