Beratung nun an zentraler Stelle

Alsfeld (pm). Sehen kann man ihn schon seit Wochen, den bunten großen Schriftzug »EUTB«, der seit Anfang des Jahres an dem Gebäude Am Kreuz 3 in der Alsfelder Altstadt klebt. Doch was sich dahinter verbirgt, wissen viele Menschen nicht. »Grund genug, uns vom Innenstadtrand Am Fulder Tor ein wenig mehr ins Zentrum zu bewegen«, sagt Irina Janz. Sie führt die Alsfelder Zweigstelle der »Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung«, wie die vier Buchstaben ausgeschrieben heißen.
Die EUTB versteht sich als Lotse im System, die für ihre Klienten Angebote einordnet: Eingliederungshilfe, Rehabilitation, Wiedereingliederung, Assistenz im Alltag, Leistungen für Umbaumaßnahmen - über diese und viele andere Aspekte informiert die Beratungsstelle. Die Expertinnen helfen beim Ausfüllen von Anträgen, weisen auf Konsequenzen hin und können auf weitere Beratungsstellen verweisen.
Auch bei psychischer Erkrankung
»Gemeinsam mit meiner Kollegin Andrea Schmidt sind wir nicht nur für Menschen da, deren Teilhabe an der Gesellschaft und am Arbeitsmarkt infrage steht - sei es, weil sie von Geburt an mit einer Behinderung leben oder weil sie infolge eines Unfalls oder einer Erkrankung eingeschränkt sind und nicht mehr in ihrem alten Beschäftigungsverhältnis arbeiten können, sondern auch für Menschen mit psychischen Erkrankungen«, erklärt Janz. Auch sie seien herausgefordert auf unterschiedlichen Ebenen, Hindernisse in der Gesellschaft, der Freizeit und am Arbeitsmarkt zu überwinden und benötigen vielfach Unterstützung.
Man kann die EUTB telefonisch und per E-Mail erreichen. »Unsere Beratungsleistungen werden sehr nachgefragt«, resümiert Janz. Die Beratungsstellen waren in Zeiten des Corona-Lockdowns geöffnet und die Beraterinnen registrierten, dass Menschen mit Einschränkungen mehr Beratungsbedarf als zuvor hatten. Eine Erfahrung aus der langen Tätigkeit mit Menschen mit Behinderung oder psychischen Problemen ist, dass es für viele schwer ist, den Schritt in eine Beratungsstelle zu gehen, da sie sich selbst nicht als behindert oder psychisch krank definieren. »Doch die Akzeptanz dieses Zustandes führt dazu, dass man sich Hilfe holen kann.« Janz ermutigt Menschen, die Hilfe brauchen, sich diese auch zu suchen.
»Was wir jedoch ganz klar nicht machen, das ist rechtliche Beratung und die Begleitung bei Widersprüchen«, räumt die Expertin ein. Dafür gebe es andere Stellen.
Netzwerkarbeit gehört zum Tätigkeitsbereich der EUTB: Dazu gehören der Austausch mit und das Wissen um weitere Beratungsstellen und Hilfeeinrichtungen sowie die Unterstützung von Selbsthilfegruppen vor Ort. Mit dem Einsatz von Peer-Beratern, also Selbstbetroffenen oder Angehörigen, hat die EUTB sich hier auf den Weg gemacht: Beate Faulstich berät betroffene Angehörige in Sachen Autismus-Spektrums-Störung, Stefan Hartung spricht als Betroffener über Amputationen und Uwe Thöt als Betroffener sowie Andrea Thöt als Angehörige beraten Menschen zum Thema Multiple Sklerose.
»Dieses Netzwerk an Peer-Beratern möchten wir gerne noch erweitern und würden uns freuen, weitere Menschen zu finden, die unseren Klienten mit ihrer persönlichen Geschichte und ihren Erfahrungen weiterhelfen«, erläutert Janz.
Ziel ist das selbstbestimmte Leben
Nachdem sich mit dem Einsetzen der Pandemie für die EUTB die Beratungsmodalitäten ein wenig geändert hatten, läuft nun vieles wieder in ruhigeren Bahnen, wenn auch die Beratungen in den Gemeinden des Vogelsbergkreises noch nicht wieder aufgenommen werden konnten. Dabei verweist Janz auf Beratung per Telefon oder E-Mail. »Uns ist es enorm wichtig, dass Menschen so selbstbestimmt leben können, wie sie es wollen und wie es für sie möglich ist. In diesem Sinne beraten wir unabhängig, frei von eigenen Interessen und nur mit dem Blick auf den Klienten oder die Klientin.«
Auch Angehörige oder andere Sorgeberechtigte können sich von der EUTB beraten lassen. »Die Beratungsleistung ist kostenlos«, ergänzt Janz. Sie hofft, dass die Leistungen der EUTB in der Stadt bekannter werden, damit viele Menschen sie bei Bedarf in Anspruch nehmen.
»Bei schönem Wetter lasse ich schon mal die Eingangstür offen und schaue nach draußen, um vielleicht dem einen oder anderen zu erklären, was ich hier eigentlich mache«, lacht Irina Janz. Sie signalisiert, dass das Büro allen Menschen offensteht, die Fragen haben.
Die EUTB-Büros haben montags, dienstags, mittwochs und freitags von 10 bis 12 Uhr geöffnet, donnerstags von 16 bis 18 Uhr. Die Beraterinnen sind unter Telefon 06631 8026718 erreichbar. Weitere Informationen findet man unter www.eutb-vb.de
Die nächste Peer-Beratung in den Räumen der EUTB in Alsfeld findet am 27. April von 16 bis 18 Uhr statt. Es geht dabei um Multiple Sklerose. Als Peer-Berater werden Uwe und Andrea Thöt vor Ort sein. Sie bieten ihre Beratungen auch telefonisch (01 51/72 80 09 37) oder per E-Mail (msberatung-alsfeld@hotmail.com) an. Diese Vor-Ort-Beratungen sollen bis Juli an jedem dritten Mittwoch im Monat stattfinden.