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»Arbeit kann sich sehen lassen«

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Von: Dieter Graulich

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Informationen zum Naturschutzgroßprojekt gab es bei einer Exkursion in der Lüderaue bei Crainfeld. © Dieter Graulich

Vogelsbergkreis (au). Eine Bilanz über die Arbeit des Naturschutzgroßprojektes Vogelsberg im letzten Jahr zog jetzt der Trägerverein Natur- und Lebensraum Vogelsberg im Hotel Jöckel in Nieder-Moos. Vorsitzende Anja Püchner, Leiterin des Amtes für Wirtschaft und den ländlichen Raum des Vogelsbergkreises, wies darauf hin, dass im vergangenen Jahr, trotz der Corona-Pandemie, viel bewirkt wurde.

»Die Arbeit kann sich sehen lassen«, meinte sie. So habe es im Offenland insgesamt 78 Projekte zur Entbuschung sowie Entfichtung und Wiederherstellung von Brachflächen gegeben. Schwerpunkte seien das Kriepelsloch in Breungeshain und die Pfingstweide in Storndorf gewesen.

In der anschließenden Präsentation von Projektleiter Johannes Euler sowie dessen Stellvertreter Klaas Rüggeberg wurden die großen Vorher-Nachher-Unterschiede sehr deutlich. Ebenfalls zu den Offenlandprojekten zählte auch 2021 wieder der jährliche Wiesendrusch. Trotz des sehr feuchten Sommers konnten dennoch rund 16 Hektar Fläche gedroschen und eine Ernte von rund 1,5 Tonnen erzielt werden. Das so gewonnene Druschgut wurde zur Einsaat von knapp 11,5 Hektar Grünland verwendet. In diesem Jahr lagen die Druschflächen bei insgesamt 20,5 Hektar, die Ernte bei 1,9 Tonnen und die Einsaat bei 26,5 Hektar.

Zur Renaturierung des Waldmoores »Breungeshainer Heide« war zu hören, dass aktuell eine Entfichtung durch das Forstamt Schotten erfolge. Im weiteren Verlauf sollen, genau wie bei der Hochmoorrenaturierung in 2017, Spundwände zur Vernässung der Fläche eingebracht werden.

Abgeschlossen ist die Gewässerrenaturierung am Waaggraben bei Vaitshain. Eine Renaturierung der Schwarza soll im kommenden Winter zwischen Vaitshain und Nösberts-Weidmoos erfolgen. Mit der Renaturierung des alten Schwimmbades in Ilbeshausen soll im nächsten Jahr begonnen werden. Hier ist die Schaffung eines Flachwasserteiches zugunsten von Schwarzstorch und Eisvogel vorgesehen.

Flächen gepachtet

Auch zur Lupinenbekämpfung gab es erfreuliche Nachrichten. Wie bereits im Jahr zuvor konnten auch in 2021 die Ausgaben in diesem Maßnahmenbereich gesenkt werden. Ursächlich hierfür ist vor allem ein gezieltes Ansteuern der Vorkommen mittels GPS und einer daraus resultierenden erhöhten Effizienz. Massenvorkommen gebe es noch auf zwei Flächen.

Zu Beginn der Ausführungen war zu hören, dass der Ankauf von Flächen bisher sehr schleppend verlaufen sei, jedoch Erfolge bei den Pachtflächen erzielt werden konnten. Bereits im Jahr 2020 wurde eine erste Langfristpacht über knapp 57 Hektar mit der Gemeinde Grebenhain abgeschlossen, bei der die aus naturschutzfachlicher Sicht sehr bedeutenden Flächen für eine Dauer von 30 Jahren in die Obhut des Naturschutzgroßprojektes beziehungsweise des Vereins Natur- und Lebensraum Vogelsberg überführt wurden.

Die langfristige Pacht wurde in diesem Jahr um weitere 77 Hektar der Gemeinde Grebenhain erweitert. Das neue »Flächenpaket« umfasst Flächen der Gemarkungen Bermuthshain, Crainfeld, Hartmannshain und Ilbeshausen.

Auf einem Teil der betroffenen Flächen wurden bereits in der Vergangenheit Maßnahmen durch das NGP durchgeführt und koordiniert. So wurden an der Sprungschanze in Bermuthshain in den letzten Jahren großflächige Entbuschungsmaßnahmen durchgeführt, um das dortige Magergrünland zu schützen.

Für die übrigen Flächen sind vorwiegend Maßnahmen zur Wiederherstellung und zum Erhalt von artenreichem Grünland vorgesehen. Hier stehen besonders die Flachland- und Bergmähwiesen sowie die artenreichen Borstgrasrasen im Fokus. Auch der Schutz der Vogelwelt und speziell der Wiesenbrüter wird in künftigen Maßnahmen eine wesentliche Rolle spielen.

Dies verdeutlichte im Anschluss Diplom-Biologe Stefan Stübing vom Büro für faunistische Fachfragen, Artberater Wiesenvögel der Staatlichen Vogelschutzwarte, in seinem Vortrag »Wiesenvögel in Hessen und im Vogelsberg«. Er ging dabei besonders auf die Bestandsentwicklung, aktuelle Schutzprojekte und Erfassung von Kiebitz, Wachtelkönig, Braunkehlchen und Grauammer ein. Sehr wichtig sei ein Lebensraumschutz. Aber auch in geeigneten Lebensräumen gebe es oft keine Bestandszunahme. Deshalb sei bei sehr kleinen Beständen jedes Paar und jeder Bruterfolg wichtig. Der Lebensraumschutz allein sei aber auch oft nicht ausreichend. Bei der Analyse von Verlustursachen wies er auf Prädation (Töten einer Beute durch einen Beutegreifer zwecks Nahrungserwerb) und Mahdverluste hin. Hier müsse durch gezielte Schutzmaßnahmen wie Schutzzäune und Nestsuche gegengesteuert werden. Diese seien oft sehr erfolgreich. Wertvolle Tipps gab er dann bei einer Exkursion in die Lüderaue bei Crainfeld.

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