»Mehr Vorteile als Nachteile«

Alsfeld (pm). Nach der Ankündigung in der Stadtverordnetenversammlung im März, die Abgeordneten der SPD im Landtag in Sachen »IG Weißer Weg« einzuschalten, haben sich die SPD-Stadtverordneten mit dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD-Fraktion im Landtag, Tobias Eckert, und dem Landtagsabgeordneten Heinz Lotz am zukünftigen Industriegebiet »Weißer Weg« getroffen, um die aktuelle Lage in Alsfeld in Bezug auf die Logistik und damit auf das geplante Gewerbegebiet zu besprechen.
Mit dem Rückblick auf die Historie des Gebietes, dem eine Planung von nunmehr mehr als zehn Jahren vorausgeht, startete man den Rundgang am 44 Hektar großen Gelände vom höchsten Punkt aus. »Alles was wir hier vor uns sehen, liegt tiefer, weshalb das Gelände in zwei bis drei Etagen geplant werden wird. Die höchstgelegene Ebene wird das Gelände von Nordwest Handel sein, abfallend bis zu DHL-Express von etwa der Mitte des Geländes bis hin zur Bahnstrecke, immer begrenzt durch die B 62 und auf der anderen Seite begrenzt durch den sogenannten Weißen Weg, der dem Gewerbegebiet seinen Namen gab. DHL hat somit das Gelände übernommen, wo sie die meisten Ausgleichsmaßnahmen für den Tier- und Umweltschutz durchführen müssen«, so Achim Quehl. »Schon bei der ersten Vorstellung von Interessenten habe ich gesagt, das wird eine Wahl des kleineren Übels, niemand möchte die Logistik so wirklich haben. Andererseits ist sie aktuell mit eine der aufstrebenden Branchen im Land. Ob bei Kassel, Gießen, Fulda oder vor Frankfurts Toren - überall wachsen Hallen von Unternehmen der Logistikbranche.« Tobias Eckert, Mitglied im Wirtschafts- und Verkehrsausschuss des Landtages, gab einen Überblick über die Situation in Hessen.
»Gerade die Kreise und Städte, die entlang der großen Autobahnen liegen, sind sehr gefragt bei den Logistikunternehmen.« Eckert bedankte sich dann auch für die Übergabe des Antrages für mehr Lärmschutz entlang der A 5 und B 62. Neben einer Lärmschutzwand fordern die Stadtverordneten die Überwachung von fließendem und ruhendem Verkehr. Denn auch ein Lkw, der im Wohngebiet parkt, sei eine Störung der Ruhe der Anlieger.
Der Lkw-Ausweichverkehr zur Umgehung von Mautgebühren der A 5 müsse konsequent geahndet werden. Allerdings könne man nicht so einfach an den Bestimmungen vorbeiagieren und einfach eine Lärmschutzwand bauen lassen. Die Hürden dafür seien hoch.
Hohe Hürden für Lärmschutz
Christoph Stüber sieht noch andere Aspekte: »Mit DHL-Express wird man in Alsfeld einen Partner der DHL-Gruppe erhalten, der als deutsches Unternehmen auch den uns bekannten Gesetzen und Regeln unterliegt. In steuerlicher wie auch personeller Hinsicht werde sich DHL-Express an die arbeitsrechtlichen Bedingungen halten müssen. Des Weiteren werde es Ausbildungsplätze geben, »die unserem Schulstandort weiterhelfen.«
Auch die möglichen Folgen einer Umkehr vom eingeschlagenen Weg wurde besprochen. Dann könne passieren, dass die jetzt aktiven Unternehmen Schadenersatzansprüche an die Stadt stellen. Es könnte ein jahrelanger Rechtstreit entstehen und das Gewerbegebiet noch sehr viele Jahre brach liegen. Zusätzliche Unternehmen des produzierenden Gewerbes würden vermutlich nicht nach Alsfeld kommen. Natürlich könnten örtlich ansässige Firmen expandieren.
Heinz Lotz berichtete, dass das Gelände als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft und als Ackerfläche oder Wiesenland nutzbar ist. »Hier liegen keine zu schützenden Gebiete vor.«
Die im Gewerbegebiet angedachten Unternehmen benötigten auch keine erhöhten Wassermengen. Eine Papierfabrik hätte da ganz anderen Wasserbedarf, doch dieses Unternehmen habe sich von der Interessentenliste verabschiedet. Abschließend berichtete Patrick Krug, dass der Vogelsbergkreis als Landkreis »zwischen den Autobahnen« immer wieder von Anfragen der Logistiker betroffen sei.
»Wenn wir wollen, dass sich die gute Entwicklung, die der Kreis in den letzten Jahren genommen hat, fortsetzt, müssen wir auch diesen Vorteil nutzen und Gewerbegebiete entlang der Hauptverkehrsachsen, wie hier am Weißen Weg, entwickeln.« Natürlich bringe Gewerbeansiedlung auch Belastungen mit sich, die man nicht ignorieren dürfe und mit geeigneten Auflagen und Maßnahmen so gering wie möglich halten müsse. Aber unter dem Strich würden die Vorteile des Gewerbegebiets und die daraus sich ergebenden Entwicklungschancen für Alsfeld und die Region die Nachteile überwiegen.
»Am Ende hätte die Stadt 2020 über den Bebauungsplan die Logistikbranche ausschließen können, was aber vonseiten der aktuellen Koalition nicht möglich gemacht wurde.« Einig war man sich aber darin: »Wenn wir nicht in Alsfeld bauen lassen, dann wird in Romrod, Gemünden oder Homberg gebaut - den Verkehr haben wir aber in Alsfeld dann auch, was durch unsere Lage vorprogrammiert ist, bei zukünftig drei Autobahnen und den vorhandenen drei Bundesstraßen.«