1. Gießener Allgemeine
  2. Vogelsbergkreis
  3. Alsfeld

Flächenschutz im Fokus

Erstellt:

Von: red Redaktion

Kommentare

vb_bund_071222_4c_2
Bodenschonende Forstwirtschaft, erläutert von Forstanwärter Lukas Acker und Revierleiter Rolf Fischer. © pv

Vogelsbergkreis (pm). Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatte dieser Tage zur Exkursion eingeladen: Anlass war der Welt-Bodentag und der Flächenverbrauch im Vogelsberg.

Trotz feuchtkalter Witterung konnte Dr. Ursula Bernbeck, die Organisatorin der Veranstaltung, eine stattliche Schar wetterfester Naturfreunde an der Hartmühle bei Eifa begrüßen. Für den BUND forderte sie mehr Flächenschutz - und mehr Bodenschutz. »Böden sind«, so Bernbeck, »wesentliche Bestandteile der Naturkreisläufe. Als Filter und Puffer haben Böden eine große Bedeutung insbesondere für den Schutz des Grundwassers.« Ihr besonderer Dank galt Lukas Acker von HessenForst, der eine Einführung in die forstliche Bodenkunde gab.

Ein Bodenaufschluss im Wald war die erste Station. An einem etwa 1,80 Meter hohen Bodenprofil studierten die Teilnehmer unter Einleitung des Fachmanns die Schichten und Bestandteile des Bodens. Zuerst ging es um die Körnung. Sand, Ton und Schluff, diese Bestandteile waren vorherrschend. Wie Acker ausführte, sind Ausgangsgestein, Wasserhaushalt und Klima daran beteiligt, welcher Bodentyp sich ausbildet - in diesem Fall ein Pseudogley auf Buntsandstein. Dieser Bodentyp ist recht anfällig für Bodenverdichtung etwa durch schwere Maschinen. Die Fähigkeit, Wasser versickern zu lassen, wird dann zerstört.

Beim Ortstermin nahebei konnte Revierleiter Rolf Fischer zeigen: bei sorgfältiger Arbeit ist auch der Einsatz schwerer Geräte bei der Holzabfuhr möglich, ohne sichtbare Schäden zu verursachen.

Großes Interesse bestand an der Lebewelt im Boden, dem »Edaphon«. Wie viele Lebewesen gibt es in einer Handvoll Erde? Acht Milliarden Lebewesen - soviele Menschen leben auf der Erde.

Die größte Zahl dieser Bodenlebewesen sind winzig. Die Teilnehmer erfuhren: Actinomyceten, spezialisierte Bodenbakterien, verursachen den charakteristischen »erdigen« Geruch des Bodens. Sie sind maßgeblich beteiligt am Zersetzen der Laubstreu. Mykorrhiza-Pilze, die in enger Lebensgemeinschaft mit den Bäumen leben, helfen mit bei der Aufnahme von Stickstoff und anderer Nährstoffe. Im Gegenzug erhalten sie Zucker, den die Bäume produzieren. Einige Nummern größer sind die Regenwürmer, von denen leben etwa 80 unter einem Quadratmeter. Immerhin: die auf einem Hektar Boden lebenden Regenwürmer können zusammen ein Gewicht von bis zu 2500 Kilogramm erreichen.

Großer CO2-Speicher

Auf den Zusammenhang von Bodenschutz und den großen Themen dieser Tage ging BUND-Sprecher Wolfgang Dennhöfer ein: »Klimakatastrophe, Trinkwasserschutz und der Schutz der Biodiversität, der Vielfalt des Lebens. Egal welche dieser ›Zukunfts-Baustellen‹ wir anschauen - überall sehen wir: jeder Hektar Fläche, den wir verlieren, verschärft die Krise. Die unversiegelten Böden sind die größten terrestrischen CO2-Speicher und bieten einen natürlichen Klimaschutz, der uns nichts kostet. Jeder Quadratmeter Boden, der versiegelt oder dauerhaft verdichtet wird, fehlt für die Grundwasserneubildung. Bei Starkregen sind ausreichend unbebaute Versickerungsflächen erforderlich, um die Wassermengen aufzunehmen und Schäden zu vermeiden.«

Wie das mit dem Kohlenstoff im Boden und dem Klimawandel sei, wollte ein Teilnehmer wissen. »Etwa 100 Tonnen Kohlenstoff-Humus - damit kann man im Wald rechnen, ähnlich wie bei Ackerböden. Unter alten Wiesen sind es mehr, etwa 180 Tonnen. Je nach Bewirtschaftung nehmen diese Kohlenstoffspeicher ab oder zu. Und eine Tonne Humusverlust bedeuten 1,8 Tonnen mehr CO2.

Für Bodenschutz und gegen Flächenfraß hat sich der BUND im Vogelsberg in seiner aktuellen Stellungnahme zum Regionalplan Mittelhessen ausgesprochen. Durch neue Siedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflächen gehe immer mehr Boden unwiederbringlich verloren für die Ernährung zukünftiger Generationen, so die Argumentation. Beispiele dafür seien im Vogelsberg die Trasse der A 49 mit über 400 Hektar, die geplanten Gewerbegebiete in Alsfeld (36 Hektar), Reuters (26) und Homberg (35).

Den Abschluss bildete eine kleine Pflanzaktion: 20 Eichen mit extra großen Wurzeln für den Wald der Zukunft.

Auch interessant

Kommentare