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Alte Rollenbilder wirken weiter

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Der Anteil erwerbstätiger Frauen steigt, doch alte Rollenbilder wirken weiter. So arbeiten viele Teilzeit. SYMBOLFOTO: JAN WOITAS/DPA © Red

In puncto Erwerbstätigkeit bei Frauen hat sich in denvergangenen Jahren einiges getan - bundesweit und hierzulande. Der Anteil erwerbstätiger Frauen im Vogelsberg liegt inzwischen sogar über der gesamtdeutschen Quote. Gleichzeitig zeigen die Zahlen jedoch, dass alte Rollenbilder weiter nachwirken.

In den vergangenen Jahren hat sich einiges getan: Bundesweit wächst der Anteil berufstätiger Frauen. Die Beschäftigungsquote bei Frauen hat sich von 44,50 Prozent im Jahr 2000 auf 58,1 Prozent gesteigert. Doch etwas deutlicher ist der Antsieg hierzulande ausgefallen: Laut Regionalatlas der Statistischen Landesämter waren zum Beginn des Jahrtausends 42,3 Prozent der Frauen in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis, inzwischen sind es 59,2. Damit liegt die Frauen-Beschäftungsquote inzwischen über dem Bundesschnitt.

Vogelsberg landet auf Platz 192

In der »Bundesliga« der Frauenarbeit belegt die Region damit Platz 192 bei 395 in diesem Fall ausgewerteten Städten, Kreisen und Stadtstaaten. Der Blick in Richtung Tabellenspitze zeigt jedoch, dass es noch Luft nach oben gibt: Spitzenreiter in besagter Disziplin ist der Kreis Hildburghausen in Thüringen, der auf eine Quote von 70,1 Prozent, kommt. Schlusslicht ist mit einem Anteil von 44,8 Prozent Frankenthal in der Pfalz.

Allerdings ist bei den Werten eines zu beachten: Selbstständige, Beamtinnen oder Minijobberinnen bleiben bei dieser Berechnung außen vor. Lehrerinnen sind in dieser Betrachtung der Lebensverhältnisse also beispielsweise nur enthalten, wenn sie Angestellte sind. Dennoch lässt sich an den Zahlen eine Entwicklung ablesen - und zugleich ermöglichen sie, einen Vergleich zu den Männern zu ziehen, denn für die männlichen Pendants gelten die gleichen Einschränkungen. Hier lag die bundesweite Beschäftigungsquote zuletzt bei 65 Prozent, was fast dem Wert aus dem Jahr 2000 entsprach. Der Vogelsberg kommt mit 65,9 gar auf ein etwas besseres Ergebnis und belegt Platz 204, was eine deutliche Steigrung im Vergleich zum Jahr 2000 ist als die Beschäftigtenquote der Männer bei 54,8 Prozent lag. Spitzenreiter ist in dieser Liga der Kreis Dingolfing-Landau in Bayern mit 76,4 Prozent.

Außer der Quote, die den Anteil an den jeweiligen Geschlechtsgenossinnen und -genossen benennt - wobei nur nach weiblich und männlich unterschieden wird - , gibt es auch noch einen »Index der Beschäftigtenquote‹«. Dieser gibt die Zahl der Frauen an, die auf 100 arbeitende Männer kommen: Bundesweit waren das im Jahr 2000 durchschnittlich 81,7, Ende 2019 dann 89,4. Im Vogelsbergkreis kamen zu Beginn des Jahrtausends 77,2 berufstätige Frauen auf 100 Männer, Ende 2019 waren es dann 89,9.

Damit verringerte sich die Differenz der Frauen- und der Männerquote in puncto Erwerbstätigkeit in diesen zwei Jahrzehnten um 5,8 Prozentpunkte. Bundesweit schrumpfte der Abstand um 3 Prozentpunkte.

Werden die Frauen für sich betrachtet, dann gilt: Mütter drängt es nach der Babypause verstärkt wieder in die Berufswelt - und das schlägt sich auf die Quoten nieder. Gleichzeitig machen sich alte Rollenbilder aber nach wie vor bemerkbar. Denn in der Regel sind im Osten beide Geschlechter berufstätig, im Westen hingegen ist in der Mehrzahl der MehrPersonen-Haushalte nach wie vor der Mann der Hauptverdiener, wie sich aus den Einkommensdaten ergibt.

Fast die Hälfte der Frauen in Teilzeit

Zudem sollten die Zahlen nicht darüber hinwegtäuschen, dass beschäftigter Mann nicht gleich beschäftigte Frau ist: »49 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeiteten im Juni 2020 in Teilzeit«, sagt die Arbeitsagentur in einer Untersuchung des Arbeitsmarktes. »Bei den Männern sind es nur elf Prozent.«

Auch gibt es nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen. »Das Verarbeitende Gewerbe, der Bereich Verkehr und Lagerei sowie das Baugewerbe sind Männerdomänen«, stellt die Arbeitsagentur fest. Besonders offenbar wenn es »Brummbrumm« macht oder der Akkuschrauber im Spiel ist - oder weshalb sonst liegen wohl der Kreis Dingolfing-Landau (BMW), Ingolstadt (Audi) und der Hohelohekreis (Würth sowie Audi in Neckarsulm um die Ecke) auf den Plätzen eins bis drei bei den Männerjobs, bald gefolgt von Wolfsburg auf Platz fünf?

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