Christuskind in Vogelsberger Felsenwiege

Vogelsbergkreis (pm). Die Region Vogelsberg hat ein neues Geotop des Jahres. Es ist der Winterberg mit der »Christkindchenswiege« bei Freiensteinau. Am Tag des Geotops gab es Touren zu Fuß und per Rad, bei der der Winterberg besucht wurde. Nun wird von der Sektion Vogelsberg der DVG ein zusätzlicher Termin für eine Wanderung am Sonntag, 23. Oktober, angeboten.
Der Winterberg ist eine bewaldete Kuppe mit 520 m Höhe, die durch ihre Lage in flacherem Gelände sehr markant in der Landschaft hervortritt. An ihrer West-Seite sind Felsen zu finden, die als »Christkindchenswiege« bezeichnet werden. Der Name geht auf eine alte Sage zurück, nach der das heilige Paar hier vorbeikam und das Christuskind an einer Stelle in die Felsen gelegt hat.
Interessant ist, dass Felsen nur an einer Stelle deutlich hervortreten (inzwischen wurde eine zweite unauffälligere Stelle gefunden), aber diese Stelle liegt nicht im Zentrum des Berges und der Rest der Kuppe zeigt sanft gerundete Formen. Was ist hier eigentlich zu sehen? Und wie ist es entstanden? Gibt es hier einen Schlot? Oder haben wir es mit ausgeflossener Lava zu tun?
Die Sektion Vogelsberg der Deutsche Vulkanologische Gesellschaft (DVG) hat bewusst nicht nur die Felsen der »Christkindchenswiege« zum Geotop des Jahres erklärt, sondern auch den ganzen Winterberg. Denn diese Landschaftsform ist ungewöhnlich und der Berg mit den Felsen steht auch für die geologischen Rätsel, die es im Vogelsberg zu lösen gilt. Am Winterberg stand letztes Jahr die Erstellung mehrerer Geo-Infotafeln an.
Ungewöhnliche Landschaftsform
Nachdem die Tafeln für den »Götzenberg« bei Salz und den »Horst« Gunzenau durch die DVG erstellt waren, bereitete die Tafel für die »Christkindchenswiege« etwas größere Probleme. Hier ergab sich dann eine Zusammenarbeit zwischen dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) und der DVG. Das Landesamt ist die Stelle, die mit der Kartierung des geologischen Untergrunds befasst ist.
Dazu werden Kartenblätter im Maßstab 1:25 000 herausgegeben. Das Blatt Freiensteinau, wo der Winterberg liegt, ist eines der wenigen Blätter in Hessen, bei dem die Kartierung nicht abgeschlossen ist.
Es liegen aber bereits umfangreiche Gesteinsproben bestimmter Lokalitäten vor, die chemisch und mineralogisch untersucht wurden. Mit diesen Informationen fand eine Begehung des Geländes durch Dr. Charlotte Redler und Silja Schweitzer vom HLNUG mit Rudolf Schlintz und Kerstin Bär von der DVG statt.
Als Gesamtbild ergab sich aus dem, was noch zu sehen ist, dass dort wo heute der Winterberg ist, vor Millionen Jahren dünnflüssige Lavaströme über die Landschaft geflossen sind. Danach hat Magma diese Lava »durchschlagen«. Dass das Magma auch bis zur Erdoberfläche gekommen ist und dort einen Vulkanausbruch zur Folge hatte, ist nicht unwahrscheinlich.
Es lässt sich aber nicht mehr nachweisen, da der Bereich oberhalb abgetragen wurde. Auch von der Lava wurde viel abgetragen und da der porenreiche Basalt der Lava ein relativ weiches Gestein ist, sind im Bereich der Lava auch »weiche« Geländeformen entstanden - und die Abtragung hat eine rundliche Kuppe mit randlich hervortretenden Felsen hinterlassen. Dies wird auch auf der erstellten Infotafel kurz dargestellt.
Die erdgeschichtlichen Zusammenhänge lassen sich aber am besten vor Ort im Rahmen einer Exkursion verstehen. Hierzu dienten Angebote am Tag des Geotops, bei dem auch Dr. Redler mitwirkte, die nebenbei Einblicke in ihre Arbeit bei der geologischen Kartierung gab.
Großer Vulkanausbruch?
Neben der Wanderung zum Winterberg fand auch ein Spaziergang »Steine im Ort« und eine Geo-Radtour statt. Gut besucht war der Infostand der DVG, der in den Rahmen der gleichzeitig stattfindenden Gewerbemesse eingebunden war. Impressionen des Tages sind auf der Homepage der Sektion Vogelsberg www.dvg-vb.de unter »Aktuelles« zu finden. Die Niederschläge und Temperaturen an dem Tag waren allerdings relativ abschreckend und aufgrund starker und anhaltender Regenfälle musste die Wanderung zum Winterberg am Nachmittag ganz abgesagt werden.
Wegen des schlechten Wetters bei der jüngsten Wanderujng lädt die Sektion Vogelsberg der DVG nun zu einem Ersatztermin an diesem Sonntag, 23. Oktober, um 14 Uhr nach Freiensteinau ein. Anmeldung und weitere Informationen: info@dvg-vb.de oder Tel. 0162-7429231.