Bald wird’s rot am Erdbeerfeld

Noch ist es nicht so weit. Aber wer etwas Geduld hat, der kann bald Erdbeeren direkt vom Feld pflücken. Familie Schlitt bietet das auf ihrem Acker zwischen Vockenrod und Reibertenrod an. Wenn jetzt etwas Wärme und Sonne kommen, sind die roten Früchte in wenigen Wochen reif.
Die Blüten sehen gut aus. Und die Blätter sind sattgrün, freut sich Harald Schlitt. Es darf bloß kein Frost kommen. Mit Schrecken denkt er daran, dass er und seine Frau vor zwei Jahren jede Nacht im Frühjahr das Erdbeerfeld zugedeckt haben, um die aufkommenden Pflänzchen zu schützen. Der Blick aufs Wetterradar zeigte zwar die letzten Tage noch ziemlich frische Tempaturen an, »aber das halten sie aus.«
Noch ein paar Wochen, dann können sich wieder Selbstpflücker auf dem Acker zwischen Vockenrod und Reibertenrod tummeln und ihre Gefäße mit Erdbeeren füllen. Die Saison, die je nach Wetter schon einmal Ende Mai starten kann, hat sich dieses Mal durch das das zäh anhaltende nasse und kalte Frühjahr nach hinten verschoben. Aber Anfang Juni soll es soweit sein. Zumal der Wetterbericht jetzt Sonne und Wärme verspricht, die den Erdbeeren noch für Reife und Wachstum fehlen.
Annabell und Harald Schlitt, die in Vockenrod einen Bauernhof mit Direktvermarktung führen, sind 2019 auf die Erdbeere gekommen. Die Sorgen sind sorgsam ausgewählt. Ob die robuste »Daroyal«, die aus Frankreich stammt, die »Faith«, die mit besonders großen Früchten lockt, oder die späte »Malwina« - für jeden Geschmack ist etwas dabei und die ganze Saison hindurch etwas geboten. Zur Hochsaison im Juni laden sie täglich aufs Feld ein.
Dort darf zuerst probiert und dann je nach Lieblingssorte gepflückt werden. Der oder die mitgebrachten Behälter werden am Anfang gewogen und das Gewicht der Gefäße später vom Inhalt abgezogen, um den Preis zu ermitteln. »Was vorher im Mund verschwunden ist, zählt nicht.«
Wenn es gut läuft, dann sind zwischen fünf bis acht Tonnen rote Früchte von dem rund einen Hektar großen Feld zu ernten. »Stoff« also für reichlich Marmelade, Kuchen oder ähnliches. Immer wieder spannend auch die Frage, ob die Erntezeit sechs oder nur drei Wochen dauert. Geöffnet wird übrigens auch an Sonn- und Feiertagen.
Zur Erntezeit werden in der Regel wieder feste Öffnungszeiten von 8 bis 19 Uhr angeboten. Haupttag ist erfahrungsgemäß der Samstag, dann darf die ganze Familie aufs Feld und lospflücken. Für die Kleinen wird vielleicht auch wieder der Sandkasten aufgebaut. Kinder sind auf dem Feld gern gesehen. »Wir haben Verständnis, denn unsere eigenen Kinder stehen auch schon in den Startlöchern und fragen jeden Tag, wie weit die Erdbeeren sind...« Nur über die Reihen springen sollten die Kinder nicht, damit die leckeren Früchte nicht als Matsch enden, sondern später auf dem Kuchen schmecken.
Und was ist mit dem großen Schrecken aller heimischen Hobbygärtner, dem landläufig bekannten »Schnächel«, auch als Nacktschnecke oder spanische Wegschnecke bekannt? Sie findet nur selten den Weg zum Erdbeerfeld, erzählt Harald Schlitt, die umgebenden Äcker bieten keinen attraktiven Aufenthaltsort für die gefräßigen kleinen Schleimtiere.
Maschinell geht wenig
Ansonsten muss aber trotzdem regelmäßig mit Helfern das Unkraut in den Reihen mit Erdbeerpflanzen entfernt werden, das sonst überhand nehmen würde. Maschinell geht wenig.
Dazu wird noch einmal mit der Fräse durch die Reihen gefahren. Lustige Erlebnisse gibt es immer wieder, etwa das mit dem Ehepaar, bei dem der Mann eine Rot-Grün-Sehschwäche hatte und deshalb lieber nicht mitpflücken wollte. »Und eine Frau hat ihrem Mann gesagt, er soll bloß die kleinen Früchte in einer Reihe alle hängen lassen.«
Wer sich die Arbeit sparen und nicht selber pflücken möchte, der kann bei den Schlitts auch eine größere Menge vorbestellen und dann abholen.