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In die Welt der Antike eintauchen

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Geschichte digital erleben - dafür stehen Kai Ruffing, Andreas Scheuermann und Dr. Florian Meister (v. l.). © Red

Alsfeld (pm). In immer mehr Bereichen des Lebens spürt man die Digitalisierung und die Einbindung digitaler Medien in den Alltag. Warum sollte dies nicht auch an den Schulen passieren? Schülerinnen und Schüler könnten in virtueller Realität durch längst vergangene Zeiten reisen.

Zu diesem Thema hat Kai Ruffing, Professor für Alte Geschichte an der Universität Kassel, im Rahmen der Fachkonferenz Geschichte vor wenigen Tagen einen Vortrag an der Albert-Schweitzer-Schule gehalten, dem das Computerspiel »Assassin’s Creed Odyssey« zugrunde lag, das im antiken Griechenland spielt.

Das Action-Adventure-Computerspiel ist nicht allerdings nicht das erste Geschichts-Computerspiel der Firma Ubisoft, sondern bereits der elfte Teil aus der Assassin’s Creed-Serie, bei der jeder Teil eine andere Geschichtsepoche behandelt. Dabei erzählt jedes Spiel eine fiktive Geschichte, die den jeweiligen historischen Hintergrund als Setting nutzt.

Spiele zeigen ein historisches Setting

Ruffing eröffnete seine Präsentation mit der Information, dass es bereits in den 90er Jahren Geschichts-Computerspiele gab. Auch für Archäologen waren Spiele dabei. Allerdings wurden die Gebäude, wie zum Beispiel das Pantheon, nur weiß dargestellt. Diese Sehgewohnheiten wurden mit dem Spiel »Assassin’s Creed Odyssey« gebrochen. Wenn man schon einmal in Rom gewesen sei, brauche man keinen Spielkarten-Stadtplan in dem Computerspiel, sagte Ruffing. So genau seien die Straßen nachgebaut worden.

In den sozialen Medien gibt es »Let’s-Play«-Videos, in denen man jemand anderem beim Spielen eines Computerspiels zuschauen kann. An der Universität Kassel, berichtete Ruffing, bekamen die Studierenden während des Lernens zu Hause aufgrund der Corona-Pandemie hingegen den Auftrag, das Spiel zu spielen und ein »Let’s Analyze«-Video zu erstellen, also eine Analyse.

Dazu haben die Studentinnen und Studenten verschiedene Themenbereiche analysiert und die Ergebnisse in einem Video zusammengefasst. Teilweise bemerkten sie dabei, dass das Spiel von der historisch akkuraten Wiedergabe abweicht, um eine bessere Spielbarkeit zu erzeugen. Zum Beispiel werden die Höhlen, in denen Rohstoffe abgebaut wurden, waagerecht dargestellt, dabei waren sie in Wirklichkeit enge, senkrechte Tunnel.

Aufgrund der detailreichen Spielwelt braucht man für »Assassin’s Creed Odyssey« Computer mit sehr guten Hardwareeigenschaften, die der Albert-Schweitzer-Schule nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen. Daher hat sich Gymnasium für eine andere Option entschieden: Man spielt über das Internet mit Google Stadia, einer Streaming-Plattform für Spiele.

»Discovery-Tour« für Schulen

In Schulen gibt es außerdem nicht das normale Spiel, sondern die »Discovery-Tour«-Version. Diese funktioniert wie eine Art historisches Museum in Form einer Spielwelt, bei der auf die Action-Abschnitte des Spiels verzichtet wird. Sie wurde in Kooperation mit Historikern erstellt und umfasst eine Vielzahl an Interaktionsmöglichkeiten, zum Beispiel in Form von geführten Touren zu verschiedenen Themen wie Mythologie, Alltag oder Politik.

Nicht nur die Antike können Schüler so erkunden, denn bei Ubisoft findet man auch weitere Discovery-Touren wie »Viking Age« oder »Das alte Ägypten«. Auch für Letzteres hat die Schule bereits eine Lizenz. Die Lehrkraft kann die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel herausfinden lassen, wie man am schnellsten von einem Punkt zu einem anderen Punkt in der Antike gekommen sein könnte. Außerdem können die Spieler auswählen, für welchen Themenbereich sie sich am meisten interessieren, beispielsweise Musik und Theater.

Für Interessierte ab der neunten Klasse gibt es an der Schule auch die Möglichkeit, sich in eine Arbeitsgemeinschaft einzuwählen, in der man die Discovery-Version des Spiels erkundet. Angeboten wird die AG von den Fachlehrern Dr. Florian Meister, Andreas Scheuermann und Christian Magold.

Die AG hat zwei Ziele: Zum einen soll sie herausfinden, was Schülerinnen und Schüler mithilfe der Discovery Tour über Geschichte lernen können. Zum anderen soll sie die Authentizität der Discovery Tour untersuchen und beurteilen, was gut umgesetzt wurde und wie groß die Abweichungen zwischen Fakt und Fiktion sind. Die AG hat noch Plätze frei und interessierte Schülerinnen und Schüler sind zum Schnuppern eingeladen.

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