Minijobs im Gastgewerbe »nicht krisenfest«
Vogelsbergkreis (pm). Wenn Corona den Job kostet: In der Pandemie ist die Zahl der Minijobs im Vogelsbergkreis deutlich zurückgegangen. Mitte vergangenen Jahres gab es im Landkreis rund 10 100 Stellen auf 450-Euro-Basis - das sind 540 weniger als zwei Jahre zuvor (minus 5 Prozent). Besonders betroffen ist das Gastgewerbe. Dort gingen im selben Zeitraum 340 Minijobs verloren - ein Einbruch von 28 Prozent.
Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Grundlage sind Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
»450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie. Von der Küchenhilfe im Restaurant bis zur Verkäuferin an der Bäckereitheke - viele Minijobber leben in ständiger Angst, gekündigt zu werden. Dabei haben sie weder Anspruch auf das Arbeitslosen- noch auf das Kurzarbeitergeld«, kritisiert Andreas Kampmann, Geschäftsführer der NGG-Region Nord-Mittelhessen. Der Gewerkschafter warnt davor, dass künftig noch mehr Menschen in solche unsicheren Jobs abrutschen könnten und damit zu prekären Bedingungen arbeiten müssten. »Spätestens im Alter ist Armut vorprogrammiert«, so Kampmann.
Nach den Plänen der Berliner Ampel-Koalition sollen Minijobber künftig 520 statt wie bislang 450 Euro im Monat verdienen können - ohne dafür arbeitslosenversichert zu sein. Den Gesetzentwurf, über den der Bundestag noch im Frühjahr beraten wird, kritisiert die Gewerkschaft scharf: »Die Politik baut prekäre und krisenanfällige Stellen weiter aus, statt sie einzudämmen.«
Die NGG verweist auf den Koalitionsvertrag. Darin schreiben SPD, Grüne und FDP, es müsse verhindert werden, »dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle werden«. Die Gewerkschaft ruft deshalb die Bundestagsabgeordneten der Ampel-Koalition dazu auf, sich an dieses Versprechen zu halten und »das Gesetz auf solide Füße zu stellen«. Für Minijobs müsse bereits ab dem ersten Euro die Sozialversicherungspflicht gelten. Erst wenn Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden.