Preise steigen - Kosten aber auch

Vogelsbergkreis (zds). Bundesweit werden die Kuhställe leerer: 11,04 Millionen Milchkühe, Mastrinder, Zuchttiere, Mutterkühe oder Kälbchen wurden im November 2021 in den Ställen und auf der Weide von Flensburg bis Berchtesgaden gezählt. Das sind rund 262 000 weniger als ein Jahr zuvor. Im Vogelsbergkreis geht die Rinderhaltung ebenfalls Jahr für Jahr weiter zurück.
Aktuell werden noch 47 956 Tiere gehalten, 1137 weniger als vor einem Jahr. Die Milchtrinkenden müssen sich aber keine Sorgen machen: Momentan liegt der Versorgungsgrad bundesweit bei über 117 Prozent. Da bleibt sogar noch etwas für den Export.
Milch, Zucht oder Mast
Bundesweit gab es Ende 2021 rund 3,83 Millionen Milchkühe. Von den genannten 47 956 Rindern, die am Stichtag 3. November 2021 im Vogelsbergkreis gezählt wurden, waren 15 919 Milchkühe. Auf die letzten fünf Jahre gesehen, sah die Rinder-Entwicklung, so aus: 2016 registrierten die Statistiker bei uns einen Bestand von 53 733 Rindern (Milchkühe: 17 906). Zwölf Monate später waren es 52 995 Rinder (Milchkühe: 17 758).
Im Jahr darauf notierte die Statistik 51 399 Rinder (Milchkühe: 17 282), zum Stichtag 2019 waren es 51 119 Rinder (Milchkühe: 16.756), zum Stichtag 2020 dann 49 093 Rinder (Milchkühe: 16 180).
Wer als Landwirt mit Kuh und Rind seinen Lebensunterhalt verdienen will, hat im Grunde drei Möglichkeiten: Zuchtvieh, Milchvieh und Mastvieh. Gut koppeln lassen sich Milcherzeugung und Fleischproduktion.
Die 15 919 in der Rinderzahl enthaltenen Milchkühe in den Ställen in unserem Bereich machen dabei momentan rund 33,2 Prozent des gesamten Rinderbestands aus (2016: 33,3 Prozent). Deutschlandweit kletterte dieser Anteil in den vergangenen fünf Jahren von 33,8 (2016) auf 34,7 Prozent (2021).
Wie es weiter geht, hängt vom Geld ab: Das Thünen-Institut geht davon aus, dass die Preise in Deutschland bis 2030 auf rund 37 Cent steigen werden. Auch das deckt die Kosten der Milchbauern noch lange nicht - zumal diese ebenfalls weiter nach oben gehen dürften. »Aber es ist erst einmal die richtige Richtung«, sagt der Branchendienst Agrarheute. Allerdings heißt das Fazit auch: »Nur wenige Milchbauern können ihre gesamten Kosten decken.«
Keine Deckung der Kosten
Beim Fleisch sieht’s ähnlich aus. Wobei den Rinderhaltenden da auch noch der klimapolitische Zeitgeist ins Gesicht weht. Die Kuh gilt einigen Teilen der Nation, die eher auf Soja- oder Haferdrinks stehen oder »Fleisch aus Pflanzen« (Werbeslogan) lieber ganz ohne einen Umweg über Kuhmägen produziert sehen, durchaus als Umwelt-Teufel. »Alle wissen um die verheerende Klimabilanz der Fleischproduktion.
14 Prozent trägt der Sektor derzeit zu den klimaschädlichen Gasen bei«, rechnet Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung vor, der parteinahen Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen, die den Fleischatlas 2021 herausgegeben hat. ARCHIVFOTO: PAD