Fasching in Coronazeiten - von klassisch bis alternativ

Mit dem 11.11. startet die närrische Zeit und vielerorts wird das nun wieder analog gefeiert. Die Vereine gestalten den Start der Kampagne ganz unterschiedlich: vom Rathaussturm bis zum Apfelwein-Umzug ist zum Karnevalsauftakt alles dabei.
Wenn der kleine Zeiger auf der 11 steht und der Minutenzeiger dazustößt, dann wird es in Köln heute Vormittag wohl kein Halten mehr geben. Nach 624 Tagen ohne echte karnevalistische Feier, ist es soweit: die närrische Zeit beginnt. Zwar in der Kölner Altstadt nur für Geimpfte und Genesene, wie der städtische Krisenstab am Montag aufgrund der hohen Infektionszahlen entschieden hat, dafür jedoch ohne Abstand und vermutlich ziemlich ausgelassen.
Hierzulande verläuft der Auftakt ruhiger, denn am Vormittag befinden sich viele Karnevalisten wohl ganz normal am Arbeitsplatz. Allerdings nicht in Alsfeld. Dort müssen sich Bürgermeister Stephan Paule und der Magistrat der Narrenzunft stellen, die um 11.11 Uhr versuchen wird, das Rathaus einzunehmen. Paule verspricht jedoch Widerstand. »Wir laden die Bevölkerung ein, bei diesem Kampf dabei zu sein«, heißt es in der Einladung.
Viele andere Vereine starten hingegen traditionell erst nach Feierabend oder am ersten Wochenende nach dem 11. November in die Kampagne. Ganz klassisch geht es dabei etwa in Kirtorf zu: Dort werden sich die Karnevalisten um 18.30 Uhr am Oberen Marktplatz versammeln, um das Rathaus zu stürmen. »Mit viel Gebrüll und lautem Krach wird der Bürgermeister um den Rathausschlüssel gebracht«, kündigt der Faschingsclub an. Doch das ist nicht alles: bei Salzekuchen und Getränken soll zudem die Proklamation des Prinzenpaars erfolgen.
Auch bei Knuts Hut Club in Feldatal wird es ein Prinzenpaar geben. Wer das ist, das verrät der Verein bei der Inthronisation, die am heutigen Abend um 20.11 Uhr im Landhotel »Zur Oase« unter Einhaltung der 2G-Regel stattfindet. »Aktuell ist es ja so, dass man Veranstaltungen mit 2G relativ problemlos durchführen kann und wir haben gesagt: wenn es die Möglichkeit gibt, dann wollen wir es auch probieren«, berichtet der zweite Vorsitzende Martin Lang. Entsprechend plane man eine weitgehend normale Kampagne unter 2G-Bedingungen. Dabei wird sich beim KHC so einiges um das Thema Kindheitshelden drehen. »Aber es ist so angelegt, dass wir kurzfristig umplanen oder absagen können.«
Negative Reaktionen wegen den 2G-Plänen gab es laut Lang nicht - zumindest bisher. »Ich kann mir schon vorstellen, dass da Kritik kommen wird. Das sieht man ja überall«, sagt er. »Aber für uns als Veranstalter ist es die einzige Möglichkeit, überhaupt etwas zu machen. Deswegen hoffen wir auf Verständnis.«
Innerhalb des Vereins herrschte laut Lang diesbezüglich weitgehend Einigkeit. »Jeder sieht ein, dass es unmöglich ist, so eine Veranstaltung mit Abstandsregeln durchzuführen«, sagt er. Deswegen habe es keine Alternative gegeben. Zudem gehe es um Verantwortung. »Wir wollen nicht auf uns nehmen, dass sich jemand, der keinen Schutz hat, auf unserer Veranstaltung infiziert und möglicherweise etwas passiert.«
In Atzenhain, wo die Faschingsgemeinschaft zunächst ebenfalls zu einer Kampagne-Eröffnung in Innenräumen geladen hatte, gab es hingegen eine Planänderung. »Aufgrund der aktuell sehr angespannten Coronalage in und um unser schönes Dörfchen, haben wir uns kurzerhand dazu entschieden, unsere diesjährige Kampagnen-Eröffnung an die frische Luft zu verlegen«, heißt es auf der Facebookseite.
Treffpunkt ist um 18.11 Uhr in der Ringstraße 21, anschließend gibt es einen Bollerwagen-Umzug, zu dem die Leute kostümiert erscheinen können. »Da der 11.11. auch Sankt-Martins-Tag ist können alle Kinder, die am Bollerwagenumzug teilnehmen, gerne auch mit ihrer Laterne gehen oder ihre Laterne mit ihnen«, schreibt der Verein.
Der Karnevals Verein Mullstaa aus Ulrichstein musste sich hingegen nicht umstellen, da der Fasching dort ohnehin draußen »ausgegraben« wird - und zwar am morgigen Freitag um 20.11 Uhr in »Grimms Garten«. Dabei wird auch das Motto für die Kampagne bekanntgegeben. Anschließend ist ein Fackelzug sowie ein Umtrunk geplant. Dabei gilt die 3G-Regel.
Ebenso ist es zum Start der närrischen Zeit in Flensungen. Um die Kampagne einzuläuten, veranstaltet die Fastnachts Vereinigung am heutigen Donnerstag einen »Heißen Apfelwein Umzug« durch den Ortsteil. »Die Leute können einfach mit ihren Tassen rauskommen und bekommen heißen Apfelwein von uns«, berichtet der Vorsitzende Marco Hisserich. Entsprechend lautete der Slogan: »Einfach mit eigener Tasse aus dem Haus, die Flensunger Narren geben einen aus!«. Zudem sind zwei Stopps geplant: Um 18.11 Uhr sind die Karnevalisten am Mittelpunkt anzutreffen und um 19.33 Uhr am Kriegerdenkmal.
Die Entscheidung, zum 11.11. keine Saal-Veranstaltung zu machen, geht in Flensungen mit dem Beschluss einher, in diesem Jahr kein Prinzenpaar zu stellen. Denn normalerweise würde dieses zum Kampagnenstart inthronisiert. »Wenn man Prinzenpaar ist, will man das ja richtig machen und wenn dann doch Veranstaltungen abgesagt werden, wäre das einfach doof«, erklärt Hisserich die Entscheidung. Deshalb nun die Alternative mit heißem Apfelwein für alle. »Wir wollen was für den Ort machen und nicht gänzlich von der Bildfläche verschwinden«, sagt der Vorsitzende. »Es ist wichtig, das Sozialleben aufrecht zu erhalten und da es draußen ist, haben wir keine Bedenken.«
Der Verzicht auf eine Indoor-Veranstaltung zum 11.11. bedeutet jedoch nicht, dass die Flensunger Narren die Kampagne abgeschrieben haben. »Angedacht sind sowohl die Faschingssitzung als auch etwas für Kinder und der Umzug«, sagt Hisserich. Also volles Programm. Dabei gehe man für die Sitzung aktuell von einer 2G-Regelung aus. »Geplant ist eine richtige Fremdensitzung, so wie man sie gewohnt ist«, betont der Vorsitzende.