»Erstmal abwarten« rät Vogelsberger Heizungsbauer

Mit Öl oder Gas heizen, mit Holz oder mit der Wärmepumpe? Wer über eine neue Heizung nachdenken muss, ist nicht zu beneiden. Bundeswirtschaftsminister Habeck sah sich jetzt gar genötigt, vor Torschlusskäufen zu warnen.
Weil sich etliche Hausbesitzer die vermeintlich teure Wärmepumpe nicht leisten wollen (oder können), stieg die Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen in den vergangenen Wochen deutlich an. Deshalb sah sich der Bundeswirtschaftsminister jetzt sogar zu einem Aufruf genötigt. Niemand solle jetzt noch schnell eine Öl- oder Gasheizung einbauen. Denn die fossilen Energien seien »eine Sackgasse, keine Spardose«, so Robert Habeck.
Auch würden Wärmepumpen in nächster Zeit deutlich günstiger und sie rechneten sich nach 18 Jahren, verspricht der Wirtschaftsminister. Zudem soll es Ausnahmen geben, etwa für über 80-Jährige oder in Härtefällen.
Keine Austauschpflicht für funktionierende Heizungen
Eine Sorge weniger haben Hausbesitzer seit einigen Tagen: Die ursprünglich von der Politik vorgesehene Austauschpflicht für alle noch funktionierenden Öl- und Gasheizungen ist vom Tisch. Wenn die Heizung noch läuft, kann sie auch nach dem 1. Januar 2024 weiterbetrieben werden. Wenn sie ausfällt, dann kann man sie reparieren lassen. Wer allerdings ab dem nächsten Jahr eine neue Heizung einbauen lässt, der muss dafür sorgen, dass sie zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Das gilt für Neubauten genauso wie für ältere Häuser.
Hausbesitzer könnten sich sogar wieder für einen Öl- oder Gasbrenner entscheiden - die sind in der Regel deutlich schneller lieferbar als die Wärmepumpe. Aber diese Heizung muss später ökologisch nachgerüstet werden, um die sogenannte 65-Prozent-Vorgabe zu erfüllen. Dafür hat man drei Jahre Zeit.
Auch im Vogelsbergkreis: Heizungsbauer bekommen Anfragen zu Öl- oder Gasheizungen
Bei einer Fachmesse dieser Tage in Frankfurt berichteten Heizungsbauer davon, dass sie sich kaum retten könnten vor Anfragen von Menschen, die sich aktuell noch eine Öl- oder Gasheizung einbauen lassen möchten, weil das momentan noch deutlich günstiger als der Einbau einer Wärmpumpe kommt. Vor dem 1. Januar kommenden Jahres ist das laut Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes noch möglich.
»Wenn jemand das gern haben möchte, dann bauen wir das ein«, sagt dazu der Vogelsberger Kreishandwerksmeister Edwin Giese, der selbst im Heizungsbau tätig ist. Es gebe derzeit »verstärkt Nachfragen von Kunden« nach Öl- oder Gasheizungen, das kann er bestätigen. Die will er auch nicht als unsinnig abtun. Denn eine ökologische Nach- und Umrüstung sei zum späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen, und wird dann ja auch gefordert. Bei Neubauten ist inzwischen aber die Wärmepumpe der Standard, wenn auch mit langen Lieferfristen seitens der Hersteller.
Große Verunsicherung bei Hausbesitzern im Vogelsberg: »Wir betreiben momentan mehr Seelsorge als Beratung«
Allerdings bestätigt Giese, dass die Verunsicherung bei den Hausbesitzern derzeit sehr groß ist. »Wir betreiben momentan am Telefon mehr Seelsorge als Beratung«, berichtet er. Dazu komme noch, dass es für ihn und seine Berufskollegen aktuell sehr schwer ist, klare Aussagen zu machen. Dazu seien die Signale aus der Politik in den vergangenen Tagen noch zu unkonkret gewesen. »Das hängt alles in der Luft.«
Es müssten klare Aussagen gemacht werden, das gelte in erster Linie für die Förderung bei der Heizungsumstellung ohne die es in vielen Fällen gerade beim Einbau der teureren Wärmepumpe nicht gehen dürfte.
Mit Giese beklagen auch andere Heizungsinstallateure, dass es teilweise erhebliche Lieferengpässe für die Heizungsanlagen oder einzelne Komponenten gebe.
Vogelsberger Experte rät: Warten für Förderung von Wärmepumpen
Jedem, der noch warten kann, rät Giese deshalb, erst einmal abzuwarten, bis klar ist, wo die Reise hingeht - vor allem auch bei der Förderung. »Das ist alles ja auch eine Frage des Geldbeutels.«
Die Ampelregierung verspricht zwar, das Umstellen auf klimafreundliches Heizen finanziell zu unterstützen, um niemanden zu überfordern und um Anreize für ein freiwilliges Umrüsten zu setzen.
Aus Kreisen des Bundesfinanzministeriums heißt es, es werde eine Art Abwrackprämie für alte Heizungsanlagen geben, die nach dem Alter der auszutauschenden Anlagen gestaffelt ist.
Das Bundeswirtschaftsministerium hat bereits »zahlreiche Ausnahmen, Übergangslösungen und -fristen« angekündigt. Auch das bisherige geltende Gesetz sieht zum Beispiel vor, dass Haushalte die Heizungen nicht austauschen müssen, wenn sie als Immobilienbesitzende bereits seit 2002 in den Wohnungen und Häusern gelebt haben.
INFO:
Alternativen zur teuren Wärmepumpe wären eine Pelletheizung, eine Gas- oder eine Ölheizung, die sinnvollerweise jeweils mit Solarthermie kombiniert werden sollten.
Für eine Wärmepumpen-Heizung mit Fotovoltaik sind zwischen 30 000 und 48 000 Euro
einzuplanen, für eine Pellet-Solarheizung sind es zwischen 22 000 und 38 000 Euro. Bei einer Öl-Brennwert-Solarkombination liegt der Preis zwischen 14 000 und 24 000 Euro.
Soll nur der alte Kessel durch einen neuen ersetzt werde, sind die Investitionskosten etwas geringer. Am preiswertesten ist eine Gas-Hybrid-Heizung, also eine Gasheizung kombiniert mit
einer Solaranlage, für die zwischen 8 000 bis 15 000 Euro veranschlagt werden muss.