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Giftpflanzen-Alarm in Deutschland: Verbrennungen dritten Grades drohen

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Von: Sebastian Schmidt

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Seit den 1980ern werden immer mehr Fundorte des Riesen-Bärenklaus in Deutschland registriert. In der Nähe von Flüssen und Bächen fühlt sich die Pflanze besonders wohl.
Seit den 1980ern werden immer mehr Fundorte des Riesen-Bärenklaus in Deutschland registriert. In der Nähe von Flüssen und Bächen fühlt sich die Pflanze besonders wohl. © Imago/Volker Hohlfeld

Vor dem Riesen-Bärenklau ist Vorsicht geboten: Die Giftpflanze mit der Haut zu berühren, kann Verbrennungen dritten Grades hervorrufen. Vor allem Kinder sind gefährdet.

Bonn – Der Riesen-Bärenklau, auch bekannt als Herkulesstaude, trägt seinen Namen nicht umsonst: Schließlich wird die Pflanze bis zu drei Meter hoch und überragt so die meisten anderen Grünpflanzen in ihrer Umgebung. Für den Menschen bietet der Riesen-Bärenklau aber nicht nur einen kolossalen Anblick, sondern auch eine Gefahr: Die Pflanze ist giftig und Berührungen mit der Haut können zu schlimmen Verbrennungen führen.

Riesen-Bärenklau in Deutschland vom Menschen eingeschleppt

Dabei war der Riesen-Bärenklau lange Zeit in Deutschland gar nicht heimisch. Das Bundesamt für Naturschutz (BFN) berichtet, dass die Pflanze ursprünglich aus dem Kaukasus stammt. Zwischen 1828 und 1893 wurde der Riesen-Bärenklau dann als Zierpflanze nach Großbritannien und andere europäische Länder gebracht und breitete sich von da an in Mitteleuropa aus.

Neobiota - eingeschleppte Arten

Arten, die durch den Menschen in Gebiete eingeschleppt werden, in denen sie vorher nicht heimisch waren, nennt man auch Neobiota. Man kann sie unterscheiden in Neopyhten wie den Riesenbärenklau, wenn es sich um Pflanzen handelt, Neozoen, wenn es sich um Tiere handelt, und Neomyceten, wenn es Pilze sind.

Neben ihrer Größe kann man die Staude auch an ihren Stängeln erkennen. Die sind laut BFN am Grund bis zu 10 Zentimeter dick und oft rot gesprenkelt. Auch die unteren Blätter können riesige Dimensionen annehmen und bis zu drei Meter lang werden. Die Blüten des Riesen-Bärenklaus bilden Dolden mit bis zu 50 Zentimetern Durchmesser und sind weiß oder gelbgrün. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.

Riesen-Bärenklau: Giftpflanze wächst an unterschiedlichsten Standorten

Während der Riesen-Bärenklau im Kaukasus vor allem in höheren Lagen vorkommt, ist er in Deutschland laut BFN an den unterschiedlichsten Standorten zu finden, von den Alpen bis zur Küste. Er kommt besonders häufig in der Nähe von Flüssen und Bächen vor, durch welche die Samen verbreitet werden. Die Pflanze wächst aber auch in Acker- oder Wiesenbrachen, in Parks und an Verkehrswegen.

Seit den 1980er Jahren werden in Deutschland laut BFN immer mehr Fundorte beschrieben, so dass davon ausgegangen werde, dass sich der Riesen-Bärenklau in Deutschland ständig weiter ausbreitet.

Giftpflanze Riesen-Bärenklau ist phototoxisch

Ein Mann im Schutzanzug steht vor einem Riesen-Bärenklau.
Wer den Riesen-Bärenklau bekämpft, sollte einen Schutzanzug tragen, denn Berührungen der Pflanze sind gefährlich. © Patrick Pleul/dpa

Um den Riesen-Bärenklau sollte man einen weiten Bogen machen, denn die Pflanze wurde nicht zu Unrecht 2008 zur Giftpflanze des Jahre gekürt. Sie ist nämlich phototoxisch, die komplette Pflanze enthält laut BFN Furanocumarine. Wenn diese – zum Beispiel durch Berühren des Riesen-Bärenklaus – auf die menschliche Haut gelangen und dann Sonnenstrahlen auf die Stelle treffen, entwickeln sich nach 24 bis 48 Stunden schwere Hautentzündungen, die auch Blasen bilden.

Die Auswirkungen vergleicht das BFN mit Verbrennungen dritten Grades, die teilweise mehrwöchige Klinikaufenthalte notwendig machen. Dazu kommt, dass die Entzündungen nur langsam abheilen und narbenähnliche Hyperpigmentierungen hervorrufen. Bei akuten Symptomen ist übrigens der Giftnotruf die richtige Anlaufstelle. In Hessen kann man diesen unter der 06131/19240 erreichen.

Giftpflanze in Deutschland: Schutzkleidung gegen den Riesen-Bärenklau tragen

Um sich zu schützen, sollte man dem Riesen-Bärenklau aus dem Weg gehen und diesen auf keinen Fall berühren. Laut BFN sind häufig Kinder von den Verbrennungen betroffen, die zum Beispiel aus den hohlen Stängeln Blasrohre bauen. Aber auch Arbeiter in der Land- und Forstwirtschaft oder dem Gartenbau seien besonders gefährdet. Denn, so warnt der BFN, selbst Kleidung bietet keinen vollständigen Schutz. Wer also in Riesen-Bärenklau-Beständen arbeiten muss, sollte unbedingt eine vollständige Schutzkleidung tragen*.

Wenn dennoch eine Berührung mit der Pflanze oder ihrem Pflanzensaft stattfindet, sollten Betroffene die Körperstelle laut BFN sofort mit reichlich Wasser spülen. Treten trotzdem stärkere Symptome auf, sollte man einen Arzt oder das Krankenhaus aufsuchen.

Kampf gegen den Riesen-Bärenklau oft erfolglos

Da der Riesen-Bärenklaus so giftig ist, wird oft versucht seine Bestände zu bekämpfen*. Dabei kommen einerseits Herbizide zum Einsatz, aber auch das Ausgraben der Wurzel ist eine Methode, wie es bei der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft heißt.

„In den meisten Fällen blieben die Maßnahmen jedoch erfolglos“, schreibt der BFN. Dort, wo der Riesen-Bärenklau bereits zahlreich vorkomme, sei eine völlige Ausrottung auch kein realistisches Ziel mehr. Aber wo die Wahrscheinlichkeit des Kontaktes – gerade durch Kinder – groß sei, lohne sich laut BFN die Bekämpfung dennoch. Auch kleine „Initialpopulationen“ können angegangen werden, damit nicht der ganze Landstrich durch die Giftpflanze besiedelt wird.

*fr.de und wetterauer-zeitung.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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