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VR Bank weitet Geschäft trotz Krisen aus

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Von: Joachim Legatis

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Positive Bilanz der VR Bank HessenLand: Marktbereichsleiter André Herzog und Vorstände Ralph Kehl und Helmut Euler (v. li.) in den jüngst renovierten Räumen der Hauptstelle. © Joachim Legatis

Vogelsbergkreis (jol). Automatensprenger, Inflation, Zinserhöhung und Unsicherheit durch den Ukrainekrieg - die VR Bank HessenLand hat in einem schwierigen Jahr 2022 gut abgeschnitten. So stiegen die Kundeneinlagen und Kreditzusagen, dafür bekam die Eigenkapitalquote einen Dämpfer. Insgesamt profitiert die Genossenschaftsbank von Fotovoltaik und Windkraft im ländlichen Raum, wie Vorstandssprecher Helmut Euler beim Bilanzgespräch sagte.

Als zentrales Problem der mittelständigen Unternehmen sieht er den Fachkräftemangel. Dem will die VR Bank im eigenen Haus durch mehr Azubis begegnen.

Erfreulich sei, dass die VR Bank HessenLand im Jahr 2022 überdurchschnittlich gewachsen ist. So verzeichnet man bei Krediten und Einlagen ein deutlich höheres Wachstum als erwartet. Das betreute Kundenvolumen wuchs um 179 Millionen auf über 3,5 Mrd. Euro. Treiber des Wachstums waren dabei die bilanziellen Einlagen von Firmen und Privatkunden. Der Bestand erhöhte sich um 125 Mio. Euro oder 10,5 Prozent. Das liegt über dem Bundesdurchschnitt von 2,5 Prozent.

Zum Jahresende hin flachte die Kreditvergabe ab, aber dennoch stieg das Volumen um 8,6 Prozent. Das liegt ebenfalls über dem Bundesdurchschnitt von 6,4 Prozent Zuwachs. Dabei wirkt sich aus, dass es einen deutlichen Rückgang beim Hausbau gab. Immobilien sind für immer mehr Menschen zu teuer, gibt Euler zu bedenken.

Nur wenige können sich Hausbau leisten

Die Geldanlagen von Kunden, die die Bank über Partnerunternehmen wie Union Investment und Schwäbisch Hall betreut, reduzierten sich wegen der Börsenentwicklung um 4,7 Prozent.

Euler erläutert, dass das Geschäftsjahr 2022 von Extremereignissen gekennzeichnet war. Unter anderem gab es »die zweitschlechteste Performance seit 1931«, wenn man Rücklagen in Aktien und Anleihen betrachte. Dennoch lohne sich über einen längeren Zeitraum der Aufbau eines Depots von Anleihen und Aktien. Um das zu fördern, legt die VR Bank einen Sparplan auf, der Neu-Anlegern den Einstieg in einen nachhaltigen Aktienfonds bietet. Wenn nach fünf Jahren ein Verlust eintritt, gleicht das die VR Bank aus.

Vor dem Hintergrund der Turbulenzen »sind wir besonders froh, dass sich die mittelständische Wirtschaft bislang äußerst robust und anpassungsfähig zeigt«, betonte Euler. Eine Folge des deutlich gestiegenen Zinsniveaus ist für die VR Bank, dass die eigenen Rücklagen niedriger bewertet werden.

Denn die alten Bundesanleihen haben eine Verzinsung von minus 0,5 Prozent. Da nun neue Anleihen mit zwei Prozent Zins auf dem Markt sind, werden die Altanleihen in der Bilanz geringer bewertet. Deshalb wächst das Eigenkapital nur um 4 Mio. Euro an. Das ist insofern negativ, als Kredite nach Vorgaben der Aufsicht mit einem immer höheren Eigenkapital hinterlegt werden müssen. Euler verwies im Bilanzgespräch darauf, dass die Bank inzwischen 29 Immobilien im Bestand hat. Der Umbau der Hauptstelle in Alsfeld soll noch in diesem Frühjahr abgeschlossen werden. Der Neubau für die Geschäftsstelle Homberg werde in 2024 angegangen. Dabei ist auch ein Geldautomat eingeplant, »denn wir brauchen weiter Bargeld«, sagt Euler. Kopfzerbrechen machen aber die Automatensprenger, die seit September 2021 sechs Geldautomaten der VR Bank in die Luft gejagt haben. Inzwischen werden die Bargeldbestände so gesichert, dass sie bei einer Sprengung eingefärbt und damit wertlos werden.

Online im Trend

Generell zahlen immer mehr Kunden per Karte und führen ihr Konto online. »Es geht alles in Richtung Digitalisierung«, fasste es Euler zusammen. Vorstand Ralph Kehl bewertete das Bilanzergebnis so, dass sich Kunden beim Kauf von Aktien zurückhalten.

Deshalb sei das Provisionsergebnis zurückgegangen. Weiterhin unter den besten Genossenschaftsbanken sei die VR Bank bei der Wirtschaftlichkeit. Die Aufwand-Ertragsrelation von 52 Prozent bedeute, dass 52 Cent ausgegeben werden, um einen Euro Ertrag zu erwirtschaften.

Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit beträgt 8,6 Mio. Euro. Die 40 931 Mitglieder sollen in diesem Jahr mit einer Dividende von 3 Prozent am Unternehmenserfolg beteiligt werden. Der Steueraufwand beträgt 5,1 Mio. Euro. Unter Berücksichtigung der Tochterunternehmen erhalten die Kommunen Gewerbesteuereinnahmen von 2 Mio. Euro. So fließen rund 1,4 Millionen Euro Gewerbesteuer an die Stadt Alsfeld.

Wichtig ist Euler und Kehl der Hinweis auf 200 000 Euro an Spenden für Vereine. Auch das Crowdfunding werde dabei genutzt.

Mit der Entwicklung der Tochtergesellschaften ist Kehl zufrieden. Die größte ist Raiffeisen Waren mit 172 Beschäftigten und 139 Mio. Euro Umsatz. Dazu kommen Hausverwaltung und eine Baufirma.

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