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Ästhetik für Augen, Ohren, Nase

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Von: Dieter Graulich

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Die Sieger der Bergmähwiesen-Meisterschaften. © Dieter Graulich

Um die Bergmähwiesen bei Feldkrücken artenreich zu erhalten, gibt es seit einigen Jahren ein illustres Fest. Nicht zuletzt, um auch das Bewusstsein und die Wertschätzung dieser landwirtschaftlichen Bewirtschaftung zu fördern.

»Auf dieses siebte Bergmähwiesenfest haben wir drei Jahre warten müssen«, sagte Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak am Sonntagmorgen in seiner Begrüßung »Am Melgeshain« in der Ulrichsteiner Gemarkung Feldkrücken. Auch wenn die Pandemie immer noch aktiv sei, könne man sich wieder den blütenreichen Bergmähwiesen im Vogelsberg widmen: »Die hohe Artenvielfalt dieses Lebensraums und dessen Erhalt ist uns allen ein wichtiges Anliegen!«

Deswegen würden seit ein paar Jahren das Bergmähwiesen-Fest und im Vorfeld dazu die Bergmähwiesen-Meisterschaften durchgeführt. Damit wolle man das Bewusstsein in der Bevölkerung und die Wertschätzung für die Bewirtschaftung artenreicher Grünlandbestände wecken und gleichzeitig diese Form der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung fördern.

»Bergmähwiesen haben eine wunderbare Vielfalt an Blumen, Kräutern und Gräsern. Dort leben seltene Vögel und eine Vielzahl an Schmetterlingen, Heuschrecken und anderen Insekten. Diese Vielfalt wird in keinem anderen Biotop erreicht, das macht die Bergmähwiesen zu einem der wertvollsten Naturräume in Mitteleuropa«, betonte Dr. Mischak.

Er räumte aber auch ein, dass wirtschaftlich gesehen solche Wiesen für einen landwirtschaftlichen Betrieb wenig lukrativ seien, da sie ohne Düngung ertragsarmer seien. Aber die bunten, summenden und duftenden Bergmähwiesen seien Ästhetik für Augen, Ohren und Nasen.

Bürgermeister Edwin Schneider bekräftigte dies in seinem Grußwort und wies darauf hin, dass der Klimawandel auch im hohen Vogelsberg angekommen sei. Dies spüre man nicht nur bei der Trinkwasserversorgung in Ulrichstein, sondern auch an den Wäldern, trockenfallenden Quellen und Bächen. Auch die Bergmähwiesen leiden darunter. Schneider zeigte sich erfreut, dass die Aktion »Nähe ist gut« die Bewirtschafter der Bergmähwiesen unterstützt.

»Wir leben in dieser Region und wollen der Region etwas zurückgeben«, hob Vorstand Günter Berz-List von der Schwälbchen-Molkerei hervor und betonte dass es Ziel der Initiative »Nähe ist gut« mit REWE, Schwälbchen und Hassia-Mineralquellen sei, die Bergmähwiesen zu erhalten. Der in Herchenhain installierte »Bergmähwiesen-Pfad« sei dabei ein wichtiges Instrument.

61 Pflanzenarten auf kleinstem Raum

Seitens des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz warb Wiebke Büschel, die neue Leiterin des Schutzgebietsmanagements, für die Artenvielfalt der Bergmähwiesen und damit den Erhalt der Biodiversität. Auf kleinstem Raum kämen bis zu 61 Pflanzenarten vor.

Weitere Grußworte gab es von Gerrit Oberheidt, Dezernatsleiter Artenschutz, Biodiversität und Fischerei beim RP Gießen und vom Kreislandwirt Andreas Kornmann.

Große Spannung herrschte dann bei den zahlreichen Besuchern bei der Siegerehrung der Bergmähwiesen-Meisterschaft. Platz eins belegte eine Fläche der Frühauf GbR Selgenhof im Naturschutzgebiet (NSG) Melgershain. Ein großer Blütenreichtum, viele Bienen und Käfer sowie feuchte beziehungsweise wechselfeuchte Stellen waren ausschlaggebend für den Sieg. Auf Platz zwei kam eine Fläche im NSG »Breungeshainer Heide«, die von Steffen Hildebrand (Kaulstoß) bewirtschaftet wird.

Gleich drei Flächen belegten den dritten Platz. So eine Fläche im Oberwald mit Bewirtschafter Lukas Wolfrath (Ilbeshausen), eine Fläche am Schafhofweiher bei Altenschlirf mit Bewirtschafter Hartmut Langwasser (Altenschlirf) und eine Fläche des Vogelschutz- und Naturschutzverein Herbstein, die in Zusammenarbeit mit Jens Schäfer (Lanzenhain) bewirtschaftet wird.

Ein Sonderpreis für die artenreichste Fläche ging an Horst Hildebrand (Sichenhausen) für eine Fläche am NSG Ernstberg bei Sichenhausen. Gleich zwei Flächen standen beim guten Futterwert auf dem Treppchen. So eine Fläche in Kölzenhain von Hans-Jürgen Hessler und in Stumpertenrod von Iris Jost. Eine Waldwiese in Schadges, die von Joachim Hoppe bewirtschaftet wird, erhielt einen Sonderpreis als Fläche mit hohem Imkerwert.

Im Anschluss an die Siegerehrung starteten die Teilnehmer unter Leitung von Joachim Schönfeld zu einem Rundgang, bei dem an verschiedenen Stationen Informationen über Schafe und Ziegen, Rinderweidegang sowie den gesamten Komplex Bergmähwiesen einschließlich Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg, NABU Vogelsberg, Geopark Vogelsberg angeboten wurden.

Sehr gut angenommen wurden auch Führungen, wie die botanische Wanderung mit Ernst Happel, die Kräuterwanderungen mit Tanja Adam und Morana Guerrero sowie mit Ellen Langstein, die geologische Wanderung mit Geoparkführer Hartmut Greb, eine ornithologische Wanderung mit Manfred Jäger, die botanische Wanderung mit Susanne Jost und eine Familienwanderung zu Zauber-Orakelkräutern mit Doris Ritz.

Auf dem Festplatz gab es einen Markt mit typischen Vogelsberger Produkten, Essen und Trinken.

Erstmals wurde vor den Besuchern von der Feldkrücker Vereinsgemeinschaft die Theateraufführung »Trinkt Binnbanell und Baldrian« aufgeführt. Die Anspielung handelt zur Sage des Dorfes Feldkrücken und die heilende Wirkung von Vogelsberger Kräutern.

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Das Anspiel der Feldkrücker Vereinsgemeinschaft hatte die Wirkung heilender Kräuter zum Inhalt. © Dieter Graulich

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