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Niedrigere Standards für Dorf-Radwege gewünscht

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Vogelsbergkreis (pm). Gut 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger diskutierten dieser Tage mit Landespolitikern der Grünen über »Mobilität im ländlichen Raum«. Der Abend in Lauterbach sollte zugleich als Auftaktveranstaltung für die Gründung eines »Arbeitskreises Mobilität« dienen, in den sich alle interessierten Menschen einbringen können. Auf wissenschaftlich fundierter Basis sollen Ideen für die Umsetzung der Verkehrswende entwickelt werden.

Nach der Begrüßung durch Robert Riße vom Kreisvorstand informierten drei Expertinnen aus wissenschaftlicher und politischer Sicht über Herausforderungen einer zeitgemäßen und klimaschützenden Mobilität. Dabei zeigten sie viele Lösungsansätze auf.

Verkehrsplanerin Dr. Melanie Herget von der Universität Kassel sprach über Möglichkeiten der Planung einer Mobilität auch im ländlichen Gebiet ohne eigenes Auto. Wichtig bei der Erarbeitung eines Mobilitätskonzeptes ist die Zusammenarbeit von Kommunen, Kreisverwaltung und Politik und die Einbeziehung und Zusammenarbeit der Verkehrsverbünde. Wenn der politische Wille vorhanden ist, gibt es viele Möglichkeiten der Gestaltung einer nachhaltigen, klimaneutralen und energieeffizienten Mobilität.

Im Anschluss referierte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Swantje Michaelsen über die Möglichkeiten der Gestaltung eines komfortablen Radwegenetzes in Stadt und Land. Auch sie hält die Zusammenarbeit der verschiedenen Verwaltungsebenen und eine übergeordnete Koordination für wesentlich.

Karin Müller, Sprecherin für Verkehr in der Grünen-Landtagsfraktion, hob erfolgreiche Projekte der Landesregierung bei der Förderung nachhaltiger Mobilität hervor, so im Radwegeausbau. Einziges Manko aus Sicht der Vogelsberger Verhältnisse sind übertrieben hohe und unflexible Standards, an die eine Landesförderung für Radwegebau gebunden ist. Um Gemeinden im Vogelsbergkreis zum zügigen Ausbau der Radwege-Infrastruktur zu bewegen, bedarf es Qualitätsstandards, die an die Möglichkeiten von Dörfern mit 300 bis 1000 Einwohnern angepasst sind. Zudem sollten die Fördermittelraten zu hoch verschuldeten Kommunen passen.

In der Diskussion wurde deutlich, welch hohen Stellenwert Mobilität für Vogelsbergerinnen und Vogelsberger hat. Es bestehen große Entfernungen, bergiges Gelände und schlechte Infrastruktur. Vertreterinnen des Fahrgastverbands »Pro Bus & Bahn« forderten den Ausbau der Vogelsbergbahn.

Landtagsabgeordnete Eva Goldbach findet die veränderte Haltung junger Menschen zum Auto positiv. Sie wollten Autos nicht besitzen, sondern nutzen, wenn nötig. Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern können sauberen Strom für Pkw produzieren. Es müsse Verkehrsangebote für Menschen in Dörfern geben.

Dr. Udo Ornik aus der Grünen-Kreistagsfraktion wies auf starken politischen Gegenwind bei der Entwicklung klimafreundlicher Verkehrskonzepte hin. Er sah das unterschiedliche Tempo bei Entwicklungen in Stadt und Land sehr kritisch.

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