133 jüdische Gräber erhalten

Alsfeld (pm). Mit einer stattlichen Gruppe von etwa 50 Interessierten kamen die Alsfelder Kulturtage auf den jüdischen Friedhof und in die Totenhalle auf dem Frauenberg. Die Jugendstil-Trauerhalle wurde 1910 von der Stadt Alsfeld mit finanzieller Beteiligung der jüdischen Gemeinde erbaut und diente Juden, Christen und Nichtchristen gleichermaßen für ihre Bestattungen.
Für den Rundgang am Sonntag hatte darin Konrad Rüssel von der Gedenkstätte Haus Speier eine Ausstellung mit zwölf Selbstbildnissen verfolgter jüdischer Maler und Malerinnen aufgebaut. Sie waren vorher im Haus Speier in Angenrod zu sehen und hängen inzwischen in der ehemaligen Synagoge Ober-Gleen.
Die Sammlung beginnt mit Bildern von Jacob Nussbaum aus Rhina und Lotte Laserstein, die vor der Nazi-Verfolgung ins Ausland flüchten konnten und dort überlebten. Und sie endet bei dem Ehepaar Felix Nussbaum aus Osnabrück und Felka Platek, die beide in Auschwitz ermordet wurden.
Die Führung über den Friedhof hatte Stadtführerin Daniela Eichelberger übernommen. Sie erläuterte, dass die Anlage des 2800 Quadratmeter großen Friedhofes im Jahr 1877 auf einem Grundstück erfolgte, das die Gebrüder Leopold und Hermann Wallach gestiftet hatten. Familie Wallach betrieb seinerzeit die Brauerei, ein Sägewerk und eine Ziegelei. Als Erster wurde im November 1877 der aus Angenrod zugezogene Abraham Rothschild unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Der jüngste der 133 Grabsteine ist der von Ida Adler geb. Isaak, die 1938 starb. Insgesamt wurden 29 Rothschilds, 15 Steinberger, 15 Sterns und neun Wallachs beigesetzt. Das Gräberfeld präsentierte sich sehr gepflegt.