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»Alles auf dem Prüfstand«

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Von: Sophie Röder

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smf_Aquariohm3a_160822_4c © Sophie Mahr

Das Aquariohm läuft ohne Gas. Dennoch ist der Vorstand der Bürgergenossenschaft darum bemüht, Energie einzusparen. Neben niedrigeren Temperaturen und weniger Leuchtmitteln gibt es weitere Pläne, um weniger Energie zu verbrauchen oder mehr Strom zu gewinnen.

Hinter der Eingangstür riecht es vertraut: Noch ist kein Wasser zu sehen, doch der Chlorgeruch verrät die Anwesenheit des erfrischenden Nass. Nach einer zweiwöchigen Pause hat das Aquariohm Ende Juli wieder geöffnet - pünktlich zur erneuten Hitzewelle. Die Auszeit hat die Bürgergenossenschaft Hallenbad Mücke (BgHMü) genutzt, um das Wellnessbad instand zuhalten. So haben die Mitarbeiter kleinere Wartungsarbeiten sowie eine Grundreinigung unternommen.

Während manche Kommunen die Hallenbäder im Sommer schließen, um Energie zu sparen, oder die Öffnungszeiten verkürzen, hat das Mücker Hallenbad den Vorteil, dass es gänzlich unabhängig von Gas betrieben wird. Vor der Übernahme durch die Bürgergenossenschaft wurde das Schwimmbad mit Öl und Strom versorgt. Vor rund zehn Jahren stellte die BgHMü von Öl auf eine Holzhackschnitzel-Anlage um. »Über diese Entscheidung sind wir jetzt sehr froh«, sagt Burkhard Köhl, Vorsitzender des Vorstands.

Warmes Wasser aus regionalem Holz

Die besagten Holzhackschnitzel stammen von einem Lieferanten aus dem Vogelsberg. »Es ist nachhaltig und regional.« Es lohne sich nicht, günstigeres Holz von weiter weg zu beziehen und es dann hierher liefern zu lassen. »Es ist die bessere Entscheidung, das Holz mit dem kürzeren Weg liefern zu lassen«, sagt Köhl. Von Lieferschwierigkeiten oder enormen Preissteigerungen habe er bei den Holzhackschnitzeln noch nichts bemerkt. »Bisher wird es regelmäßig und ohne Probleme geliefert.«

Die Heizanlage ist in der benachbarten Gesamtschule Mücke untergebracht und versorgt neben Schule und Schwimmbad auch zwei Sporthallen mit Wärme. Die Energie der Anlage reiche jedoch nicht, um die Saunen im Wellnessbereich zu erwärmen. »Diese werden elektrisch betrieben. Vor zwei Jahren hatten wir den Gedanken, eine Sauna auf Gas umzustellen. Das ist zum Glück nicht zustande gekommen«, sagt Köhl.

Rund 30 Prozent des verbrauchten Stroms des Aquariohms stammt aus eigener Energiegewinnung. Auf dem Dach des Schwimmbads befindet sich eine Fotovoltaikanlage. Der Gedanke, das Bad möglichst grün zu betreiben, sei von Anfang an dabei gewesen, sagt Karin Pichelmann aus dem Vorstand.

Obwohl viel Energie aus erneuerbaren Ressourcen stammt, unternimmt auch die Bürgergenossenschaft Sparmaßnahmen. »Wenn es um den Mangel von Gas geht, sind wir außen vor«, sagt Köhl. »Aber nicht, wenn es erforderlich wird, allgemein Strom zu sparen.«

Mit der Energieeinsparung sei man jedoch auf einem sehr guten Weg, sagt Gerhard Hübl, ebenfalls Vorstandsmitglied. »Wir haben rund 80 Prozent der Beleuchtung auf LED umgestellt.« Die restlichen 20 Prozent sind in Arbeit. »Außerdem schalten wir in der Schwimmhalle zurzeit nur so viel Licht ein wie nötig.« So könne man das Bad zwar auch »schick und schön« ausleuchten, doch das lasse die BgHMü derzeit bleiben.

Köhl ergänzt: »Nach der Revision - der zweiwöchigen Schließung - haben wir auch die Wassertemperatur herabgesetzt.« An normalen Badetagen betrage die Wassertemperatur nun 28 statt 30 Grad und freitags - dem Warmbadetag - 30 statt 32 Grad. »Den Temperaturunterschied merken die Badegäste schon, aber es ist noch warm und wir sind kein Thermalbad«, sagt Hübl. »Die Sportschwimmer begrüßen die niedrigeren Temperaturen sogar.«

Mehr Fotovoltaik

als Option

Neben den bisherigen Einsparung prüfe die Bürgergenossenschaft, welche Möglichkeit es noch gebe, um auch künftig Energie einzusparen. »Von 2021 auf 2023 verfünffacht sich der Arbeitspreis des Stroms«, sagt Köhl. »Das ist enorm.« Zudem habe sich auch der Bezugspreis erhöht. »Wir müssen uns im Vorstand Gedanken machen, wie wir mit den Mehrkosten beim Strompreis umgehen. Wie wir das kompensieren können.«

Eine Möglichkeit sei es, die Eintrittspreise zu erhöhen, doch das sei durch die Inflation schwierig. »Die Preise für einen Schwimmbadbesuch sind endlich«, sagt Köhl. Eine andere Option sei es, den Verbrauch zu minimieren, in dem die Öffnungszeiten oder die Benutzung einzelner Saunen angepasst werden. »Wir müssen da sehr vorsichtig agieren. Es steht alles auf dem Prüfstand«, sagt Hübl. Noch sei nichts entschieden.

Zudem prüfe der Vorstand im Austausch mit Fachpersonal, ob sie durch eine neue Wasserpumpe effektiv Energie sparen könnten. »Das wäre jedoch ein hoher Kostenaufwand«, sagt Hübl. »Es müsste sich wirklich rechnen. Die derzeitige Pumpe ist bereits auf einem guten Level.« Pichelmann ergänzt: »Wir sind seit Jahren dabei, möglichst wenig Energie zu verbrauchen.«

Parallel zu den Einsparungen werde überlegt, eine weitere Fotovoltaikanlage aufzustellen. Noch sei nichts endgültig entschieden, doch es sei angebracht, über alle Möglichkeiten nachzudenken. So oder so freue man sich über die kommenden Besucher, und hoffe auf Verständnis für etwas niedrigere Wassertemperaturen und eine sparsame Beleuchtung.

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smf_Aquariohm_1a_160822_4c © Sophie Mahr
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smf_Aquariohm4a_160822_4c © Sophie Mahr
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smf_Aquariohm5_050822_4c_2 © Sophie Mahr

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