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Camping auf großer Fläche

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Von: Sophie Röder

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Wintercamping ist nun auch ein Groß-Eichen möglich. Der Platz von Uwe Ritter-Wieland ist das ganze Jahr über geöffnet. Seine Frau Bianca Ritter unterstützt den Inhaber bei seinem Traum. FOTO : SMF © Sophie Mahr

Uwe Ritter-Wieland hat sich den Traum vom eigenen Campingplatz erfüllt. Seit Mai ist er der Inhaber des Platzes in Groß-Eichen. Seitdem hat sich auf dem Platz schon so manches verändert. Doch die Familie hat noch viele weitere Ideen für die Zukunft.

Wir waren immer mit dem Bulli unterwegs«, sagt Bianca Ritter. »Vor ein paar Jahren auf einem Campingplatz in Südfrankreich habe ich aus Spaß gesagt, ›den übernehmen wir‹ «, erzählt Ehemann Uwe Ritter-Wieland. Aus diesem Spaß ist die Idee gereift, wirklich Betreiber eines Campingplatzes zu werden. »Den Traum hat Uwe schon immer gehabt«, sagt Ritter. Und seit vergangenem Mai ist Ritter-Wieland der Inhaber des Campingplatzes in Groß-Eichen.

Vor gut zwei Jahren habe die Familie aus dem Schwarzwald begonnen, mithilfe eines Maklers deutschlandweit - von Fehmarn bis Bayern - nach einem geeigneten Platz zu suchen. Darunter auch Groß-Eichen. »Der erste Eindruck war nicht so toll«, sagt Ritter. »An dem Tag war alles grau und der Platz sah nicht sehr ansprechend aus. Doch gleichzeitig konnten wir es uns hier gut vorstellen.«

Tourismus und Nachhaltigkeit

Im Gegensatz zu den anderen Plätzen, die die Familie besichtigt hatte, habe dieser Platz viel Gestaltungsmöglichkeit gelassen, um den Traum zu verwirklichen. »Die anderen hatten ihren eigenen Stil, den wir hätten übernehmen müssen. Hier haben wir das Potenzial gesehen, unsere Wünsche Gestalt annehmen zu lassen. Unsere Tochter hat damals gesagt ›der wird’s‹ «, sagt Ritter.

Nachdem etwas Zeit vergangen war, hatte sich die Familie den Campingplatz ein zweites Mal angeschaut. Ritter-Wieland sagt: »Dabei haben wir überprüft, wie viele Reparaturen anstehen werden.« Das bedeute zwar viel Arbeit, aber auch viele Möglichkeiten. Ritter ergänzt: »Dadurch war es wie ein Neustart, obwohl es den Platz schon lange gibt.«

Für die Familie war der Vogelsbergkreis vorher unbekanntes Gebiet. »Hier ist es noch nicht so touristisch erschlossen. Doch der Vogelsberg ist am Aufblühen. Und wir sind involviert«, freut sich Ritter-Wieland. Zudem sei die Familie im Ort herzlich aufgenommen worden.

Den Campingplatz wolle Ritter-Wieland nicht nur für Dauercamper, sondern auch für Touristen ausrichten. »Der Platz liegt zentral in Deutschland, das ist super. Durch die Nähe zur A 5 kommen zum Beispiel Skandinavier auf dem Weg nach Süden vorbei und machen gerne einen Zwischenstopp bei uns.« Auch für Radfahrer sei es ein gutes Gebiet. Mit den Komfortzelten - die es ab Mai durch die LEADER-Förderung gibt - soll es diesen ermöglicht werden, hier auch ohne Gepäck zu rasten und die Tour am nächsten Tag fortsetzen zu können. »Wir wollen künftig auch Ladefächer für Handys anbieten.«

Was den beiden wichtig ist: Der Platz soll nachhaltig und für Naturliebhaber sein. »Die Gegend ist ein Naturparadies«, sagt Ritter. »Und wir wollen keinen Luxuscampingplatz.« Ihr Mann ergänzt: »Es ist herrlich, wie ruhig es hier ist. Man hört fast nichts, außer Vogelgezwitscher und ab und zu ein Pferd schnauben. Und nachts kann man wunderschön den Sternenhimmel sehen.« Um die Camper nachhaltig mit Strom und Warmwasser versorgen zu können, sollen künftig Fotovoltaikanlagen auf den Dächern angebracht werden. Auch die Lampen auf den einzelnen Plätzen sind solarbetrieben. Zudem soll ein Kompostierer für den Müll eingerichtet werden.

Traum von Ofen und Streichelzoo

Bis es soweit ist, vergehe noch etwas Zeit. Aktuell stehen erstmal weitere Umbaumaßnahmen für die Grundversorgung an. So hat Ritter-Wieland die Wasserversorgung sowie die Elektrik erneuern lassen. Zudem ist das Dach des Sanitärhauses erneuert worden. Die Arbeiten hätten sich aus mehreren Gründen verzögert. »Wir müssen mehr reparieren, als uns bei dem zweiten Besichtigungstermin aufgefallen ist«, sagt Ritter-Wieland. So sollte auf das Dach des Waschhauses direkt eine Solaranlage angebracht werden, doch die Reparatur sei umfangreicher gewesen, als angenommen. »Und auch wir waren von den Lieferschwierigkeiten der Baubranche betroffen.«

Neben den Erneuerungen wird der 75 000 Quadratmeter große Platz auch umgestaltet. »Wir wollen die Campingplätze neu anlegen.« So sollen die Plätze für die einzelnen Camper viel größer werden. Aus den vorher rund 400 Parzellen sollen nun 200 Plätze werden. Auf den eigenen Flächen ist zudem das Grillen in einer Grillschale gestattet.

Außerdem soll es einen Grillplatz als Treffpunkt geben. »Unser Traum wäre es, einen Ofen anzubieten, mit dem man selbst Brot backen kann«, sagt Ritter-Wieland. Ritter ergänzt: »Wir wollen auch das alte Lädchen wiederbeleben und dort neben anderen regionalen Produkten Zutaten fürs Backen anbieten.« Die Ideen der beiden reichen noch weiter: So sind ab und an Aktivitäten wie Yoga- oder Kreativkurse, beispielsweise Malen oder Töpfern, geplant.

Und auch an die Kinder ist gedacht: Es soll im nächsten Jahr einen neuen »naturverbundenen« Spielplatz geben. Und »uns hat schon immer ein Streichelzoo vorgeschwebt«. Doch viele der Ideen, wie der Streichelzoo, seien zurzeit in den Hintergrund gerückt, noch stehe die Renovierung im Vordergrund.

Nicht nur der Campingplatz verändert sich. Inzwischen gibt es eine neue Internetpräsenz (camping-gross-eichen.de) und neue Straßenschilder. »Damit man uns auch finden kann«, sagt Ritter. Da die Familie im Haus auf dem Gelände lebt, haben sie nicht nur in der Saison, sondern ganzjährig für Camper geöffnet.

Auch wenn dies das eigene Campen zunächst einschränke, wollen sie das Reisen nicht ganz aufgeben. Auch auf die Kinder ist das Hobby übergegangen: So haben der 9-jährige Sohn und die 12-jährige Tochter in den Sommerferien den Campingplatz mal ausprobiert und in Groß-Eichen ihre Zelte aufgeschlagen.

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