Breitband-Ausbau vorantreiben

Die Schulen im Vogelsbergkreis und eine ganze Reihe von Unternehmen sind bereits ans schnelle Datennetz angeschlossen. Im Moment stehen die privaten Haushalte im Fokus, die über den sogenannten eigenwirtschaftlichen Ausbau durch Firmen mit Breitband versorgt werden. Landrat Manfred Görig und der neue Breitbandkoordinator des Kreises, Raphael Müller, äußern sich optimistisch.
Bei der Breitbandversorgung schwankt der Vogelsbergkreis zwischen Freude und Ärger. Landrat Manfred Görig lobt: »Wir sind froh, dass die Privaten da sind, um Glasfaser in die Region zu bringen.« Demgegenüber schimpft Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule über eben diese privaten Gesellschaften TNG und goetel, die zu lange brauchten, die schnellen Internetanschlüsse zu legen. Auch in Bernsfeld und anderen Ortsteilen von Mücke herrscht nicht nur Begeisterung, zu lange wartet man schon aufs schnelle Internet. Dieses ist etwa fürs Homeoffice unentbehrlich.
Hier soll nun der neue Breitbandkoordinator des Kreises, Raphael Müller, für Impulse sorgen. Allerdings kann er nur koordinieren und beraten. Leitungen bauen gehört nicht zu seinem Aufgabengebiet. Müller ist neben der Beratung der Kommunen auch dafür zuständig, Löcher im Breitband- und Mobilfunknetz zu finden. Dann könnte der Kreis wie schon in der Vergangenheit über Förderprogramme hier Abhilfe schaffen.
So verweist Görig darauf, dass über die kreiseigene Breitband-Infrastrukturgesellschaft Oberhessen (BIGO) bereits die Schulen im Kreis sowie mehrere Gewerbegebiete direkt an das Glasfasernetz angeschlossen wurden. »Im Moment wird die Möglichkeit der Anbindung weiterer Teilnehmer in der Nähe der neuen Glasfasertrassen im Rahmen der Nachvermarktung geprüft«, so Görig.
»Das braucht Zeit«
Jenseits des öffentlichen Bereichs herrscht der Markt, in dem drei Anbieter um Verträge mit privaten Haushalten werben. Neben TNG und goetel ist die Telekom-Tochter Glasfaser plus im Vogelsberg aktiv. Sie hat angekündigt, Glasfaserleitungen bis ins Haus in Alsfeld und Heidelbach zu installieren. Wie Müller bei den Bürgermeistern erfahren hat, ist in Grebenau das Glasfasernetz komplett von TNG ausgebaut. In Grebenhain seien viele Haushalte über goetel angeschlossen. Eine Ausnahme macht Lauterbach, wo die Stadtwerke für schnelle Anschlüsse sorgen.
»TNG und goetel haben in vielen Gemeinden Verträge geschlossen. Es wird aber nun schwierig, alles schnell umzusetzen, denn es sind umfangreiche Tiefbaumaßnahmen erforderlich«, ergänzt Landrat Görig. »Man darf nicht vergessen, beim FTTH-Ausbau muss Glasfaser in jede Straße und in jedes Haus verlegt werden, das braucht Zeit.« Das weiß er aus eigener Erfahrung. Er warte seit zwei Jahren in Romrod auf den vertraglich zugesicherten Anschluss.
Der neue Breitbandkoordinator will den Ausbau durch Beratung und Hilfestellungen vorantreiben. So hat er beim »Gigabitgipfel« in Wiesbaden Kontakte geknüpft, spricht mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Region. Wenn er sich einen Überblick verschafft hat, will er auch mit Unternehmen in Kontakt treten, wie der privatwirtschaftliche Ausbau begleitet werden kann.
Mobilfunk im Blick
Das Grundproblem spricht Landrat Görig an. Der Vogelsberg mit seinen 186 Dörfern und kleinen Städten sei »keine so lukrative Geschichte für gewinnorientierte Unternehmen«. Deshalb würden zwar noch die größeren Ortsteile an das Glasfasernetz angeschlossen, aber bei kleinen Orten kann es dauern.
Dabei sind schnelle Datenleitungen auf breiter Front nötig. So übertragen Unternehmen im Vogelsberg große Datenmengen an weltweit verteilte Dienstleister und Kunden. In Corona-Zeiten hat das Homeoffice starken Auftrieb erhalten und gerade die Menschen, die ein Haus auf dem Land kaufen, fragen nach einer stabilen Internetverbindung - keine Kleinigkeit beim Zuzug in die Region. »Wir wachsen jedes Jahr um zwei Dörfer«, sagt ein zufriedener Landrat. Hinzu kommt, dass die öffentliche Hand mehr Dienstleistungen ins Internet verlagert.
Ein Zusatzthema für Raphael Müllers Arbeit ist die Funk-Infrastruktur. Denn nicht nur Görig ärgert sich, wenn bei einer Autofahrt ein Telefongespräch viermal abbricht, weil er in einem Funkloch unterwegs ist. Das liegt an der hügeligen Landschaft, die eine größere Zahl an Sendern erforderlich macht. Die brauchen eine Baugenehmigung, Stromanschluss und Glasfaserleitung, was den Ausbau verzögert. Müller sagt zu, die Situation zu prüfen und Verbesserungen anstoßen. Landrat Görig ergänzt: »Der ländliche Raum muss dranbleiben.«
