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Abend zum Innehalten

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Das Quartett Ohrenweide mit Uwe Henkhaus, Regina Fuchs, Claudine Mäßer und Thomas Schlosser sowie vorne Astrid Ruppert. 	FOTO: PM
Das Quartett Ohrenweide mit Uwe Henkhaus, Regina Fuchs, Claudine Mäßer und Thomas Schlosser sowie vorne Astrid Ruppert. FOTO: PM © Red

Homberg (pm). Einen wundervollen weihnachtlichen Abend erlebten die Besucher dieser Tage in der voll besetzten Kirche im Homberger Stadtteil Nieder-Ofleiden. Astrid Ruppert, Autorin und Drehbuchautorin aus Ober-Ofleiden, las aus ihrem bekannten Buch »Obendrüber da schneit es« und das Quartett Ohrenweide sang weihnachtliche Lieder dazu.

Es war ein Abend zum Innehalten und zum Freuen, zum Nachdenken und zum Zerstreuen. »Zum Hören und zum Singen, und morgen…. und noch zum Nachklingen«, so beschrieb es die Homberger Buchhändlerin Ulrike Sowa in ihrer Begrüßung an diesem Abend.

Fest mit Hindernissen

Astrid Ruppert erzählte eingangs, wie es dazu kam, dass dieses Buch entstanden ist, und sie ließ symbolisch in allen Wohnungen, in denen die Hauptpersonen des Romans zu Hause sind, die Lichter erleuchten. In den Räumen von Waltraud und Achim herrscht keine Weihnachtstimmung, weil Achim den einzigen Auftrag, den er von seiner Frau erhielt, vergessen hatte. Er hatte die reservierte Gans nicht abgeholt. Waltraud, bestens organisiert, hatte sich schon um den Glanz und die Dekoration der Wohnung gekümmert, die Lieblingsplätzchen der Familie gebacken, die Füllung für die Gans vorbereitet, die Geschenke gekauft und verpackt, den Baum besorgt, die Betten für die Kinder frisch bezogen und überhaupt alles selbst gemacht. Die einzige Aufgabe, die sie delegiert hatte, ging gründlich schief. Waltraud ist enorm frustriert und bestreikt deshalb jetzt Weihnachten.

In der Wohnung von Miriam und ihrer Tochter Julchen will auch keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen, weil Miriam das erste Weihnachtsfest als Alleinerziehende bevorsteht, nachdem ihr Mann die Familie verlassen hat. Bei Gregor, dem neuen Pfarrer der Gemeinde, leuchten die Lichter auch nicht besondes hell und glanzvoll, weil er am Tag vor dem Heiligen Abend noch kein einziges Wort seiner Predigt geschrieben hat. Verzweiflung macht sich deshalb bei ihm breit.

Dann gibt es noch Sabrina, auf deren einziger noch passender Bluse ein großer Schokoladenfleck prangt, und Herrn Eberling, der Menschen sowieso nicht recht leiden kann und Weihnachten schon gar nicht. Michael hat seine liebe Not mit den beiden pubertierenden Kindern, und alle in dem Buch beschriebenen Menschen sind mit ihren Problemen so sehr beschäftigt, dass Besinnlichkeit und Fröhlichkeit bei ihnen keine Chance haben.

Jeder Zuhörer erkannte in den geschilderten Familien und Einzelpersonen ein bisschen seine eigene Situation wieder, und Astrid Ruppert verstand es meisterhaft, die Personen lebendig werden zu lassen und die Gegebenheiten mit dem notwenigen Quentchen Humor zu versehen. An dieser Stelle bat die Autorin die Gäste, gemeinsam mit dem Quartett Ohrenweide »Stille Nacht« anzustimmen. Im Wechsel las dann Astrid Ruppert, immer wieder von Gelächter aus dem Publikum unterbrochen, wie es mit den Familien im Weihnachtsstress weiterging, und das Quartett Ohrenweide sang fröhliche und stimmungsvolle Weihnachtslieder.

Uwe Henkhaus, Regina Fuchs, Claudine Mäßer und Thomas Schlosser ließen die Lieder mit so viel Professionalität und Können erklingen, dass nach jedem Beitrag begeisterter Beifall aufbrandete.

Abend klingt lange nach

Zum Abschluss durften die Gäste noch einmal gemeinsam mit dem Chor »dona nobis pacem« (Schenke uns Frieden) im Kanon singen. Stehender, langanhaltender Applaus war die Belohnung für diese lebendige, witzige und meisterhaft vorgetragene Lesung von Astrid Ruppert und dem brillanten, eindrucksvollen Gesang des Quartetts Ohrenweide.

»Mit Schnee können wir nicht dienen, aber wir werden mit Literatur beschienen und mit wunderbaren Liedern von der Ohrenweide. Heute ist ein Abend wie Samt und Seide.« Diese Worte aus der Begrüßung von Ulrike Sowa hatten sich bewahrheitet, da waren sich alle Besucher einig.

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